«Hallo England. Hallo London … Hallo Haye» – Prattler Boxer Gjergjaj betritt die Weltbühne

Arnold Gjergjaj wird am 21. Mai in London auf seinen bisher stärksten Gegner treffen, den ehemaligen WBA-Weltmeister David Haye. Dieser hofft nach einer langen Verletzungspause auf ein Comeback.

David Haye und Arnold Gjergjaj beim «Face Off» in London.

(Bild: Andrew Couldridge / Reuters)

Arnold Gjergjaj wird am 21. Mai in London auf seinen bisher stärksten Gegner treffen, den ehemaligen WBA-Weltmeister David Haye. Dieser hofft nach einer langen Verletzungspause auf ein Comeback.

Unterschiedlicher könnten die beiden Boxer nicht sein, die am Mittwoch in London vor die Medien traten. Auf der einen Seite Arnold «The Cobra» Gjergjaj, der bescheidene Profiboxer aus Pratteln, der lange neben dem Training im Laden seines Bruders arbeitete und sich langsam beharrlich in der Weltrangliste unter die Top 30 hochkämpfte. Ihm gegenüber David «The Hayemaker» Haye, schillerndes Grossmaul, Millionär und Boxer von Weltformat, der schon gegen Wladimir Klitschko und Derek Chisora im Ring stand.

Haye nannte die Kobra einen «Gegner, den es erst noch zu schlagen gilt». Es wurde aber klar, dass Gjergjaj aus seiner Sicht ein Aufbaugegner ist. «Alle guten Kämpfer im Schwergewicht sind grösser als ich, die Kobra ist es ebenfalls. So kann ich mich für spätere Gegner vorbereiten.» Ausserdem sei es immer ein besonderes Gefühl, einen bisher ungeschlagenen Gegner zu besiegen.

Gjergjaj: «Hayes Zeit ist vorbei»

Ungleich bescheidener fiel Gjergjajs Auftritt aus. Er trat mit den Worten «Hallo England, hallo London … hallo Haye» ans Mikrofon. «Ich freue mich, gegen einen der besten Boxer der Welt anzutreten.» Doch auch die Kobra hatte einige grosse Worte für ihren Gegner übrig: «Seine Zeit ist vorbei. Ich kämpfe, um zu siegen. Es wird eine grosse Schlacht geben und am Ende wird nur ein Boxer stehen bleiben.»

Am Mittwochvormittag wurde offiziell gemacht, was seit einer Woche gerüchteweise kursierte: Gjergjaj kämpft am 21. Mai in der O2-Arena in London gegen den ehemaligen WBA-Champion David Haye.

David Haye hat eine ruhmreiche Karriere hinter sich. Als Cruisergewicht (bis 90,72 Kilogramm) erkämpfte er sich bis 2008 mehrere Titel. Den Wechsel in die höhere Gewichtsklasse schaffte Haye spielend, nur ein Jahr später bezwang er in seinem zweiten Schwergewichtskampf den Boxgiganten Nikolai Walujew (2,13 Meter gross) und wurde Weltmeister der World Boxing Association WBA. Diesen Titel musste er 2011 wieder abgeben, als er Klitschko nach Punkten unterlag und dabei eine recht müde Figur machte.

Das Duell mit Gjergjaj soll Haye den Weg zurück zu einem Titelkampf ebnen

Das änderte sich ein Jahr später, als Haye Derek Chisora mit einem technischen K.o. in der fünften Runde bezwang. Haye war dabei fast nicht mehr wiederzuerkennen. Wo er gegen Klitschko noch zögerlich auftrat und kaum Schläge ausführte, geschweige denn landete, hagelte es gegen Chisora Punches noch und nöcher.

Der Hayemaker war in Topform, aber nicht lange. 2013 musste er wegen einer Schulterverletzung vorzeitig vom Boxsport zurücktreten. Im Januar hat der Hayemaker nun sein Comeback gegeben und den Australier Mark de Mori nach nur zwei Minuten zu Boden geschickt. Der Kampf gegen die Kobra soll Haye nun den Weg zurück zu einem Titelkampf ebnen.

So stark sich Haye und Gjergjaj unterscheiden, so gross sind doch die Parallelen: Auch Gjergjaj hat eine Verletzungspause hinter sich, nachdem er im vergangenen Juni gegen den Russen Denis Bakhtov seinen EBU-Titel zwar verteidigt, sich dabei jedoch die rechte Hand gebrochen hatte. Gjergjaj und Haye haben genau gleich viele Profikämpfe hinter sich (29) und sind dabei je rund 120 Runden im Ring gestanden. Haye hat dabei aber definitiv die besseren Gegner gehabt. Und schliesslich verfolgt auch Gjergjaj das Ziel, einen Weltmeisterkampf zu bestreiten. «Das ist und bleibt unser Ziel», sagt sein Manager und Trainer Angelo Gallina.

Das mögliche Ende von Gjergjajs lupenreiner Kampfbilanz

«Haye ist ein Wunschgegner», sagt Gallina. Er lässt aber auch durchblicken, dass die Herausforderung sehr gross ist. «Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten zuerst Klitschko bekommen.»

Als Boxer ist Haye besser als jeder, den die Kobra im Ring bisher bezwingen musste. Er ist bekannt für seine Schnelligkeit, für seine harten Schläge und für seine Beweglichkeit. Man sieht ihm an, dass er ursprünglich in einer leichteren Gewichtsklasse gekämpft hat. Gut möglich, dass der bisher ungeschlagene Gjergjaj Prügel einstecken muss wie noch nie in seiner Karriere. Es könnte das Ende seiner lupenreinen Kampfbilanz werden.

Gallina aber ist zuversichtlich. «Im Boxen kann alles passieren, auch Arnold hat einen harten Punch und er hat in seinen letzten Kämpfen Ausdauer bewiesen.» Zum Kampf sind es noch rund sieben Wochen. «Wir werden intensiv trainieren und in Basel ein Trainingscamp errichten», sagt Gallina.



<p>«Cobra» gegen «Hayemaker», das Duell in London dürfte spannend werden.</p>

<p>«Cobra» gegen «Hayemaker», das Duell in London dürfte spannend werden.</p> (Bild: Hans-Jörg Walter)

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