«Hallo, ich bin der lässige Alex, und wer bist Du?»

Alex Frei hat seinen Gefallen daran gefunden, als U18-Trainer des FC Basel fernab der Öffentlichkeit zu arbeiten. Im Interview spricht der ehemalige Nationalspieler über Pfiffe gegen Fussballer, über störende Faktoren wie Spielerberater, über die Verweichlichung der Jugend und schlechte Erfahrungen mit Austern.

Auf dem Nachwuchscampus des FC Basel: Hier trainiert Alex Frei die U18. (Bild: Dirk Wetzel)

Alex Frei, schauen Sie sich als ehemaliger Nationalspieler eigentlich die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft an?

Ich habe in den letzten sechs Jahren nur ein paar Spiele ganz gesehen. Das hat nichts mit Ressentiments zu tun. Für mich als Mitglied der Transferkommission des FC Basel sind andere Spiele einfach aufschlussreicher. Die Schweiz kenne ich in- und auswendig, andere Nationen erweitern meinen Horizont, Nationen, die für die Top-30-Vereine in Europa bezüglich Scouting vielleicht nicht so interessant sind, für uns in Basel aber schon.

Wenn Sie sich das Spiel gegen Nordirland nicht angeschaut haben, fragen wir uns: Wo war der Patriot Alex Frei? Sie sind ja immer noch Schweizer Rekordtorschütze.

Irgendwann wird mich ein anderer Stürmer überholen. Natürlich schaue ich mir ein WM-Spiel gegen Argentinien an, oder ein EM-Spiel gegen Polen. Und die zweite Halbzeit gegen Nordirland habe ich auch geschaut. Jetzt haben wir die Bestätigung erhalten, dass man aus der Vergangenheit nicht viel gelernt hat.

Sie meinen die Pfiffe gegen Haris Seferovic, Pfiffe, die Sie damals gegen sich selbst auch erlebt haben.

Ich bin immerhin froh, dass in den Medien mehrheitlich Partei für Seferovic ergriffen wurde. Es ist einfach nicht in Ordnung, dass ein Nationalspieler ausgepfiffen wird. Punkt. Schluss.

An einem anderen Tag liegt einem Fussballer als Siegtorschütze eine Nation aber wieder zu Füssen. Muss er nicht mit Pfiffen umgehen können?

Nein. Und das Argument, dass diese Spieler doch viel Geld verdienen, zieht auch nicht. Der Fan muss einfach spüren, dass er seine Nationalmannschaft unterstützen muss, wenn der Spielausgang am seidenen Faden hängt.

Es hat gereicht, die Schweiz ist dabei an der WM. Was darf der Fan von dieser Mannschaft an der Weltmeisterschaft in Russland erwarten?

Alles und nichts. Dieses Team kann ohne Probleme in den Viertelfinal durchmarschieren. Aber eben auch mit drei Unentschieden in der Gruppenphase ausscheiden.

«Wenn du eine Schnecke bist, wirst du durch Training zwar kein Rennpferd, aber eine schnelle Schnecke.»

Sie sind Trainer der U18 beim FC Basel. Haben Sie einen Spieler im Kader, der der nächste grosse Fussballer der Schweiz werden könnte?

Wir haben Spieler im Kader mit dem Potenzial, Super League zu spielen. Aber da müssen unzählige Faktoren zusammenkommen. Vom Talent her haben wir ein paar.

Was ist denn Talent?

Für mich ist Talent, dass ein Spieler etwas ein wenig besser kann als ein anderer, ohne dass er dafür arbeiten muss. Talent macht rund 30 Prozent des Leistungsvermögens aus. Aus den Bereichen Technik, Taktik, Athletik und mentale Stärke brauchst du zwei Aspekte, damit du in der Super League spielen kannst. Und dann kommt das Talent dazu.

Den Ball zu stoppen und taktisches Verhalten kann man lernen. Das hat mit Talent weniger zu tun.

Stimmt. Und dann kommt die Eigenmotivation dazu. Bis zu einem gewissen Punkt kann man mit Mentalität sehr viel herausholen. Bei den Leistungstests war ich vielleicht nicht atemberaubend gut, aber ich bin 90 Minuten gelaufen. Das war meine Einstellung.

Kann man heute noch Profi werden, ohne sehr schnell zu sein?

Ja. Auch wenn es Clubs gibt, die danach selektionieren. Jeder Mensch hat eine gewisse Grundschnelligkeit. Wenn du eine Schnecke bist, wirst du durch Training zwar kein Rennpferd, aber eine schnelle Schnecke. Und wenn man Spielintelligenz besitzt, wenn man ein gutes Timing hat, kann einen das durch die Karriere bringen.

Sie waren nicht der schnellste Stürmer und haben trotzdem viele Tore erzielt.

Ich hatte auf dem Platz eine gewisse Intelligenz, und neben dem Platz vielleicht auch, das weiss ich nicht (lacht). Auf unserem Nachwuchs-Campus hat jeder ein gewisses Talent. Die Frage ist: Wer macht aus diesem Talent etwas? Wer hat genügend eigenen Antrieb? Und dann kommen andere Faktoren dazu: die Mädchen, die Schule, die Lehre, der Berater, die Eltern.

Wie oft schlagen Sie sich mit solchen externen Faktoren herum?

Tagtäglich. Aber ich würde nie mit einem Berater über einen Spieler diskutieren. Wenn ein Berater eines Spielers in der U21 langsam wissen will, wie es mit seinem Schützling weitergeht, kann ich das verstehen. Aber nicht in der U18. Das Problem ist, dass diese Berater schon in der U15 da sind.

Welche Rolle spielen Sie als Förderer und Forderer?

Du bist als Trainer Anlaufstation für viele Probleme, du bist gleichzeitig Kumpel und Erzieher. Wobei es nicht um das Elternhaus geht. Es geht darum, den Spielern mitzugeben, was sie befolgen müssen, wenn sie Profi werden wollen. Ein banales Beispiel: Nach dem Training siehst du vier Spieler davonlaufen. Als Trainer weiss ich genau: Sie wollen nicht auf dem Campus essen, sondern sich im Shoppingcenter eine Pizza holen.

«Als Trainer bist du gleichzeitig Kumpel und Erzieher», erzählt Alex Frei, der die U18-Mannschaft des FC Basel trainiert.

Eine Ihrer Aufgaben ist also, diesen Jungs das Jungsein zu nehmen?

Es ist mein Job zu schauen, was die Jungs machen, wenn sie auf dem Campus sind. Die Art der Ernährung ist das eine, das andere ist der Zeitpunkt: Ich habe als Profi in Rennes beispielsweise für eine schlechte Auster zum falschen Zeitpunkt bezahlt – gespielt habe ich dann trotzdem.

Welcher Austerntyp sind Sie? Pur, Zitrone oder Vinaigrette?

Vinaigrette.

Aha. Arbeiten Sie in der U18 mit solchen Episoden?

Selten. Ich versuche es eigentlich zu vermeiden, von meiner Karriere zu reden. Aber abgesehen davon: Mir macht es Mühe, wenn ich die Jungs sehe, wie sie ihrem Körper Dinge zuführen, die für einen Sportler einfach nicht gut sind. Der FC Basel investiert viel Zeit und Geld in diese Nachwuchsarbeit, und der soziale Aspekt wird sehr stark gewichtet. Jeder hier hat eine Schullösung oder eine Lehrstelle, auch auf Kosten des FCB und des Kantons. Der Spieler hat aufgrund dieses Privilegs alles dafür zu tun, dass er Profi wird.

«Heute kommen Physiotherapeuten und reden von Verletzungen, von denen ich noch nie etwas gehört habe.»

Wie gross ist der pädagogische Anteil an Ihrer Arbeit?

Ich muss als Trainer ein Gesamtpaket sein. Als ich jung war, gingen wir einfach auf den Platz und wollten Fussball spielen. Und wenn es hiess, «zieh diese Bleiweste an» oder «trainiere mit diesen Medizinbällen», dann haben wir das nicht hinterfragt. Heute wachsen die Spieler mit Leistungsdiagnostik auf, sie wissen, warum was trainiert wird.

Die Spieler von heute sind also kritischer als Sie damals?

Sie sind deswegen fussballerisch auch besser ausgebildet. Ein weiterer Unterschied ist, dass es heute weniger Persönlichkeiten gibt als früher. Der Grund ist einfach: Zu meiner Zeit hat sich doch keiner dafür interessiert, ob ich eine Lehre mache oder nicht. Man musste selbst das Telefonbuch in die Hand nehmen und den Mut aufbringen, eine Stelle zu suchen. Diese Überwindung hat einen in der Persönlichkeit gestärkt. Heute gibt es Hilfe vom Verein. Das Gleiche ist mit den Mädchen. Wenn dir früher an der Messe eine gefiel, dann musste man hingehen und sagen: «Hallo, ich bin der lässige Alex, und wer bist du?» Heute gehst du zur Kollegin, findest ihren Namen heraus und suchst sie irgendwie auf den Sozialen Medien. Ich bin da nicht so bewandert.

Was bedeutet das? Eine Art Verweichlichung der Jungen?

Es geht in diese Richtung. Es ist einfach alles anonymer und einfacher. Wir haben früher auch viel mehr mit Verletzungen trainiert, wir gingen auf den Platz, haben auf das Tor geschossen und geschaut, ob der Muskel hält. Heute kommen die Physiotherapeuten und reden von Verletzungen, von denen ich noch nie etwas gehört habe.

So schlecht kann das doch nicht sein, zumal es ja eben um die Spieler geht, die für den FCB Profi werden sollen.

Das Problem ist, dass viele mit zwanzig Jahren ihren Körper noch immer nicht kennen. Und ausserdem lernen sie nicht mehr, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Es klingt, als passe Ihnen dieses neue Ausbildungssystem eigentlich gar nicht.

Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich liebe es, tagtäglich die Jungs zu trainieren und mich mit ihnen zu befassen. Ich erkläre nur die Unterschiede zu früher. Heute sind die Spieler fussballerisch dafür um Welten besser ausgebildet als wir.

«Wir haben früher auch viel mehr mit Verletzungen trainiert.»

Vor der U18 haben Sie den drei Jahre jüngeren Nachwuchs trainiert. Was ist der Unterschied?

In der U15 fordern die Spieler weniger, sie sind noch eher Kind. Sie machen sich keine Gedanken über den Sinn von gewissen Trainingsformen. Sie machen die Übungen, aber sie reflektieren sie nicht. Der Hauptunterschied ist die Trainingsplanung und die Trainingssteuerung.

Sie sind jetzt seit drei Jahren Trainer beim FCB. Was haben Sie als Trainer und als Mensch gelernt?

Ich habe gelernt, wie ich meine Erfahrung anwende, die ich in drei Ländern meiner Karriere als Spieler gesammelt habe. Man hat einen gefüllten Rucksack, inzwischen weiss ich, was man wann aus diesem Rucksack nehmen muss. Vor allem aber habe ich gelernt, dass ein Spieler im August und September Probleme haben kann und im Frühjahr zum absoluten Überflieger wird. Man kann einen Spieler nie abschreiben. Und umgekehrt gilt das Gleiche. Man darf aber den Fussball in der Ausbildung nicht eins zu eins mit dem Profifussball vergleichen.

Ein Rätsel ist für uns Dominik Schmid. Er hatte eine vielversprechende Vorbereitung und war ein Thema für die erste Mannschaft. Können Sie erklären, warum er im Moment keine Rolle spielt?

Ich kann es nicht beurteilen, weil ich nicht Tag für Tag im Training bin. Da bin ich nicht zuständig. Sie müssen diese Frage Raphael Wicky oder Marco Streller stellen.

Als U18-Trainer sind Sie dafür nicht zuständig. Aber als Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG, wo der Profifussballbetrieb angesiedelt ist, sind Sie für die Strategie verantwortlich. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Bernhard Heusler muss doch auch nicht erklären, dass er bei der Valora als Verwaltungsrat nicht täglich am Kiosk steht …

… sie heissen aber Alex Frei und der FC Basel ist ein emotionaleres Geschäft als ein Kiosk.

Kurz und bündig beantwortet: Meine Aufgabe hat einerseits mit Verantwortung zu tun. In bin in diesem Konstrukt da zum Helfen. Damit sich Marco Streller eines Tages nicht im Regen stehen gelassen fühlt. Dann soll er die Unterstützung von mir und Massimo Ceccaroni erhalten. Ausserdem gehört die Infrastruktur der ersten Mannschaft und im Nachwuchs zu meinem Aufgabengebiet und ich bin das Bindeglied zwischen FC Basel AG und Campus-Stiftung. Das mache ich gerne, auch aus Verbundenheit mit dem FCB und Dankbarkeit – und unter der Bedingung …

… dass Sie Juniorentrainer bleiben können?

Genau.

«Marco Streller macht das sehr gut und hat schnell gelernt. Er hat aber auch ein nahezu perfektes Konstrukt beim FC Basel vorgefunden, das auf gesunden Beinen steht.»

Wie stark sind Sie als Verwaltungsrat eingespannt?

Die Transferkommission sitzt regelmässig zusammen, meistens wöchentlich. Und Bernhard Burgener bestimmt die Verwaltungsratssitzungen. Einmal im Monat treffen wir uns.

Und wie oft sucht Marco Streller Rat bei Ihnen?

Das ist das falsche Wort. Wir tauschen uns regelmässig aus. Da geht es nicht um Rat oder Belehrung, sondern um den gegenseitigen Austausch. Marco macht das sehr gut und hat schnell gelernt. Er hat aber auch ein nahezu perfektes Konstrukt beim FC Basel vorgefunden, das auf gesunden Beinen steht. Es reden nicht irgendwelche Leute rein.

Und Sie bringen einerseits die Erfahrung Ihrer Zeit als Sportchef beim FC Luzern ein. Reizt Sie diese Aufgabe nicht mehr?

Keine Spur.

Wo sehen Sie den neuen, den umgebauten FC Basel nach den ersten Monaten? 

Gegen den «neuen FCB» wehre ich mich ein bisschen. Man hat gewisse Strukturen übernommen, die super aufgestellt sind. Auf anderen Gebieten hat man neue Ideen. Die Momentaufnahme ist gut. Wir haben einen jungen, einen sehr guten Trainer, und vielleicht haben wir in der Super League zwei, drei Punkte zu wenig auf dem Konto. Andererseits konnte man nicht erwarten, dass wir nach vier Spielen in der Champions League sechs Punkte haben – und gute Aussichten, europäisch zu überwintern. Deshalb sage ich, dass wir auf gutem Weg sind.

«Ich bin da zum Helfen. Damit sich Marco Streller eines Tages nicht im Regen stehen gelassen fühlt.»

Die Young Boys scheinen in dieser Saison das Zeug zu besitzen, Schweizer Meister zu werden.

Das ist richtig.

Und hat der FCB das Zeug, um YB noch abzufangen?

Ja, weil der Weihnachtsmann noch nie Meisterpokale gebracht hat, der Osterhase aber schon. Da halte ich es wie Uli Hoeness, der diesen Satz gesagt hat.

Wird es im Winter Bewegung bei Transfers geben?

(Lacht) Wenn es so wäre, würde ich es sicher nicht hier sagen.

Bernhard Burgener hat immerhin angekündigt, dass für Matias Delgado Ersatz geholt werden soll.

Was auch immer «Ersatz» heisst. Wir diskutieren, was uns bei einer allfälligen Kaderkorrektur helfen könnte.

Sie selbst nehmen sich sehr zurück in Ihrer Rolle als Verwaltungsrat. Bernhard Burgener und Jean-Paul Brigger tun das ebenfalls, weshalb die Leute sich stets fragen: Wo ist Burgener, wo ist Brigger? Beide müssen deshalb, wenn sie sich äussern, immer aus der Defensive argumentieren. Neben Marco Streller fehlt dem FCB ein Gesicht, eine Stimme in der Öffentlichkeit. Oder sehen Sie das anders?

Ich habe ein gewisses Verständnis, wenn diese Haltung herrscht. Auch ich höre das. Aber ich finde das nicht dramatisch, sondern sogar sehr gut. Aber man muss den Leuten einfach Zeit lassen, sich in der Domäne Fussball zurechtzufinden. Es gibt wichtigere Dinge für Burgener und Brigger, als zweimal wöchentlich Interviews zu geben. Das wird sich einpendeln, und dann wird man die beiden mehr wahrnehmen. Ich habe lieber Leute, die intern so kommunizieren, dass es funktioniert, als irgendwelche Blender in der Öffentlichkeit. Bernhard Burgener hat es ja so angekündigt: Mit ihm wird man nicht den grossen Zampano in der Öffentlichkeit bekommen.

Sie warten gerade auf das Ergebnis der Prüfung zum Trainer-A-Diplom. Dann können Sie frühestens 2019 die Uefa-Pro-Lizenz erwerben.  Wo wird der Weg von Alex Frei als Trainer hinführen? Eines Tages auch zu einer ersten Mannschaft?

Heute und morgen nicht. Ich will es allerdings auch nicht ausschliessen. Weil ich mich kenne …

… also Ihren Ehrgeiz?

Im Moment ist die Frage irrelevant, weil ich sehr zufrieden bin. Jetzt ist der Ehrgeiz, junge Spieler zu begleiten und weiterzuentwickeln. Und nicht, so schnell wie möglich eine Profimannschaft zu trainieren. Ich kann mir auch vorstellen, noch 15 Jahre Trainer einer Juniorenmannschaft zu sein.

Wo Sie arbeiten können, ohne in der Öffentlichkeit zu stehen.

Das ist derzeit der grösste Genuss. Ausser, wenn jemand ausgepfiffen wird. Dann wird man wieder eingeholt von der Öffentlichkeit.

Alex Frei zu Manchester United: «Ich muss ehrlich sagen, ich sehe keinen Giggs und keinen Scholes, keinen Ferdinand und keinen Rooney.»

Apropos Ehrgeiz: Wie gross ist der, am Sonntag das Spitzenspiel der Schweizer U18-Meisterschaft gegen den Tabellenführer GC zu gewinnen?

Sehr gross. Wir sind zwar in der Ausbildung, wo das Ergebnis nicht prioritär ist. Wenn ich wählen müsste, Schweizer Meister zu werden oder zwei Spieler direkt in die erste Mannschaft zu bringen, dann wähle ich Letzteres. Aber auf dem Papier ist es ein Spiel, wo man hinterher drei oder neun Punkte Rückstand hat. Allein das sollte jedem in unserer Kabine genügend Ansporn sein.

Gibt es für den U18-Trainer Frei denn Vorgaben, wie viele Spieler er nach oben bringen muss? 

Nein, die Erfahrung ist, dass es im Normalfall drei Viertel der U18 in die U21 schaffen. Das andere Viertel fällt der Leistungsguillotine zum Opfer – oder schafft es direkt in die erste Mannschaft. Für mich gibt es alle sechs Monate Feedbackgespräche mit Massimo Ceccaroni und Thomas Paul (Chef Formation beim FC Basel). Die bewerten mich aufgrund meiner Trainertätigkeit, unabhängig von meiner Position als Verwaltungsrat.

Herrscht da nicht ein Interessenkonflikt?

Wenn ich das merken sollte, muss ich überlegen, wie ich damit umgehe. Bis jetzt gelingt das wunderbar. Der U21-Trainer Arjan Peço bestimmt, wen er aus der U18 spielen lässt und wen er zu mir schickt. Immer im Dialog, aber am Ende habe ich mich zu fügen. Auch wenn ich Verwaltungsrat bin.

Am Dienstag kommt Manchester United. Ist der FCB noch einmal in der Lage, ein solches Husarenstück wie vor sechs Jahren abzuliefern, als Alex Frei noch Torschütze beim legendären 2:1 und der Achtelfinalqualifikation war?

Ja.

Kommt Ihnen Manchester nicht stärker vor als damals?

Ich muss ehrlich sagen, ich sehe keinen Ryan Giggs und keinen Paul Scholes, keinen Rio Ferdinand und keinen Wayne Rooney …

Dafür gibt es jetzt Lukaku, Martial oder Mchitarjan, wie man bei der diskussionslosen 0:3-Niederlage in Old Trafford feststellen durfte. 

Schon klar, das sind alles gute Kicker – für mich aber nicht die gleiche Kategorie wie eben Ferdinand, Giggs oder Rooney.

Die FCB-Startelf von damals steht sinnbildlich für eine Mannschaft aus Basler Spielern, die nun für das Kernkonzept der neuen Clubführung stehen.

Man muss trennen können. Das war damals eine einmalige Konstellation. Das versuchen wir in Zukunft wieder hinzubekommen, aber das wird schwierig. Ich habe damals schon gesagt, dass man sich daran noch lange erinnern wird und man es so lange wie möglich geniessen soll, wie die Mannschaft zusammengesetzt war. Aber es ist auch nicht fair, die aktuelle Mannschaft damit zu vergleichen oder daran zu messen.

Aktuell hat der FCB schon fette Ausrufezeichen gesetzt mit dem 5:0 gegen Benfica und dem Sieg in Moskau. Was bedeutet das für die Ausgangslage am Dienstag?

Zum Überwintern braucht es ja nicht mehr viel. Das könnte ein Vorteil sein, um unbeschwert und frisch von der Leber weg aufzuspielen. Und mit einem Sieg liegen ja sogar Platz zwei und die Achtelfinals in der Champions League drin.

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