Durch Tore von Serey Die, Marcelo Diaz, Mohamed Salah und Philipp Degen fertigt der FC Basel den FC Luzern mit einem demütigenden 4:0 (1:0) ab. Mit dem höchsten Auswärtssieg der Saison baut der Meister die Führung in der Super League auf drei Punkte aus – und scheint bereit für London.
Der Auftakt zu drei spannungsgeladenen Wochen mit den Europacup-Viertelfinals gegen Tottenham und dem Cup-Semifinal in Sion ist dem FC Basel perfekt gelungen. Mit einer starken Leistung gegen einen allerdings blutleer wirkenden FC Luzern zementiert der Titelverteidiger seine Tabellenführung in der Super League und liegt nun drei Längen vor den Grasshoppers.
In der ausverkauften Swissporarena stellte Geoffroy Serey Die nach etwas mehr als einer halben Stunde die Weichen für den FCB auf Sieg. Der frischgebackene ivorische Nationalspieler traf zum ersten Mal für den FCB seit seinem Wechsel in der Winterpause vom FC Sion, hatte am Ostersonntag noch an Grippeerscheinungen laboriert und lieferte nichtsdestotrotz eine sehr gute Leistung ab.
Nach seinem Tor rannte er schnurstraks in die Arme von Murat Yakin. «Ich wollte mich bei meinem Trainer bedanken, weil er mir sein Vertrauen schenkt und mir Verantwortung überträgt. Ich bin nur dank ihm da, wo ich heute stehe», sagte Sery Die nach der Partie, und Yakin quittierte das mit seiner Wertschätzung für den Spieler: «Serey Die ist ein Leader, deshalb haben wir ihn geholt. Und er ist ein Riesengewinn für die Mannschaft.»
Souveräner FCB unter den Augen von Villas-Boas
Nach dem Seitenwechsel spielte der FC Basel mit der Führung im Rücken souverän auf und liess unter den Augen von Tottenham-Trainer Andre Villas-Boas so gut wie keine Torchance der Gastgeber zu, die in dieser Form um den Klassenerhalt werden bangen müssen. Ungeachtet des neuen Sportdirektors Alex Frei, der beim FCB freiwillig für diese Partie in Ausstand getreten war, bevor er am 15. April unter dem Pilatus eine heikle Mission übernehmen wird.
Fahrt aufgenommen, GC verunsichert, GC überholt, 3 Punkte Vorsprung, to be continued. Auf zum Titelquartett! #rotblaulive
— Michel Mesmer (@MichelMesmer) 1. April 2013
Gut möglich, dass Ryszard Komornicki dann schon nicht mehr Trainer sein wird. Der Stuhl des Polen, Nachfolger des am 20. August in Luzern entlassenen Yakin, wackelt seit Wochen, und das wird sich nun noch verschärfen. «Jedes Spiel ist wichtig für meine Situation. Ich kann es nicht zurückdrehen», sagte Komornicki nach dieser kapitalen Heimpleite. «Wenn ich richtig rechne, haben wir in den letzten fünf Spielen ein Tor erzielt», meinte ein konsternierter FCL-Goalie David Zibung, «so wird es natürlich schwierig.»
Yakins notgedrungene Umstellung mit Fabian Frei
Viel hat der FC Luzern in dieser Saison nicht vorzuweisen, aber immerhin: Die Innerschweizer waren bis Ostermontag die einzigen, die gegen den Meister und Tabellenführer noch nicht verloren hatten: Ein 2:2 in Basel, lange zurück im Juli, und ein 1:0-Heimsieg standen vor dieser 25. Runde zu Buche. Jenes 0:1, das Mitte Oktober am Anfang von Murat Yakins Tätigkeit als FCB-Trainer stand.
Damals verblüffte Yakin mit einer Dreier-Abwehrkette, eine Sofortmassnahme, die in die Hose ging, und auch diesmal hatte er eine Überraschung parat: Fabian Frei spielte zentral vor der Abwehr – als Reaktion auf den kurzfristig mit Achillessehnenbeschwerden ausgefallenen Cabral. Und diese Umstellung ging auf: Frei spielte in ungewohnter Rolle einen abgeklärten Scheibenwischer vor der Abwehr und einen umsichtigen Ballverteiler.
FCB erstmals unter Yakin auswärts zu Null
«Diese Flexibilität erwarte ich von allen Mittelfeldspielern, das macht die Mannschaft stark», sagte Yakin nach dem Spiel, voll des Lobs für Frei, der Serey Die und Marcelo Diaz den Rücken frei hielt. Und diese beiden waren es auch, die mit den ersten beiden Toren dem FC Luzern den Zahn zogen. Marco Streller bereitete mit seinem durchdachten Rückpass auf Diaz das 0:2 in der 64. Minute just in dem Moment vor, als die Luzerner ihre Offensive stärken wollten. «Nach dem 0:2», musste Komornicki einräumen, «war das Spiel gelaufen.»
Nicht aber für einen in allen Belangen überlegenen FCB, der in der Länderspielpause nichts an Schwung und Konzentration eingebüsst hat. Mohamed Salah erhöhte auf 3:0, und Philipp Degen setzte den Schlusspunkt zum 4:0 – dem höchsten Auswärtssieg der Saison, dem höchsten Sieg in Luzern in den letzten 20 Jahren und dem ersten Auswärtsspiel in der Liga unter Murat Yakin ohne Gegentor: «Das war die Vorgabe», unterstrich der Trainer, der sich über die hochgehaltene Konzentrationskurve seiner Mannschaft freute: «Eine tolle Leistung.»
Fast unter ging dabei, dass in der 77. Minute ein Hoffnungsträger sein Debüt gab: Raul Bobadilla spielte nach überstandener Bänderverletzung im Knie seine ersten Minuten – deutete schon mal seine Gefährlichkeit an und auch sein aufbrausendes Temperament: In der Nachspielzeit holte sich der von YB geholte Torjäger gleich einmal für Reklamieren eine Verwarnung ab – seine sechste in dieser Saison.
22 von 24 möglichen Punkten gehen nach Basel
Zu null hat der FCB auwärts zuvor erst einmal, im ersten Saisonspiel in Genf (1:0) gespielt, und unter Yakin hat die Mannschaft in elf Heimspielen einschliesslich Europacup noch kein einziges Gegentor kassiert. Der Sieg in Luzern erweitert die Serie der Ungeschlagenheit in der Super League auf acht Partien. Nach dem 2:3 am 25. November in Thun hat die Mannschaft 22 von 24 möglchen Punkten eingesammelt, und mit der neuerlichen Demonstration der Stärke scheint der FCB unaufhaltsam auf dem Weg zum historischen vierten Meistertitel hintereinander – etwas was bisher nur die Young Boys in den Jahren 1957 bis 1960 geschafft haben.
76. Ich weiss nicht, wann ich einen ähnlich leblosen #FCLuzern gesehen habe, wenn er gegen den #FCBasel gespielt hat. #rotblaulive
— Florian Raz (@razinger) 1. April 2013
Während sich der FCB also eine Menge Selbstvertrauen für den Donnerstag und das Hinspiel bei Tottenham Hotspur holte, müssen sich die Luzerner bei nun nur noch fünf Punkten Abstand zum Abstiegspatz mit dem Unvorstellbaren befassen: der Abstiegsgefahr. «Wir sind Basel ins offene Messer gelaufen. Nach dem 2:0 hat sich jeder gehen lassen, was in unserer Situation einfach nicht geht», haderte Zibung, «Wir haben uns katastrophal verhalten. Wenn es gegen Basel 0:2 steht, muss man auch mal sagen: Okay, wir lassen uns wenigstens nicht aus dem eigenen Stadion schiessen. Aber genau das haben wir zugelassen.»
Yakin rechnet sich auch in London grosse Chancen aus
Von Genugtuung über einen grossen Sieg in Luzern, wo er geschasst wurde und von seinem Nachfolger Komornicki auch noch vorhalten lassen musste, die Mannschaft sei physisch sich in bester Verfassung – davon wollte Murat Yakin nichts wissen: «Genugtuung gibt es im Fussball erst, wenn man etwas gewonnen hat. Und bis dahin haben wir noch ein hartes Stück Arbeit vor uns.» Über seine schwer geschlagene ehemalige Mannschaft wollte er sich nicht auslassen: «Ich habe genug mit meiner zu tun.»
Und mit der reist er am Mittwochmorgen voller Zuversicht in die britische Hauptstadt und ohne Sorge über den dichten Takt der Spiele an: «Wir sind uns diesen Rhythmus gewohnt. Und wenn wir so auftreten wie in Luzern, rechne ich mir auch in London grosse Chancen aus.» Er kündigt eine «resultatsorientierte» Marschroute für die 90 Minuten beim Dritten der Premier League an, wo die gesperrten Philipp Degen, Park und Marcelo Diaz fehlen werden.
Einen kümmert das nicht: «Beim FC Basel merkt man nicht, wenn ein Spieler fehlt, weil alle so gut sind, um einander zu ersetzen», meinte Serey Die unerschrocken, «gegen Tottenham werden wir mit erhobenem Haupt antreten und richtig hart arbeiten.»
FC Luzern–FC Basel 0:4 (0:1)
Swissporarena. – 17’000 Zuschauer (ausverkauft). – SR Studer.
Tore:
34. Serey Die 0:1 (flacher Rechtsschuss zentral aus 16 Metern in die rechte Goalieecke auf Querpass von Stocker vom rechten Flügel, der eigentlich für Salah gedacht war).
64. Diaz 0:2 (Rechtsschuss aus 12 Metern aus halbrechter Position, abgefälscht von Puljic, auf Rückpass von Streller von der Grundlinie)
71. Salah 0:3 (auf Vorarbeit von Serey Die schiebt Salah im zweiten Anlauf aus fünf Metern ein, nach dem Zibung den ersten Abschluss blockiert).
83. Philipp Degen 0:4 (satter, direkter Rechtsschuss aus sechs Metern in halbrechter Position, wo er von Steinhöfer angespielt wird).
Verwarnungen: 29. Muntwiler (Foul), 41. Puljic (Foul), 56. Hyka (Foul), 65. Lustenberger (Foul), 92. Bobadilla (Reklamieren).
FC Luzern (4-4-1-1): Zibung; Thiesson, Stahel, Puljic, Lustenberger; Winter, Wiss (64. Gygax), Muntwiler, Hyka (78. Kryeziu); Kasami; Rangelov (64. Mouangue).
FC Basel (4-1-2-3): Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Park; F. Frei; Serey Die (73. Elneny), Diaz; Salah, Streller (77. Bobadilla), Stocker (80. Steinhöfer). – Nicht eingesetzt: Saliv (T), Sauro, Zoua, Cabral.
Bemerkungen: FCB ohne Alex Frei (freiwilliger Verzicht), D. Degen, Jevtic (verletzt/Aufbau), Yapi, Adili, Voser, Vailati (ohen Aufgebot); Luzern ohne Lezcano, Siegrist, Sorgic, Urtic (verletzt oder rekonvaleszent), Andrist, Bento, Luqmon (ohne Aufgebot). – 42. Freistoss Diaz auf die Querlatte.
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