«Ich beneide den FCB um die Identifikation in der Bevölkerung»

Im Gespräch mit der TagesWoche sagt Ancillo Canepa, der 63-jährige Präsident und Besitzer des FC Zürich, dass ihn der Führungswechsel beim grossen Rivalen FCB überrascht. Er erinnert an die Verdienste von Gigi Oeri – und als ehemaliger Unternehmensberater schätzt Canepa den Wert des FC Basel heute auf gut und gerne 150 Millionen Franken.

14.09.2016; Villareal; Fussball Europa League - FC Villareal - FC Zuerich; Ancillo und Heliane Canepa im Stadion El Madrigal (Steffen Schmidt/freshfocus)

(Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)

Der FC Zürich kommt nach einer Blutauffrischung zum Cup-Viertelfinal nach Basel (Donnerstag, 20.30 Uhr). Im Gespräch mit der TagesWoche sagt Ancillo Canepa, der 63-jährige Präsident und Besitzer des Challenge-Ligisten, dass ihn der Führungswechsel beim grossen Rivalen FCB überrascht. Er erinnert an die Verdienste von Gigi Oeri – und als ehemaliger Unternehmensberater schätzt Canepa den Wert des FC Basel heute auf gut und gerne 150 Millionen Franken.

Herr Canepa, ist der Cup-Viertelfinal gegen den FC Basel für den FC Zürich das Spiel des Jahres?

Ancillo Canepa: Schlussendlich ist es Courant normal, wir spielen in der Meisterschaft und im Cup. Punkt. Dass es ausgerechnet der FC Basel ist, gibt der Affiche sicherlich einen zusätzlichen Reiz. Der Erste der Super League gegen den Ersten der Challenge League. Wir sind zudem der Absteiger aus der letzten Saison und gleichzeitig der Titelverteidiger im Cup. Und dann waren diese Derbys meistens umstrittene Spiele, oft sehr eng.

Courant normal? In Basel freut man sich angesichts der fehlenden Spannung in der Liga sehr auf dieses Spiel.

Die Zürcher Fans natürlich auch. Nur für uns im Verein ist es halt Tagesgeschäft, in dem Sinn, als unser oberstes Ziel der Wiederaufstieg ist. Wir haben während der Meisterschaft keine Minute über diesen Cupmatch gesprochen. Auch mit der Mannschaft nicht. Ab Montagmorgen natürlich schon. 

Es werden mehr FCZ-Fans als üblich im St.-Jakob-Park sein. Wie kommt es dazu?

Ich habe Bernhard Heusler gefragt, ob wir mehr Platz haben könnten. Es werden knapp 4000 Fans aus Zürich nach Basel fahren. Ich hoffe einfach, dass es eine friedliche Sache gibt. Das ist mir ein grosses Anliegen.

Uli Forte hat uns gestanden, dass er noch nie in Basel gewonnen hat.

(lacht) Das weiss er selbst am besten. Ich als Präsident habe Siege in Basel schon erlebt, zwar nicht oft, aber immerhin.

Der Praesident des FC Zuerich, Ancillo Canepa, links, freut sich mit Andrian Winter ueber den Sieg im Challenge League Fussballspiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Aarau im Letzigrund, am Sonntag, 6. November 2016 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Ist Ihre Mannschaft denn bereit für diesen Viertelfinal?

Wir sind ebenso bereit wie im Herbst, als wir in der Europa League spielten. Wir mussten diesen Spagat zwischen der Challenge League und einem Spiel gegen einen höher dotierten Gegner schon im Herbst machen – und es ist uns gut gelungen. Aber sorry, es bleibt dabei: Basel ist der klare Favorit.

Davide Calla sagt, der FC Basel spiele gegen einen Super-Ligisten, der in der Challenge League spielt. Teilen Sie diese Einschätzung?

Das tönt nach einem Kompliment. Sicherlich sind wir von der Struktur und vom Kader her so aufgestellt, dass wir möglicherweise in der Super League einigermassen mitspielen könnten.

Wie ist denn diese Saison in der Challenge League?

Es klingt vielleicht komisch: Aber sie ist extrem befruchtend. Kurz nach dem Abstieg war die Stimmung in der Region ganz schlecht. Aber diese Stimmung kehrte. Wir haben sofort einen strategischen Entscheid gefällt und diesen auch kommuniziert: Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg. Wir haben zahlreiche personelle Veränderungen vorgenommen, den ganzen Trainerstab ausgewechselt und mit Thomas Bickel als Leiter Sport einen hochgradig kompetenten Mann ins Boot geholt. Die Leute merkten: Der FCZ will wieder angreifen. Und das hat einen Solidaritätseffekt ausgelöst. Wir freuten uns auf diese Saison. Auf die neuen Gegner, auf die neuen Stadien. Wir treten auswärts an und haben ausverkaufte Stadien. In Wil kommen 4000, in Wohlen waren es 3500. Man freut sich, dass der FC Zürich kommt – und das macht auch uns Freude. Zudem ist die Qualität in der Challenge League höher als gemeinhin angenommen. Ich glaube, dass vier, fünf Mannschaften in der Super League mithalten könnten.

Eine Saison reicht Ihnen aber, oder?

Diese Saison macht Spass. Aber nächstes Jahr wollen wir wieder oben sein. Auch aus wirtschaftlichen Gründen.



12.12.2016; Winterthur; Fussball Challenge League - FC Winterthur - FC Zuerich; Praesident Ancillo Canepa (Zuerich) (Steffen Schmidt/freshfocus)

(Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)

«Wir haben plus minus 5000 Saisonkarten verkauft. Peanuts im Vergleich zum FCB und YB» – Ancillo Canepa auf der Schützenwiese in Winterthur.

Macht die Challenge League auch deswegen Spass, weil nach Jahren gegen immer die gleichen Mannschaften eine gewisse Sättigung eintritt?

Das hat was. Man spielt viermal gegen das gleiche Team, man kennt das Kader, man kennt das Stadion, das Umfeld. Die Mannschaften in der Challenge League verschaffen uns eine gewisse Abwechslung.

Und Sie sind die Attraktion für die Challenge-Ligisten. Gab es bei den Auswärtsspielen sicherheitstechnische Probleme?

Am Anfang spürten wir eine Verunsicherung und Nervosität bei den Sicherheitskräften. Da kommen schliesslich plötzlich 2000 Auswärtsfans ins Stadion, wo es sonst fünf sind. Unsere Anhänger haben sich aber ausnahmslos fair verhalten und sind auch sehr gastfreundlich empfangen worden. Wir selbst haben mehr Saisonkarten verkauft als im Vorjahr und haben auch sonst mehr Zuschauer im Stadion.

Wie viele Saisonkarten haben Sie denn abgesetzt?

Es sind plus/minus fünftausend. Im Vergleich zum FC Basel oder YB sind das Peanuts. Wir haben hier eine Agglomeration von eineinhalb Millionen, in Basel sind das vielleicht 400’000. Und der FCB verkauft fast 25’000 Saisonkarten. Das sind einfach andere Dimensionen, andere Rahmenbedingungen.

Als sich letzte Saison der Abstieg abzeichnete: Haben Sie da auch deswegen nicht aufgehört mit dem Präsidentenamt, weil Sie und Ihre Frau viel Geld in diesen Verein gesteckt haben?

Nein. Der Hauptgrund war, dass man in dieser Funktion Verantwortung übernehmen muss. Ich finde es absurd, wenn Wirtschaftsführer oder Politiker in schweren Zeiten sagen: «Ich übernehme Verantwortung und trete zurück.» Das ist für mich nicht Verantwortung übernehmen. Sondern eine Flucht aus der Verantwortung.

Das würde dann allerdings auch heissen, dass man Trainer bei Misserfolgen nicht entlassen sollte.

Da haben Sie völlig recht. Als Insider sieht man aber gewisse Entwicklungen, die sich abzeichnen, und gibt dem Trainer nochmals eine Chance. Und trotzdem muss man irgendwann die unschöne Notbremse ziehen.



29.01.2017; Schaffhausen; Fussball - St.Gallen - FC Zuerich; Heliane Canepa, Schaeferhuendin Kookie, Praesident Ancillo Canepa (Zuerich) Sportchef Thomas Bickel (Zuerich) auf der Tribuene (Andy Mueller/freshfocus)

(Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Zürcher Führungs-Quartett: Präsidenten-Gattin und Co-Besitzerin Heliana Canepa (oben links), rechts Ancillo Canepa und dazwischen Präsidenten-Hund Kookie. In der Reihe rechts unten Sportchef Thomas Bickel.

Mit grösster Wahrscheinlichkeit spielt der FC Zürich nächste Saison wieder in der Super League. Die Liga prüft, wie man den Modus attraktiver machen könnte. Wo könnte das Ihrer Meinung nach hinführen?

Ich bin ja als Mitglied des Komitees in diesen Prozess involviert. Wir haben das in den letzten Wochen diskutiert. Jetzt geht es in die Projektarbeit. Wir schauen uns die Ligen im Ausland an, in Ländern, die ähnlich positioniert sind wie die Schweiz. Ich persönlich bin der Ansicht, dass man die Liga vergrössern und möglicherweise den Modus ändern sollte.

Also eine Liga mit zwölf Mannschaften oder gar mehr?

Der Teufel liegt im Detail, das wird jetzt analysiert von Profis: Was wollen die Zuschauer, was wollen die Vereine, was will das Fernsehen? Wichtig ist, dass es einfach und nachvollziehbar ist. Ich könnte mir zwölf Mannschaften vorstellen, die zuerst eine Doppelrunde bestreiten, dann könnte es eine Zwischen- oder Abstiegsrunde geben. Aber es müssen immer sportliche Kriterien massgebend sein. Noch ist das alles offen.

Sind wir mal ehrlich: Wenn sich in der kommenden Saison der FCB, YB und der FCZ ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel liefern, dann spricht niemand mehr von einer Modusreform.

Das glaube ich nicht. Es geht auch nicht darum, einen Anti-Basel-Modus zu entwickeln. Denn es sind auch dann immer noch die gleichen zehn Teams. Es gibt aber interessante Modus-Beispiele, unter anderem Belgien.

Geben Sie zu, Sie können das belgische System hier und jetzt auch nicht erklären.

Die haben dann noch Playoffs. Da kann also ein Team, das nicht in der Finalrunde ist, die Saison trotzdem noch auf einen Europacup-Platz beenden.

Bergen Playoffs nicht die Gefahr der sportlichen Zufälligkeit?

Das stimmt. Aber im Eishockey, in der die Qualifikation schrecklich lange ist mit 50 Spielen, da werden die Playoffs über Best-of-seven gespielt. Nur Zufall ist es dann auch nicht. Aber ich bin trotzdem kein Freund des schweizerischen Eishockey-Modus. Nur, schauen Sie sich mal die Zuschauerzahlen an! Der ZSC spielt auch vor den Playoffs vor 9000 Zuschauern im Hallenstadion. Der SC Bern hat jedesmal 16’000, auch wenn es um nichts geht. Der grosse Vorteil ist, dass Eishockey einen ausgeprägten Eventcharakter hat: Eine gedeckte Halle, in der niemand friert, ergibt einfach eine grossartige Stimmung. Und im Spiel geht es immer hoch und runter, auch wenn der Match qualitativ nicht so gut ist. Der Unterhaltungswert ist einfacher zu generieren.

Unterhält der Fussball zu wenig?

Das sehe ich nicht so. Aber es muss viel zusammenpassen: die Bratwurst, das Bier, die Stimmung. Dann ist Fussball etwas Einmaliges, das man am Fernsehen nicht erleben kann. Aber im Winter und im Herbst ist es kühl, da ist die Motivation, ins Stadion zu gehen, schwieriger aufzubringen.



Heliane Canepa, rechts, gratuliert Zuerich's Trainer Uli Forte, nach dem Schweizer Fussball Cup Final zwischen dem FC Lugano und dem FC Zuerich, im Stadion Letzigrund in Zuerich, am Sonntag, 29. Mai 2016. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

(Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Stieg als Nothelfer zwar mit dem FCZ ab, holte aber den wirtschaftlich wichtigen Cupsieg – Trainer Uli Forte mit Heliane Canepa.

Wie geht es mit dem Stadionprojekt in Zürich weiter?

Im Sommer hat ein Investoren-Projekt den Zuschlag bekommen, mit einem Stadion, Wohnungen und Sozialwohnungsbau in der Grössenordnung von 500 bis 600 Millionen Franken.

Und wann soll in diesem Stadion gespielt werden?

Wären wir in Deutschland, würde ich sagen: in zwei Jahren. In der Schweiz gibt es aber all die Formalitäten, die Bewilligungsprozesse und dann auch noch eine Abstimmung. Wahrscheinlich wird man in zwei, drei Jahren mit dem Bau beginnen können.

Ist Ancillo Canepa dann noch immer Präsident des FCZ?

Ich habe überhaupt keine zeitlichen Vorstellungen. So lange ich Spass habe und die Motivation, etwas zu bewegen und zu erreichen, mache ich weiter. Aber dieses Stadion ist schon eine wichtige Weichenstellung. Wenn das Stadion kommt, kann man vielleicht auch in Zürich nachhaltig Berufsfussball spielen. Wenn es nicht kommt, muss man sich überlegen, ob man am Standort Zürich diesen Sport profimässig betreiben kann.

Würde Sie bei einem Nein sagen: «So, und jetzt habe ich aber wirklich keine Lust mehr»?

Wie ich mich dann fühlen würde, weiss ich nicht. Aber ich sage: Das gäbe einen drastischen Marschstopp. Dann wird alles auf null gestellt, und wir müssten alles überdenken. Keine Ahnung, wie ich mich persönlich dann entscheiden würde. Für die Grasshoppers und für uns wäre es ein drastisches Zeichen.

Was sagen Sie denn zum Führungswechsel beim FCB?

Ich bin ein bisschen überrascht, da ich Bernhard Heusler seit Jahren kenne und nie ein entsprechendes Signal wahrgenommen habe. Wenn er dem Fussball erhalten bleibt, dann kann er für uns im Liga-Komitee weiterhin von grossem Wert sein. Positiv finde ich als Aussenstehender, dass man offenbar eine Basler Lösung gefunden hat, denn das ist nicht selbstverständlich.

Was macht es denn so kompliziert?

Ein Präsident hat im Schweizer Fussball zwei Herausforderungen: Einerseits sicherzustellen, jeden Monat die Löhne zahlen zu können und die Lizenz zu erhalten. Die andere ist die Nachfolgeregelung. Da hatten wir in den letzten Jahren ein paar schlechte Beispiele im Schweizer Profifussball.

Ist der Führungswechsel in Basel eine Chance für die Konkurrenz?

Das glaube ich nicht. Die Strukturen sind sehr stabil, und die Ressourcen werden sie auch in Zukunft intelligent einsetzen. Es sind ohnehin einfach andere Rahmenbedingungen. Basel hatte den grossen Vorteil, Gigi Oeri als Financière gehabt zu haben. Das wird heute zu wenig beachtet. Früher hatte Basel grosse finanzielle Probleme. Ich weiss nicht, wie alles ohne Frau Oeri herausgekommen wäre, ohne ihre Deckung der Defizite. Basel hatte dadurch eine super Ausgangslage – und die jetzige Vereinsführung hat diese dann natürlich auch optimal genutzt.



Der Praesident des FC Zuerich Ancillo Canepa posiert vor dem Spiel mit dem Trikot des FC Zuerich vor dem Challenge League Meisterschaftsspiel zwischen dem FC Wohlen und dem FC Zuerich vom Sonntag 26. Februar 2017 in Wohlen. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

(Bild: Keystone/URS FLUEELER)

«Im Pass steht die Grösse, die Augenfarbe. Aber wenn man Basler ist, steht noch der FC Basel drin» – Ancillo Canepa mit spezieller FCZ-Trikotvermarktung.

Diese Bedingungen hätte jeder gerne.

Ich bin nicht neidisch, aber ich beneide Basel um die Identifikation, die der FCB in der Bevölkerung hat. Da kommen 25’000 an ein Spiel gegen den FC Thun. «Man geht an den Match», das ist der Bundesliga-Reflex. Im Pass steht die Grösse, die Augenfarbe. Aber wenn man Basler ist, steht noch der FC Basel drin. Das ist extrem positiv.

In Zürich ist das anders.

Auch wir in Zürich haben sehr viele Fans oder Sympathisanten. Aber wir leiden etwas unter der Rosinenpicker-Mentalität. Wir hatten vor dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid über 200’000 Ticketanfragen. Die Fans haben vor dem Shop übernachtet, wo wir noch ein paar Tickets verkauften. Eine latente Fussballbegeisterung ist also da. Aber diese angesichts der grossen Konkurrenz im Unterhaltungsangebot zu wecken und die Leute ins Stadion zu bringen, ist nicht ganz einfach. Und dann spielt natürlich auch das fehlende Fussballstadion eine grosse Rolle.

Und dennoch hat man den Eindruck, dass der Abstieg auch eine Chance war und der FCZ sich ein Stück weit erneuert hat.

Zweifellos. Es klingt merkwürdig, aber dieser Abstieg hat uns auch gut getan. Er gab uns die Möglichkeit, vieles zu hinterfragen. Und wir haben nur neue Spieler geholt, die das Projekt Aufstieg tatkräftig unterstützen wollen.

Auch erfahrene Spieler.

Genau. Junge haben wir selbst aus unserer Nachwuchsabteilung. Die Neuen wie Kay Voser, Andris Vanins, Adrian Winter oder Roberto Rodriguez haben eine sehr gute Mentalität ins Team gebracht. Eine gewisse Depression war ja da bei denen vorhanden, die den Abstieg miterlebt haben. Wir nahmen also eine Blutauffrischung vor. Und auch der Trainer hat einen grossen Einfluss, mit seiner Führungspersönlichkeit, mit seiner Erfahrung, mit seinem attraktiven Offensivfussball.

Stand in den Verträgen aus der Super League, dass die Spieler in der Challenge League weniger verdienen würden?

(lacht) Nein. Im Nachhinein ist man gescheiter. Aber wer hätte gedacht, dass der FC Zürich absteigt? Das hatte niemand im Kopf. Aber es gibt keine Punkteprämien in dieser Saison.

Mit welchem Budget bestreiten Sie die Challenge League?

Mit plus/minus 20 Millionen.

Wird das Ehepaar Canepa drauflegen müssen?

Natürlich. Deswegen war für uns der Cupfinal letztes Jahr so wichtig. Auch wenn er emotional ein Tiefpunkt war, da wir schon als Absteiger feststanden. Aber wir haben als Cupsieger und somit durch die Europa League rund drei Millionen Franken netto eingenommen. Ohne diese Einnahmen wäre alles doppelt so schwierig geworden.

Heisst das, Sie werden für ein Defizit von rund drei Millionen geradestehen?

Wir haben gewisse Finanzierungsmodelle. Aber am Ende des Tages sind wir das.

Gibt es neben Ihnen keinen Financier im Konstrukt FCZ?

Nein, im Moment sind wir alleine. Ich habe allerdings immer wieder Anfragen von Leuten, die den FC Zürich kaufen wollen.

Und?

Ich werde die Aktien nicht mit ins Grab nehmen und habe auch immer betont, dass ich am FCZ nichts verdienen, aber am Ende auch nicht draufgelegt haben will. Allerdings ist im Moment ein Verkauf ohnehin kein Thema. Es gab und gibt Anfragen und Offerten. Positiv ist für mich zu erfahren, dass der FCZ mit seinem Brand, seinem Standing und seinem Standort in der Metropole der Schweiz einen Wert darstellt.

Wie viel ist der FC Zürich denn wert im Jahr 2017?

Ich habe eine Grössenordnung im Kopf. Die kommuniziere ich jedoch nicht.



FC Zuerich Praesident Ancillo Canepa, rechts, und der Delegierte des Verwaltungsrats des FC Basel, Bernhard Heusler, links, erscheinen zu einer Medienkonferenz zum Geisterspiel Urteil der Disziplinkommission der Swiss Football League am Mittwoch, 8. Juli 2009, im Hotel Arte in Olten. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

(Bild: Keystone/URS FLUEELER)

«Wenn ich die Zahlen des FC Basel sehe, den Gewinn von 30 Millionen, dann sind 150 Millionen Gesamtwert vielleicht nicht ganz unrealistisch» – Ancillo Canepa mit FCB-Präsident Bernhard Heusler.

Ist der FCZ vielleicht die Hälfte des FCB wert, wenn man diesen vor dem Hintergrund der Geschäftszahlen auf um die 150 Millionen Franken schätzt? 

Ich habe mich in meiner früheren beruflichen Tätigkeit unter anderem sehr intensiv mit dem Thema Unternehmensbewertung beschäftigt. Das «Unternehmen Fussball» ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, da vieles vom sportlichen Erfolg abhängt. Ein wichtiger Bestandteil einer Bewertung sind die Spieler. Wir haben wesentliche stille Reserven in unserer Bilanz, da selber ausgebildete Spieler nicht bilanziert werden dürfen. Ein Paradebeispiel war Ricardo Rodriguez. Am 31. Dezember 2011 stand er mit null in der Bilanz. im Januar haben wir ihn für einen zweistelligen Millionenbetrag verkauft. Deswegen sind Bilanzen teilweise nicht aussagekräftig, was die Ertragskraft angeht. Wenn ich die Zahlen des FC Basel sehe, den Gewinn von 30 Millionen, dann sind 150 Millionen Gesamtwert vielleicht nicht ganz unrealistisch. Der FC Zürich ist im Moment nicht da oben. Aber mit dem Standortvorteil hat er einen gewissen Wert. 

Verstehen Sie Bernhard Heuslers Entscheid, in diesem Moment des Erfolgs, auch des finanziellen Erfolgs, abzutreten?

Das muss jeder selbst entscheiden. Der FC Basel ist extrem erfolgreich und trotzdem ist man nicht überall wahnsinnig zufrieden im Umfeld. Vielleicht stellt man sich dann schon auch einmal die Sinn-Frage.

Da gibt es in der Super-League-Vereine mit anderen Sorgen, die Grasshoppers zum Beispiel. Kann es sein, dass nächste Saison wieder nur ein Zürcher Verein in der Super League spielt?

Das hoffe ich nicht. Für uns sind diese Derbys wichtig. Das bedeutet Zuschauer, es generiert Gesprächsstoff, man spricht die ganze Woche vom Derby. Ausserdem sind wir enge Partner im neuen Stadionprojekt. GC steigt nicht ab. Das kommt schon gut.

Diesen Irrglauben hatte vor einem Jahr auch die FCZ-Gemeinde.

Wir haben in der letzten Saison viele individuelle Fehler begangen und deshalb sehr viele Punkte völlig unnötig verschenkt. Das wird GC nicht passieren. Ich erinnere mich an eine Szene im Herbst 2015 bei einem Treffen der Exponenten aller 20 Verein der Swiss Football League. Wir waren Tabellenletzter. Es ging um eine Terminvereinbarung. Da habe ich gesagt: Auf uns müsst ihr nicht schauen, wir spielen nächste Saison ja in der Challenge League. Da haben alle gelacht. Und ich dachte mir: Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.

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