Fabian Schär räumt ein, dass er GC-Spieler Shkelzen Gashi umgestossen hat. Das späte Gegentor am Sonntag in Zürich, die bittere Niederlage, eine Provokation durch den Gegenspieler – das alles sei zuviel gewesen für ihn. Eine Sperre wird die Folge sein, womit der Verteidiger dem FC Basel am Mittwoch wohl fehlen wird.
Wer im Stadion hingeschaut hat, konnte es sehen, und wer noch von der Dramatik der letzten Sekunden zwischen den Grasshoppers und dem FC Basel (1:0) gefangen war, wurde später im Fernsehen auf die Szene aufmerksam gemacht. Am Bildschirmrand ist zu erkennen, wie Fabian Schär mit den Händen Shkelzen Gashi vor die Brust stösst. Der GC-Spieler fällt hin, es kommt zur Rudelbildung und der Schiedsrichter pfeift die Partie nach 95 Minuten ab.
Es ist, da muss man gar nicht lange studieren, eine Tätlichkeit von Fabian Schär gewesen. Eine Szene, die dem jungen Mann keine Ruhe gelassen hat. Nach einer schlaflosen Nacht beraumte der FC Basel kurzfristig für den frühen Montagnachmittag eine Medienrunde an, in der der 21-jährige Schär seine Tat unumwunden zugab, sie zu erklären versuchte und bereute.
Der anstössige Stoss von Fabian Schär (Bilder: SRF):
«Es ist eine Aktion, die ich so nicht von mir kenne», sagt Fabian Schär, der im August vom Challenge-League-Club FC Wil zum FCB gestossen war und in Basel einen raketenartigen Aufstieg zum Stamm-Verteidiger erlebt hat. «Ich bin eher ein ruhiger Spieler. Aber die Niederlage kurz vor Schluss, die Niederlage zuvor im Cupfinal – das war zuviel für mich. Ich konnte mir der Situation nicht umgehen.»
Der Einzelrichter eröffnet Verfahren
Die Konsequenzen sind absehbar. Schiedsrichter Sascha Kever, der eine eigenwillige Spielleitung an den Tag gelegt und vieles an hartem Einsteigen hatte durchgehen lassen, hat die Szene mit Schär und Gashi offenbar nicht gesehen. Genauso wenig wie seine beiden Assistenten und der vierte Offizielle. Deshalb wurde Schär nicht auf dem Spielfeld sanktioniert, und deshalb findet sich die Tätlichkeit auch nicht im Rapport des Unparteiischen wieder.
Das ist der Moment, in dem der Einzelrichter der Swiss Football League einschreiten kann. Urs Studer, seit 1996 im Schweizer Fussball-Disziplinarwesen unterwegs und seit 2003 für die Erledigung solcher Fälle zuständig, führte sich die TV-Bilder am Montag in Bern zu Gemüte. Alles andere als eine Sperre wäre überraschend.
«Es entsteht ein Eindruck, der mir nicht entspricht»
«Ich bereue das sehr», sagt Fabian Schär, «es tut mir leid, dass ich den Spieler umgestossen habe, es tut mir leid für die Fans, weil sie nun Eindruck von mir haben, der mir nicht entspricht.»
Bei aller Einsichtigkeit und Reue betont Schär, «dass ich das nicht ohne Grund getan habe. Ich bin extrem provoziert worden, nicht nur verbal, sondern auch körperlich. Was man auf den Fernsehbildern nicht sieht: Zuerst hat es ein Foul gegeben, unmittelbar nach Wiederanstoss nach dem Tor, das nicht geahndet wurde. Das war aber nichts Böses. Dann gab es ein kurzes Gerangel, einen Schlag von ihm an meinen Kopf – und daraufhin habe ich ihn umgeschubst. Das soll keine Ausrede sein, soll aber helfen, die Situation zu verstehen.»
Am späten Montagnachmittag hiess es dazu auf der Website der SFL: «Der Disziplinarrichter im Spielbetriebswesen der Swiss Football League eröffnet gegen Fabian Schär vom FC Basel wegen einer allfälligen Unsportlichkeit in der letzten Spielminute der Partie vom vergangenen Sonntag zwischen dem Grasshopper Club Zürich und dem FC Basel ein Verfahren.»
Es ist damit zu rechnen, dass das Urteil Studers rasch kommt. Damit wäre Schär am Mittwoch in Bern gesperrt. Im letzten Saisonspiel des FCB am Samstag gegen St. Gallen könnte Schär zum Einsatz kommen, falls der Verein Rekurs einlegt mit der entsprechenden aufschiebenden Wirkung.
Heusler spricht von Überreaktion
Damit ist aber nicht zu rechnen. Zumindest nicht nach der Stellungnahme von Bernhard Heusler. «Ich kann schon verstehen, das ein Spieler nach einer derart unglücklichen Niederlage emotional überreagiert und die Nerven verliert», sagt der FCB-Präsident, «Fabian Schär ist ein noch junger Spieler, der erstmals bei einem Club spielt, der unter überdurchschnittlicher Beobachtung steht. Aber wir können ein solches Tun als FC Basel absolut nicht gutheissen und werden intern entsprechende Massnahmen ergreifen, die helfen, dass derlei möglichst nicht mehr passiert.»
Welche Massnahmen das sind, wurde auf Anfrage nicht näher erläutert. Den Mai-Lohn darf Fabian Schär aber wohl behalten; der Verein hat auch in der Vergangenheit in ähnlichen Fällen nicht unbedingt auf höhere Geldstrafen als interne Sanktion gesetzt.
Nicht unerwähnt blieb am Montag, wie Schär am Tag zuvor in die Katakomben gestampft war, vorbei an den Journalisten in der Mixed Zone und dabei deutlich vernehmbar «Das sind alles Missgeburten» rief.
Auch dafür entschuldigte sich Schär: «Damit habe ich wahrscheinlich die ganze Welt gemeint und am meisten mich selbst. Die Niederlage war so bitter, das war einfach zuviel für mich. Und dann habe ich im Frust diese unschönen Worte rausgelassen. Aber das habe ich auf niemanden persönlich bezogen, sondern auf die Niederlage.»
Mit einer Hand am Pokal
Wie sehr die Situation am Sonntag das Nervenkostüm von Schär und wahrscheinlich das aller anderen FCB-Beteiligten strapaziert hat, beschreibt der Spieler ebenfalls: «Wir haben einen sehr guten Match gemacht und hätten den Sieg verdient gehabt. Wir waren mit einer Hand schon am Pokal – und dann bekommst du mit der ersten Torchance des Gegners dieses Gegentor. Das ist so bitter, das kann man gar nicht beschreiben. Dann kommt der Cupfinal dazu, das verlorene Penaltyschiessen, was auch nicht ohne war. Diese Woche war einfach extrem bitter, für mich und die ganze Mannschaft. Ich habe so etwas in meiner jungen Karriere noch nie erlebt.»