Huggels Tor als einsamer Höhepunkt des FCB in Lissabon

Zum siebten Mal innert sieben Jahren ist der FC Basel bei einem portugiesischen Team zu Gast, zum fünften Mal tritt er in Lissabon an, diesmal bei Os Belenenses. Es gilt nicht nur, ein verpatztes Heimspiel (1:2) wettzumachen, sondern auch die Bilanz gegen die Hauptstädter aufzuhübschen.

Benfica's player Matic (L) fights for the ball with FC Basel's Benjamin Huggel during their Chapions League Group C match match held at Estadio da Luz, in Lisbon, Portugal, 02 november 2011. (KEYSTONE/EPA/JOSE SENA GOULAO)

(Bild: Keystone/JOSE SENA GOULAO)

Zum siebten Mal innert sieben Jahren ist der FC Basel bei einem portugiesischen Team zu Gast, zum fünften Mal tritt er in Lissabon an, diesmal bei Os Belenenses (Donnerstag, 21.05 Uhr). Es gilt nicht nur, ein verpatztes Heimspiel (1:2) wettzumachen, sondern auch die Bilanz gegen die Hauptstädter aufzuhübschen.

Mit dem FC Basel und dem portugiesischen Fussball verhielt es sich wie mit der berühmten Ketchup-Flasche: Erst kommt gar nichts, dann alles. In der reichen Europacup-Geschichte des FC Basel dauerte es bis zum Jahr 2008, ehe das Los im Uefa-Cup den ersten Gegner aus Portugal bescherte. Es sollte eine Bekanntschaft mit dem lusitanischen Fussball werden, die für den FCB mehr dunkle Momente als Sternstunden brachte.

Im Frühjahr 2008 wurde gleich ein portugiesisches Jahr eingeläutet: Zwischen Februar und Oktober traf der FCB dreimal auf portugiesische Vertreter; darunter zweimal auf den Sporting Clube de Portugal, hierzulande geläufiger schlicht als Sporting Lissabon.

Der erste Ausflug in die portugiesische Hauptstadt war denn auch gleich eine Ernüchterung: ein staubtrocken herausgespieltes 2:0 für Sporting gegen einen unterlegenen FCB. Doch der Reihe nach. Die sechs Auswärtsspiele des FCB in Portugal:

I. 13. Februar 2008: Sporting–FCB 2:0 (1:0)
Es ist die Spätphase von Christian Gross, der FCB hat es in die K.o.-Phase gebracht, und er muss im Alvalade, einem der beiden zur Euro 2004 erbauten Stadien Lissabons, seine eindeutige Unterlegenheit akzeptieren. Der FCB hat einige Ausfälle zu verkraften (Streller, Nakata, Chipperfield), und für den gesperrten Reto Zanni wird Papa Malik Ba als Rechtsverteidiger aufgeboten. 

Es ist eine Startelf mit François Marque in der Innenverteidigung und mit Ronny Hodel, und nach der Pause ersetzt Louis Crayton den angeschlagenen Franco Costanzo im Tor. 

Sportings montenegrinischer Stürmer Simon Vukcevic trifft doppelt (8. und 58. Minute), und wer sich noch irgendwelche Hoffnungen aufs Rückspiel gemacht hatte, wurde aus allen Träumereien gerissen, als der Sekundenzeiger noch keine zwei Umdrehungen gemacht hatte: Pereirinha traf in der 2. Minute; Sporting-Ikone Liedson legte noch zwei Tore nach (41. und 51.), und der Gesamtscore von 5:0 sprach für sich.

II. 13. August 2008: Vitoria Guimarães–FCB 0:0
Die Champions League lockt, und der FCB erreicht im Hinspiel im Norden von Portugal nach einem an Höhepunkten armen Spiel, in dem sich zwei Mannschaften taktisch neutralisieren, ein Wunschergebnis. Zum 2:1 (1:1) daheim im Rückspiel tragen Valentin Stocker und Eren Derdiyok die Tore bei und der Schiedsrichter die Aberkennung eines eigentlich regulären Tores der Portugiesen in der Nachspielzeit. Derart vom Glück geküsst lässt der FCB im Playoff auch Göteborg hinter sich. 

III. 1. Oktober 2008: Sporting–FCB 2:0 (0:0)
Wie es das Los will, trifft der FCB in der Gruppenphase der Champions League innert zehn Monaten erneut auf Sporting. Die zweite Expedition nach Lissabon ist ähnlich ernüchternd wie die erste. Zwar hält der Schweizer Meister das Nullzunull bis in die Pause, dann unterläuft Reto Zanni ein Eigentor (55.), und Derlei beseitigt in der 86. Minute alle Zweifel. Es ist jene Champions-League-Gruppe mit Barcelona und Schachtjor Donezk, aus welcher der FCB sang- und klanglos ausscheidet.

Das 1:0 für Sporting im Oktober 2008: Eine Gemeinschaftsproduktion von David Abraham und Reto Zanni (Bild). Mit einem Klick auf Bild geht es zum Video.

Basel's player Reto Zanni, right, fights for the ball with Lisbon's player Derlei, left, during the Champions League group C soccer match between Portugal's Sporting Clube de Portugal and Switzerland's FC Basel at the Jose Alvalade stadium in Lisbon, Portugal, Wednesday, October 1, 2008. (KEYSTONE/ Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

IV. 2. November 2011: Benfica–FCB 1:1 (1:0)
Wenn schon Stammgast in Portugal, dann aber auch mal gegen das grosse Benfica. Gesagt, gelost: Es ist wieder Champions League, der FCB hat gerade seinen Trainer Thorsten Fink nach Hamburg ziehen lassen müssen, und Interimstrainer Heiko Vogel hat das Heimspiel gegen Benfica nach einer beherzten Leistung seiner Mannschaft mit 0:2 verloren. Nur zwei Wochen später kommt es im Estádio da Luz zum Rückspiel, die Adler beginnen wie die Feuerwehr und Rodrigo trifft bereits in der vierten Minute. Der Dauerdruck ebbt nicht ab und lässt nach all den Lissabon-Erfahrungen nichts Gutes erahnen. Zumal der FCB ohne die Leistungsträger Marco Streller und Alex Frei angetreten ist.

Der FC Basel eiskalt – die Berichterstattung der gerade frisch gegründeten TagesWoche aus Lissabon 

Nach dem Seitenwechsel gibt es jedoch den Auftritt der grossen alten Männer im FCB-Dress: Scott Chipperfield, in der ersten Halbzeit noch durchgeschüttelt von den Portugiesen, stösst in unnachahmlicher Chipperfield-Manier energisch bis fast zur Grundlinie vor, spielt mit letztem Einsatz den Rückpass in den Rücken der Benfica-Abwehr, wo Benjamin Huggel mit hohem Tempo auftaucht und mit einer Direktabnahme trifft.

Huggels Tor ist der erste Basler Treffer auf portugiesischem Boden – und bis heute der einzige geblieben. Es ist ein besonders wertvoller, denn der FCB verteidigt dieses 1:1 mit Löwenherz, und schlussendlich ist dieser Punkt die Grundlage, um später mit dem historischen Sieg Manchester United in der Gruppe hinter sich zu lassen und erstmals in die Achtelfinals der Champions League vorzustossen.

Basel's Benjamin Huggel, 2nd left, celebrates after scoring their first goal against Benfica during their Champions League group C soccer match Wednesday, Nov. 2 2011, at Benfica's Luz stadium in Lisbon. (AP Photo/Armando Franca)

Basels erster Torjubel in Portugal: Jacques Zoua, Aleksandar Dragovic und Granit Xhaka (von links) gratulieren Benjamin Huggel beim 1:1 gegen Benfica. (Bild: Armando Franca)

V. 20. September 2012: Sporting–FCB 0:0
Weil der FCB an Cluj gescheitert ist, geht es in die Gruppenphase der Europa League und dort mal wieder gegen Sporting. Die Portugiesen – mit Sà Pinto in der Coaching-Zone, dem aktuellen Trainer von Belenenses – sind in einem Tief, und das merkt man ihrem Spiel an: Der FCB nimmt ein torloses Unentschieden mit nach einer Partie, die nicht weiter der Rede wert ist. Es ist eine der letzten Partien von Heiko Vogel als Cheftrainer des FCB, kurz darauf platzt die Bombe: Der Deutsche muss gehen, und beim Rückspiel in Basel Ende November ist längst Murat Yakin in Verantwortung. Es gibt ein rauschendes 3:0 nach Toren von Schär, Stocker und David Degen – der erste Sieg gegen einen Gegner aus Lissabon und der höchste gegen ein portugiesisches Team.

VI. 10. März 2015: FC Porto–FCB 4:0
1:1 hat der FCB zu Hause gegen Porto in seinem zweiten Champions-League-Achtelfinal gespielt nach einer aufregenden Auseinandersetzung. Ohne Polster geht es ins Dragão nach Porto, wo der portugiesische Meister seine Hochform mit einem 4:0 unterstreicht. Der FCB ist unter dem Strich so chancenlos wie in den ersten Aufeinandertreffen mit portugiesischen Teams.

Alles in allem hat der FCB in Portugal also in sechs Spielen drei Remis erzielt, er hat dreimal verloren (1:9 Tore) und er wartet auf den ersten Sieg. Die Gesamtbilanz lautet: 2-1-4 (7:10 Tore).

Nun sind die Basler zum fünften Mal zu Besuch in der portugiesischen Kapitale und lernen ein neues Stadion kennen: das Restelo im schicken Stadtteil Belém. Dort will die Mannschaft von Urs Fischer die unerwartete 1:2-Heimpleite vor zwei Wochen ausbügeln. 

 

liveticker

Nächster Artikel