«Ich kann nie genug Titel gewinnen»

Fabian Frei versucht, seinen Kumpel Valentin Stocker durch Gesang zum Bleiben zu animieren, Markus Steinhöfer hat 35’000 Zuschauer ganz für sich – und Marco Streller ist irgendwie unersättlich.

Players and staff of Switzerland's soccer club FC Basel celebrate their soccer championship title at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Saturday, June 1, 2013. Basel won the 16th Swiss soccer championship title. (KEYSTONE/Patrick Straub) (Bild: Keystone/Patrick Straub)

Fabian Frei versucht, seinen Kumpel Valentin Stocker durch Gesang zum Bleiben zu animieren, Markus Steinhöfer hat 35’000 Zuschauer ganz für sich – und Marco Streller ist irgendwie unersättlich.

Jeff Saibene und seine St. Galler hatten sich im Ambush-Marketing versucht – mit Erfolg. Und so hatten die Spieler des FC Basel nach dem Gewinn des vierten Meistertitels in Serie plötzlich Ostschweizer Bier in den Händen. Was aber auch egal war in diesen Momenten auf dem Rasen des St.-Jakob-Parks, in denen erst die Spieler sich gegenseitig jagten, um sich mit Gerstensaft vollzuspritzen – wobei Jacques Zoua erstaunliche Sprinterqualitäten an die Nacht legte.

Danach jagten die Journalisten die Spieler, um ihnen in dem Momenten höchster Emotionen ein paar Aussagen zu entlocken. Die FCB-Profis waren wahlweise «überglücklich» oder sie sprachen «enormen Druck» der auf der Mannschaft gelegen habe. Oder davon, dass sich Gefühle bei einem Titelgewinn nie abnützen. Wie Marco Streller, der es nach inzwischen neun Titeln mit dem FCB ja wissen muss: «Ich werde mich nie daran gewöhnen. Ich kann nie genug Titel gewinnen.»

Dann jagte kurz Aleksandar Dragovic – vielleicht in Ermangelung eines Verteidigungsministers – die Journalisten wieder mit Bier, was aber zum Scheitern verurteilt war, weil eine Halbliterflasche Gerstensaft viel weniger ergiebig ist als eine Magnumflasche Champagner.

Für die Einen das erste Mal, für die anderen das letzte Mal

Es gab welche, die sogen die Stimmung ganz besonders auf, weil sie sie zum ersten Mal miterlebten, wie Raul Bobadilla, der Argentinier, der im letzten Spiel der Saison endlich sein erstes Tor für den FCB geschossen hatte. Oder Geoffroy Serey Die, der den Meisterkübel derart innig umarmte, dass kurz nicht sicher war, ob die Trophäe dem Druck würde standhalten. Und andere versuchten möglichst viel in sich aufzunehmen, weil sie der Weg weiter führt, weg aus Basel.

So wie Markus Steinhöfer, der Deutsche, der sich in seiner Basler Zeit fast zu einer Art Schweizer Sackmesser entwickelte. Der wie einst Andi Brehme links wie rechts spielen konnte, im Mittelfeld oder in der Verteididung. Und der mit einer Aktion im Spätherbst 2011 Kultstatus erlangte, weil er gegen Manchester United den Ball fast, aber eben nur fast ins eigene Tor gedroschen hatte. Ein Schuss an die Latte des Gehäuses vor der Gellertkurve, der ihm ein eigenes Lied einbrachte. «Dr Steini isch e Glatte, dr Steini isch e Glatte, dr Steini schiesst dr Ball an ’d Latte!»

Markus Steinhöfer trägt «Basel im Herzen»

Noch einmal war der Song vor dem schlussendlich belanglosen Spiel gegen St. Gallen intoniert worden, als Markus Steinhöfer verabschiedet wurde. Nach zweieinhalb Jahren ist seine Basler Zeit vorbei. Wohin er des Weges ist, konnte oder mochte er nach dem Spielschluss nicht sagen. Aber dass er «Basel im Herzen» trage, das schon. Und wie sehr er es genossen habe, «diese 35’000 Zuschauer ganz kurz allein für mich zu geniessen».

Nicht verabschiedet worden war Valentin Stocker. Dessen Weggang würde im Somer zumindest keine Überraschung darstellen, ganz sicher aber einen Verlust für die Mannschaft. Und ganz besonders für seinen Kumpel bereits aus gemeinsamen Zeiten im Wohnheim des FCB-Nachwuchses auf dem Hügel in Muttenz, in unmittelbarer Nähe des Joggeli.

Fabian Freis inbrünstiger Gesang

«Vale blib bi üüs! Vale blib bi üüs!», skandierte der Thurgauer Frei lauter als die Fans in der Muttenzerkurve. Und vielleicht, vielleicht zeigt sein eher inbrünstiger denn wohl-intonierter Gesang bei Stocker ja Wirkung.

Danach ging es ab für die Spieler, rein durch die Senftube, rein in die Kabine, die inzwischen für Journalisten Sperrgebiet ist, auf das nicht wieder ein Fotograf die unsanfte Behandlung eines Basler Spielers zu spüren bekomme.

Ein kurzes, aber obligates Gastspiel noch während der Pressekonferenz des frisch gebackenen Meistertrainers Murat Yakin. Wobei der abtretende Pressechef Josef Zindel nicht sein Fett, aber wenigstens noch ein paar Tropfen vergorenen Traubensaftes über das Haupthaar abbekam.

Und dann ging es ab, in die rotblaue Stadt am überbordenden Rhein, die wartete, ihren Meister zu empfangen.

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