Heiko Vogel: «In der Breite sind wir dicht»

Heiko Vogel will den Titel des Schweizermeisters so schnell als möglich einfahren. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, steht dem Trainer des FC Basel vor dem Heimspiel gegen Servette (Samstag, 17.45 Uhr) fast das gesamte Kader zur Verfügung.

Ätsch! Marco Streller lässt Servettes Goalie Joao Barroca ins leere springen. Das 3:0 an diesem Oktoberabend erzielt Alex Frei (nicht im Bild, aber eigentlich immer am richtigen Ort, wenn es darum geht, ein Tor zu erzielen). (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Heiko Vogel will den Titel des Schweizermeisters so schnell als möglich einfahren. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, steht dem Trainer des FC Basel vor dem Heimspiel gegen Servette (Samstag, 17.45 Uhr) fast das gesamte Kader zur Verfügung. Der Cuphalbfinal gegen den FC Winterthur wurde vom 11. auf den 15. April verschoben.

Einige könnten durch Heiko Vogels Aussage aufgeschreckt werden. «Wir wollen möglichst schnell den Meistertitel unter Dach und Fach bringen», sagt der Trainer des FC Basel vor der Heimpartie gegen den Servette FC. Und irgendwie braucht es in der allgemeinen «Die-Liga-ist-längst-entschieden-Stimmung» einen exakten Blick auf die Tabelle um festzustellen: Tatsächlich, der FC Basel gehört zu jenen wenigen Teams, die noch nicht mit einem Sternchen versehen sind. Also muss es irgendwie im Bereich des Möglichen liegen, dass die Rotblauen den Titelgewinn noch versemmeln könnten.

Ob es auch bis in den Bereich des Vorstellbaren reicht, ist zu bezweifeln. Der FC Luzern müsste in seinen verbleibenden neun Spielen elf Punkte aufholen. Wobei die Basler, Lausanner Rasengefrörnis und Xamax-Debakel sei Dank, noch zwei Spiele mehr austragen dürfen als die Innerschweizer. Bei dieser Ausgangslage ist aus FCB-Sicht schon fast zu hoffen, dass die eigenen Spieler die Tabelle nicht so genau betrachten. Sonst könnte die Gefahr bestehen, dass sie Vogels Aufforderung nicht nachkommen, der erklärt: «Nachlassen gibt es nicht.»

Entgegen kommt Vogel, dass der Konkurrenzkampf in seiner Mannschaft funktionieren sollte. Oder wie der 36-Jährige sagt: «In der Breite sind wir dicht.» Eine mit erhobenem Zeigefinger betonte Aussage, die Pressesprecher Zindel so sehr gefällt, dass er sie gerne als Überschrift lesen will. Bitte, gern geschehen! Wir sind ja nicht so.

Vogels Verneigung vor Wuttke

Nun hat Vogel keine Ambitionen, in die höchsten Sphären der schräg gedrechselten Phrasen einzudringen, die bislang meist altgedienten Bundesligatrainern vorbehalten ist. Seine Aussage ist eine Verbeugung vor Wolfram Wuttke. Der legendäre deutsche Offensivspieler hatte mal in einem Akt von Selbsterkenntnis zugegeben: «Immer wenn ich breit bin, werde ich spitz.» Das und zehn weitere Punkte zu Wuttke finden sie auf «11 Freunde».

Einen ernsten Hintergrund hat Vogels Aussage auch noch. Bis auf Scott Chipperfield und Kay Voser hat der FCB-Trainer alle Spieler an Bord, was sich in ein paar Wechseln im Vergleich zum 5:2-Sieg im Cup gegen Lausanne niederschlagen dürfte.

Philipp Degen, der sich gegen die Waadtländer kurz vor Ende vorsichtshalber auswechseln liess, ist zwar nicht verletzt. Degen horche eben «sehr in seinen Körper», erklärte Vogel die Auswechslung vom Mittwoch: «Das ist mit einem Blick auf seine Akte der letzten drei Jahre auch verständlich.» Gegen Servette wird aber auch ein unverletzter Degen eine Ruhepause einziehen können. Für ihn verteidigt Joo Ho Park.

Gilles Yapi in der Startformation

Für einen anderen Spieler, der aus einer langen Verletzung kommt, ist dagegen die Zeit gekommen, wieder einmal von Beginn weg aufzulaufen. Gilles Yapi, wird erstmals seit dem 24. Juli 2011, dem Tag seines Kreuzbandrisses gegen Xamax, in der Startformation stehen. «Und dann schauen wir mal, wie weit ihn seine Füsse tragen», freut sich Vogel, «weil Yapi unserem Spiel gut tut. Wir lieben den Ballbesitz – und er liebt den Ballbesitz ebenfalls.»

Der Ivorer dürfte den Platz von Granit Xhaka einnehmen, der zuletzt etwas matt wirkte. Was bei einem Spieler in seinem Alter durchaus erlaubt ist. «Der Junge ist 19 Jahre alt», ruft Vogel in Erinnerung.

Servette: Ein Kampf an vielen Fronten

Der Gegner vom Samstag kämpft derzeit an den verschiedensten Fronten. Da wäre einmal die Tabelle, in der Servette im Rennen um die zwei Plätze in der Europaleague ist. Dann ist da die noch immer ungeklärte finanzielle Situation, auch wenn die Eröffnung eines Konkursverfahrens erst mal bis am 19. April aufgeschoben worden ist. Und schliesslich wurde unter der Woche bekannt, dass die Swiss Football League (SFL) gegen den Genfer Club ein Strafverfahren eingeleitet hat. Servette konnte nicht nachweisen, im Januar Löhne und Sozialabgaben bezahlt zu haben. Und über die drohende Pleite wurde die Liga auch nicht in Kenntnis gesetzt, was den Regeln der SFL widerspricht.

Selbst wenn die Genfer Fussballer also durch Hugh Quennec, den Präsidenten des Hockeyclubs Servette, gerettet werden sollten, droht ihnen noch immer ein Punktabzug. Womit Retter und Spieler die Zeche für das Missmanagement von Ex-Präsident Majid Pishyar zu bezahlen hätten.

Unter diesen Umständen ist es vielleicht ganz verständlich, dass die Genfer Leistungen bislang einigen Schwankungen unterlagen. Einem Sieg folgte in diesem Jahr meist eine Niederlage. Bei drei Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden steht Servette 2012.

Vogels Respekt vor den Genfern

Das ist es auch, was Vogel meint, wenn er sagt, die Genfer seien «eine Wundertüte». Fussballerisch ist klar, was die Basler erwartet: Ein Servette in einem 4-2-3-1, das die taktischen Anweisungen von Trainer João Carlos Pereira «gut umsetzt», wie Vogel findet.

Es sind aber nicht die sportlichen Qualitäten alleine, denen Vogel grössten Respekt entgegenbringt. Es ist der Fakt, dass die Mannschaft unter den chaotischen Umständen im Verein nicht in sich zusammengebrochen ist: «Davor ziehe ich meinen Hut.»

FC Basel–Servette FC (Sa, 17.45 Uhr)
Voraussichtliche Aufstellung FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri, Huggel, Yapi, F. Frei; A. Frei, Streller.
FCB ohne Chipperfield und Voser (beide im Aufbau).
Stürmer Pak ist eben erst vom AFC Challenge Cup aus Nepal zurückgekehrt, wo er mit zwei Toren im Halbfinal zum Turniersieg Nordkoreas beigetragen hat. Er wird gegen Servette deswegen geschont.

Cup-Halbfinal verschoben
Der Halbfinal im Schweizer Cup zwischen dem FC Winterthur und dem FC Basel ist vom 11. April auf Sonntag, 15 April, 14 Uhr verschoben worden. Dies auf eine Anfrage des Verbandes und des Schweizer Fernsehens. Dem FCB kommt die neue Spielansetzung entgegen, er hätte sonst ein freies Wochenende gehabt. Auf den 15. April war ursprünglich das Auswärtsspiel gegen Neuchâtel Xamax terminiert gewesen. «Ich bin froh, sonst hätten wir für dieses Wochenende noch einen Testspielgegner suchen müssen», sagt FCB-Trainer Heiko Vogel.

 

1. FC Basel 1893 23   14   7   2   46 : 20   49
2. FC Luzern 25   10   8   7   31 : 22   38
3. BSC Young Boys 24   9   8   7   32 : 24   35
4. FC Thun 24   9   7   8   27 : 24   34
5. Servette FC 24   10   4   10   33 : 36   34
6. FC Zürich 25   8   6   11   32 : 31   30***
7. Grasshopper Club Zürich 24   7   2   15   22 : 44   23***
8. FC Lausanne-Sport 23   3   5   15   16 : 47   14
9. FC Sion 24   11   6   7   28 : 19   3*
10. Neuchâtel Xamax FC 18   7   5   6   22 : 22   26**
*= Punkteabzug: FC Sion -36
**= Lizenzentzug/Konkurs: Neuchâtel Xamax FC
***= Spiel GC–FCZ wird nach Spielabbruch 3:0 für GC gewertet

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