Im Telefonbuch fand Susanne Meier ihren Verein

Am Pfingstmontag findet im Stadion Schützenmatte zum 50. Mal das Susanne-Meier-Memorial statt. Es hat sich als bedeutendstes Leichtathletik-Meeting der Region etabliert – bei dem bis zum Jahr 2010 nur Frauen startberechtigt waren.

Luzernerin, Wahl-Baslerin, Lehrerin und begnadete Leichtathletin: Susanne Meier. (Bild: Kurt Baumli)

Am Pfingstmontag findet im Stadion Schützenmatte zum 50. Mal das Susanne-Meier-Memorial statt. Es hat sich als bedeutendstes Leichtathletik-Meeting der Region etabliert – bei dem bis zum Jahr 2010 nur Frauen startberechtigt waren.

Das erste Susanne-Meier-Memorial fand am 28. Juni 1964 in einem familiärem Rahmen statt. Im Leichtathletik-Stadion St. Jakob gingen 52 Athletinnen aus der Schweiz und Süddeutschland an den Start. Haupt-Event war der Fünfkampf, der damals noch aus einem 200-Meter-Rennen, 80 Meter Hürden, Hoch- und Weitsprung sowie Kugelstossen bestand.

Star des Anlasses und erste Siegerin war Ursi Brodbeck, die auch über 800 Meter triumphierte und dabei in 2:15,4 Minuten einen Schweizer Rekord aufstellte. Meta Antenen, die spätere Lichtgestalt der Schweizer Frauenleichtathletik, gewann 15-jährig den Weitsprung.

Susanne Meiers Karriere wurde jäh gestoppt

Das Jubiläum am Pfingstmontag

Ab 11.30 Uhr steigt am Pfingstmontag das 50. Susanne-Meier-Memorial des LC Basel. Wettkampfbeginn ist um 11.30 Uhr im Stadion Schützenmatte. Der Eintritt ist gratis.

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Informationen und Zeitplan

Die Luzernerin Susanne Meier kam 1960 als 20-Jährige nach Basel. Sie absolvierte an der Universität den Turnlehrerkurs und arbeitete als Primarlehrerin in Aesch. Dem LC Basel trat sie eher zufällig bei – es war der einzige Verein, den sie unter «Leichtathletik» im Telefonbuch gefunden hatte.

Nach eineinhalbjährigem Training mit Willy Guldenfels, der das Krafttraining in der Schweizer Leichtathletik salonfähig gemacht hatte, schaffte sie 1962 den Durchbruch. Sie verschrieb sich dem Fünfkampf und reihte Erfolg an Erfolg.

Nach regionalen Meistertiteln und dem Sieg bei den nationalen Hochschulmeisterschaften wurde ­Susanne Meier ins Frauen-­Nationalteam berufen. Zudem ­gewann sie im gleichen Jahr den Schweizer-Meister-Titel der Frauen im Weitsprung und Kugelstos-sen sowie im Frauen-Fünfkampf mit neuem Schweizer Rekord von 4123 Punkten.

Der rasante sportliche Aufstieg wurde im Frühjahr 1963 jäh gestoppt. Nach einem Trainingslager in Saignelégier fühlte sich Susanne Meier unwohl. Die vermeintliche Angina erwies sich als akute Leukämie, der sie innert weniger Tage, am 23. April 1963, erlag.

Das Meeting und die Stars

Mit dem nach ihr benannten Pfingstmeeting – dem bedeutendsten Leichtathletikanlass der Region – setzten ihr die Familie und der LC Basel ein Denkmal. Bald hatte das Susanne-Meier-Memorial einen guten inter­nationalen Ruf und sorgte immer wieder für Schlagzeilen.

Unvergessen bleibt das 16. Meeting vom 5. Juni 1979 im Stadion Schützenmatte. Mit der Junioren-­Euro­pameisterin Brigitte Holzapfel und der Olympiasiegerin Ulrike Mey­farth hatten sich zwei Ikonen der bundesdeutschen Frauen-Leichtathletik für den Hochsprungwettbewerb angemeldet.

Die Vorfreude war riesig. Aber alles kam anders. Holzapfel musste wegen einer alten Rückenverletzung auf den Start verzichten. Und Meyfarth kam direkt von einem Meeting aus Bukarest. Ihr Flug hatte Verspätung.

Der Start des Hochsprungwettbewerbs musste deshalb um 45 Minuten verschoben werden – was die Schweizer Asse Gaby Meier und Susi Erb echauffierte. Sie verzichteten auf einen Start. Das Publikum quittierte dies mit einem Pfeifkonzert. Die übermüdete Ulrike Meyfarth sprang schliesslich mit nur 1,82 Metern nicht einmal auf das Podest, auf dem am Ende drei andere bundesdeutsche Athletinnen standen.

Erst seit 2011 starten am Memorial auch Männer

Die Zeiten änderten sich. Inter­nationale Top-Athletinnen fanden im dicht gedrängten Meeting-Kalender immer seltener den Weg nach Basel. Die Rahmenbedingungen des Susanne-Meier-Memorials mussten geändert werden. Nach 47 Jahren war das einzige reine Frauen-Meeting der Schweiz Geschichte: Seit 2011 starten Männer und Frauen, vor allem aus der Schweiz, am traditionellen Anlass.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 17.05.13

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