«Ich hasse meinen Vater»

Der Adoptivvater der deutschen Boxerin Rola El-Halabi wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er hatte seiner Tochter am 1. April 2011 vor einem Kampf in Hände und Beine geschossen. El-Halabi leidet noch immer unter den Verletzungen.

Rola El-Halabi während der Gerichtsverhandlung gegen ihren Stiefvater. (Bild: Keystone)

Der Adoptivvater der deutschen Boxerin Rola El-Halabi wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er hatte seiner Tochter am 1. April 2011 vor einem Kampf in Hände und Beine geschossen. El-Halabi leidet noch immer unter den Verletzungen.

Zehn Minuten trennten Rola El-Halabi am 1. April 2011 vom geplanten Weltmeisterschaftskampf im Leichtgewicht gegen Irma Adler. Doch die deutsche Boxerin sollte den Ring im Berliner Ortsteil Karlshorst nie betreten. Denn während sie mit den letzten Vorbereitungen auf ihren Kampf beschäftigt war, schoss sich ihr Adoptivvater den Weg in den VIP-Bereich frei; zwei Sicherheitsmitarbeiter wurden getroffen. Als der 44-Jährige in der Kabine an der Trabrennbahn angekommen war, gab er vier Schüsse auf El-Halabi ab. Er traf sie in Hand, Fuss, Unterschenkel und Knie.

Am Montag, 14. November, wurde der 44-Jährige Hicham E. zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er hatte die Tat gestanden, bestritt aber, gezielt geschossen zu haben: «Ich weiss nicht, warum ich es getan habe.» Der Staatsanwalt hatte in seinem Plädoyer gesagt, der Mann habe El-Halabi gezielt so verletzen wollen, dass sie nie mehr boxen könne. Das Urteil des Berliner Landgerichts erging wegen gefährlicher Körperverletzung.

In der Urteilsbegründung erklärte der Vorsitzende Richter, dem Angeklagten habe es nicht gepasst, dass seine Adoptivtochter ihr eigenes Leben führen wollte: «Er hatte ihr Leben bestimmt, er war der Chef und Macher.» Problematisch sei es geworden, als El-Harabi sich umzuschauen begann, was das Leben sonst noch zu bieten habe. Vor der Tat hatte sich die Boxerin in einen damals noch verheirateten Mann verliebt und dazu den Adoptivvater als Manager entlassen.

Die im Libanon geborene El-Harabi war für die Urteilsverkündung aus ihrer Heimatstadt Ulm nach Berlin gekommen. Während des Prozesses hatte sie gesagt: «Ich hasse meinen Vater.» Die 26-Jährige hatte sich nach der Tat mehrfach operieren lassen müssen. Noch immer hofft sie auf eine Rückkehr in den Ring. Die Chancen stehen nach Einschätzung der Ärzte nicht schlecht – eine sichere Prognose ist derzeit allerdings noch nicht möglich.

Quellen

Nächster Artikel