In Tschierv, wo Dario Cologna aufgewachsen ist, büsste der Dreifach-Olympiasieger möglicherweise vorentscheidende Sekunden ein für den vierten Gesamtsieg an der Tour de Ski.
Eine Kurzvisite des Königs wars erneut im obersten Dorf des Münstertals. Doch ein vergleichbares Ergebnis wie vor zwei Jahren glückte Dario Cologna in der dritten Tour-de-Ski-Etappe nicht. Vierter war der dreifache Tour-Sieger geworden bei der Premiere in seiner Heimat. Jetzt musste er sich mit Rang 14 begnügen.
Endstation bildete der Viertelfinal, wo er vom späteren Sieger Fabio Pellegrino (It) und Jewgeni Below (Rus) derart klar geschlagen wurde, dass er auch nicht als Lucky Loser profitierten konnte. Das Finale der besten Sechs erwies sich als zu hohe Hürde. Auch wenn er die Qualifikation erstmals in dieser Saison überstand und als 15. sicher in die Direktausscheidungen der letzten 30 kam, zog er als Verlierer aus seinem Heimattal ab.
Hypothek eingehandelt
Verlierer darum, weil sich zum zeitlichen Rückstand auf die Besten auch wertvolle Bonussekunden addierten. Weil sich die Anwärter auf den Gesamtsieg, Petter Northug (No/2.), Martin Johnsrud Sundby (No/3), Jewgeni Below (Rus/4.) und Calle Halfarsson (Sd/6.) alle vorzüglich schlugen, handelte sich Cologna eine Hypothek von schwer wettzumachenden Sekunden ein. 1:03 Minuten liegt er als Sechster des Zwischenklassements hinter Northug, 38 Sekunden hinter Johnsrud, 36 hinter Halfarsson und 25 hinter Below.
«Dieser Heimauftritt lief nicht optimal für mich», sagte Cologna und folgerte: «Jetzt bin ich in den beiden folgenden Etappen gefordert und muss angreifen und die Lücke zulaufen.» An die Rennen von Mittwoch und Donnerstag in Toblach (It) denkt er, wobei das vor allem im Verfolgungsstartrennen vom Donnerstag schwierig werden dürfte: wenn die Cracks kooperieren und zusammenarbeiten. Wider Willen sah Cologna seine Vermutung bestätigt, dass er sein Manko im Sprint nach der Fussoperation im Sommer (Entfernen der Schrauben) noch nicht ganz wettgemacht hat.
Nach ihrem Erfolg in Davos ist Laurien van der Graaff erneut ein starkes Rennen gelaufen. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)
Starke Schweizer Frauen
Bestklassierter Schweizer war Dario Cologna schliesslich dennoch, vor den Sprint-Spezialisten, seinem Bruder Gianluca (20.), Roman Furger (21. und als 11. bester Schweizer im Prolog) und Erwan Käser (27./14.). Noch besser schlugen sich bei den Frauen Laurien van der Graaff als Sechste und Seraina Boner als 20.
«Ich konnte mich ein weiteres Mal erfreulich präsentieren», sagte Sprinterin von der Graaff und erinnerte an ihr Toprennen vor Weihnachten in Davos. Wie damals überstand sie Qualifikation, Viertel- und Halbfinal überzeugend, verfügte im Finale der besten Sechs aber nicht mehr über genügend Substanz, um für einen Podestrang zu fighten.
Mangels Perspektiven steigt van der Graaff wie geplant aus der Tour de Ski aus und bereitet sich auf weitere Sprint-Rennen und die WM vor. Gleiches tut auch Seraina Boner, die Langdistanz-Spezialistin – sie nach einem weiteren überraschend starken Auftritt und obwohl Perspektiven vorhanden wären. Auf Platz 15 des Zwischenklassements ist sie rangiert. Den Ausschlag für ihren Entscheid gibt ihre Verpflichtung im Privatteam und dem nächsten Rennen am Wochenende in der Volkslaufserie Swix Ski Classics.
«Der Abstecher an die Tour de Ski und explizit dieser Sprint waren spannend und bereiteten viel Freude», sagte sie. Und klar ist geworden, dass sie mit ihrem aussergewöhnlichen Weg ausserhalb des Kaders zu einer wichtigen Stütze für das WM-Team werden dürfte