«Ich empfinde eine Höllenfreude»

Mit ihrem vierten Rang sorgte die Berner Sprinterin Mujinga Kambunji am Mittwoch für ein überraschendes erstes Schweizer Topergebnis an den Heimtitelkämpfen. Und auch heute lief sie bereits einen neuen Rekord.

Mujinga Kambundji und ihre grosse Freude, schon nach dem Halbfinal. (Bild: Keystone)

Mit ihrem vierten Rang sorgte die Berner Sprinterin Mujinga Kambunji (22) für ein überraschendes erstes Schweizer Topergebnis an den Heimtitelkämpfen.

Mujinga Kambundji, im Halbfinal wurden Sie in der neuen Schweizer Rekordzeit von 11,20 Sekunden gestoppt, und 120 Minuten später laufen sie auf Rang vier des 100-m-EM-Finals. Ihr Kommentar?

Mujinga Kambundji: Das ist wirklich ein unglaublicher Tag. Im Halbfinale passte wirklich alles zusammen. Ich wusste nach meinen drei Rekordläufen in diesem Frühling und der Steigerung auf 11,32 (im Vorlauf), dass die Form stimmt, dass noch mehr drinliegt. Aber 11,20 Sekunden, das ist wirklich eine gute Zeit. Besser wäre sie wohl nur noch ausgefallen, wenn ich auf Windunterstützung hätte zählen können.

Im Final aber liefen Sie schier noch besser: 11,30 bei einem beträchtlichen Gegenwind von 1,7 m/s?

Ja, auch jenes Rennen war gut, vielleicht aber nicht ganz so gut. Ich fühlte mich ein klein wenig verkrampfter. Hervorragend hingegen war der Start geglückt, und die Zeit bei diesen Bedingungen, erstaunlich.

Rang 4 – hatten Sie mit einem solchen Ergebnis geliebäugelt?

Überhaupt nicht, nein. Vielmehr ging ich davon aus, dass es möglicherweise für den Final reichen würde, wenn ich wirklich schnell laufe. Aber jetzt zeigt mir dieses zweite Rennen: Da liegt schon kurzfristig noch mehr drin. Aber ich muss auch unumwunden zugeben: Ich empfinde eine Höllenfreude, über die Zeit, über den Rang.

«Ich wagte und professionalisierte Etliches.»

Was bereitet die grössere Freude: Zeit oder Rang?

Der Rang. Weil es eine EM ist, die Heim-EM. Solches bleibt einmalig.

Zu Saisonbeginn standen Sie noch mit 10,50 Sekunden zu Buche. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?

Mir ist ein Riesensprung geglückt. Dieser musste jedoch einmal kommen, zumal ich vorher mehrere Saisons nicht mehr richtig weitergekommen war. Und ich wagte und professionalisierte Etliches. Ich zog von Bern, meiner Familie und meinem langjährigen Trainingsumfeld weg, zumindest temporär.

Das heisst?

Die zweite Wochenhälfte sprinte ich jeweils in Mannheim in der hochklassigen Sprint-Gruppe um Vasilj Bauer. Das war ein riskanter Weg. Aber er funktionierte. Von diesem hochklassigen Umfeld, u.a von der Sprint-Europameisterin von 2010, Verena Sailer, profitierte ich sofort. Auf die neuen Trainingsreize sprach ich rasch an.

Jetzt wurden Sie euphorisch gefeiert.

Ja, und das schon bei jedem Auftritt, bei der Präsentation, unterwegs und dann im Ziel. Das motiviert unglaublich, ist wunderschön.

Wie geht es weiter?

Bereits heute Mittag mit den Vorläufen über 200 m und dann natürlich mit der 4×100-m-Staffel. Ich und wir haben noch mehr vor. Und generell: Ich bin überzeugt, es wird noch schneller gehen.

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