Erstmals gibt es Einblick in die dem Verein und der FC Basel 1893 AG nebengeordnete Holding – und die Zahlen sind gewaltig. Der Schweizer Meister verfügt über 32 Millionen Eigenkapital. Ausserdem sind in seinem Spielerkader stille Reserven vorhanden, die eine nicht ohne Risiken behaftete Vorwärtsstrategie möglich machen.
Der FC Basel ist derzeit finanziell auf Rosen gebettet – einen anderen Schluss lassen die Zahlen nicht zu, die der Club am Freitag präsentiert hat. In einer konsolidierten Erfolgsrechnung der FC Basel 1893 AG und der FC Basel Holding AG werden 18 Millionen Franken als Gewinn im Geschäftsjahr 2012 ausgewiesen. Insgesamt verfügt die FCB-Gruppe über ein Eigenkapital von 32 Millionen Franken – ein Wert, der in der Schweiz sowieso und auch über die Grenzen hinaus wenig Beispiele hat.
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Der Rückblick auf ein wirtschaftlich wie sportlich exeptionelles Jahr 2012 ist das eine – die Verteidigung der beiden Titel das andere. Am Sonntag (13.45 Uhr) empfängt der FC Basel in der Meisterschaft Servette Genf. Nach dem Dämpfer am Mittwoch und der 1:3-Niederlage beim FC Zürich sagt Murat Yakin: «Es braucht kühles Blut.» Marco Streller wird dem immer noch drei Punkte voraus liegenden Tabellenführer gesperrt fehlen und Philipp Degen verletzt (Bänderdehnung im Knöchel). Im Angriff setzt der FCB-Trainer gegen das Tabellenschlusslicht auf Raul Bobadilla, und Yakin entgegnet anders lautenden Vermutungen auf Übergewicht beim Argentinier: «Er hat kein Gramm Fett am Körper.» (cok)
Seine Zahlen hat der FC Basel schon in der Vergangenheit detailliert seinen Mitgliedern und der Öffentlichkeit offengelegt. Nun hat er erstmals Einblick in die Zahlen der Holding gegeben, die Rechtsnachfolgerin der in den 90er Jahren gegründeten FC Basel Marketing AG, die einst gegründet wurde, um Geld einzusammeln und dem FCB vor allem Spielertransfers zu finanzieren. Anfang 2012 hat Ehrenpräsidentin Gigi Oeri bei ihrem Abschied ihre Anteilsmehrheit an der Holding von rund 90 Prozent zu einem symbolischen Preis an Nachfolger Bernhard Heusler abgetreten.
«Wir haben nichts zu verstecken»
Die Offensive, die der FC Basel gewählt hat, forciert vom seit einem Jahr tätigen neuen Verwaltungsrat Stephan Werthmüller, ist auch eine Reaktion auf etliche Anwürfe, die das FCB-Präsidium und namentlich Clubchef Heusler im Zuge der Trennung von Trainer Heiko Vogel Mitte Oktober des vergangenen Jahres erdulden mussten.
«Wir haben nichts zu verstecken», sagt der 57-jährige Stephan Wertmüller, Betriebswirtschaftler und Steuerberater, «wir wollen zeigen, dass Geld da ist und nicht irgendwo versandet.» Im Jahr 2012 hat der FC Basel mit Einnahmen aus der Champions League (Achtelfinal gegen Bayern München) und mit der Übernahme von 52 Prozent am Catering-Unternehmen Berchtold durch die Holding einen Gruppenumsatz von 86 Millionen gemacht, wovon 80 Millionen aus dem Fussballgeschäft stammen. (Siehe dazu auch unsere Berichterstattung vom 9. Mai 2013).
Einmalige Einnahmen, einmalige Steuern
Als Windfall Profits, aussergewöhnliche Einnahmen, die der FCB vor allem in dieser Höhe nicht planen kann, kommen die Transfers der Ausnahmetalente Xherdan Shaqiri (zu Bayern München) und Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach) hinzu. Das spülte alleine 25 Millionen Franken in die Kasse. Ausserdem sind weitere vier Millionen Franken in der Erfolgsrechnung aufgeführt, die aus Darlehensverzichten von Aktionären aus der früheren Marketing AG resultieren.
Neben den üblichen Steuern bezahlt der FC Basel auf seinen Ertrag von 15 Millionen Franken aus 2012 auch Gewinnsteuer – wohl zum ersten Mal, wie Werthmüller vermutet. Genau sind es 944’068 Franken.
Basisbudget auf 45 Millionen angewachsen
Die 32 Millionen Franken Eigenkapital versetzen den FCB für geraume Zeit in den Zustand einiger Planungssicherheit. Am Freitag hat Werthmüller im Mediencenter des St.-Jakob-Park dargelegt, dass das Basisbudget, von dem stets die Rede ist, angehoben wurde: von 30 Millionen von vor ungefähr zehn Jahren über 35 auf nun 45 Millionen Franken.
In dieser Kalkulation geht der FCB davon aus, mindestens die Gruppenphase der Europa League zu erreichen – was in der zurückliegenden Dekade auch stets der Fall war – und von einem sogenannten strukturellen Defizit von zehn Millionen Franken. Eine Lücke, die durch die Teilnahme an der Champions League geschlossen werden kann oder durch eine positive Transferbilanz.
Einen allfälligen Verlust gleicht laut vertraglicher Vereinbarung die Holding AG aus. Der hat die FC Basel AG aus dem Gewinn 2012 exakt 14 Millionen Franken zugeführt. Diese Holding fungiert nach wie vor als eine Art Sparkasse für das Fussball-Business des FC Basel. Oder mit anderen Worten: Bei 32 Millionen Eigenkapital könnte sich der FCB zwei oder sogar drei Jahre ohne Champions League leisten und vom Angesparten zehren.
Die stillen Reserven
Und mehr noch: Es schlummern beträchtliche stille Reserven beim FC Basel. Der Wert des Spielerkaders wird traditionell sehr zurückhaltend in der Bilanz aktiviert. Einerseits wird der Wert der Spieler, der sich in der Regel aus einer geleisteten Ablösesumme definiert, über drei Jahre abgeschrieben. Anderseits besitzen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs einen solchen Bilanzwert gar nicht.
Im aktuellen Kader – in der Bilanz mit 8,3 Millionen Franken ausgewiesen (ohne die Zuzüge Bobadilla und Serey Die aus dem Frühjahr 2013 für 4,5 Millionen) – lassen sich perspektivisch weit über diesen Betrag hinausgehende Transfererlöse erwarten. Einer der nächsten Kandidaten dürfte Valentin Stocker sein, der von mehreren Bundesligisten umworben wird, oder auch Aleksandar Dragovic, für den der FC Basel vor zwei Jahren ungefähr eine Million Franken an Ablöse an Austria Wien bezahlt hat und dessen Marktwert sich durch seine Leistungen mit dem FCB vervielfacht hat.
Im Geschäftsbericht zu Händen der Generalversammlung am 27. Mai haben Werthmüller René Heiniger, der Leiter Finanz- und Rechnungswesen beim FCB, festgehalten: «Die finanziellen Efforts und Risiken der vergangenen Jahre haben sich gelohnt.» Und weiter heisst es: «Die gute Ertragslage, das hohe Zuschaueraufkommen und der hohe Marktwert des Spielerkaders ergeben Luft zur seriösen Weiterarbeit.»