In Gedanken bei der Abwehr – der FCB vor dem Auftritt in Paris

Am Mittwoch bestreitet der FC Basel das dritte Spiel in der Champions League. Vor dem Auftritt im Prinzenpark gegen Paris Saint-Germain muss Trainer Urs Fischer seine Defensive ordnen.

18.10.2016; Basel; Fussball Champions League - PSG Paris - FC Basel; Reise FC Basel; Trainer Urs Fischer (Basel) beim Abflug EuroAirport (Urs Lindt/freshfocus)

(Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Am Mittwoch bestreitet der FC Basel das dritte Spiel in der Champions League. Vor dem Auftritt im Prinzenpark gegen Paris Saint-Germain muss Trainer Urs Fischer seine Defensive ordnen – und entscheiden, mit welchem System er seinem altbekannten Antipoden Unai Emery begegnet.

Die Momente, in denen der Trainer eines Champions-League-Teilnehmers auf der Reise zu einem Spiel alleine ist, sind selten. Urs Fischer, inzwischen seit sechzehn Monaten Trainer des FC Basel, findet sie an diesem Dienstag, wenngleich nur kurz. Und entweder nutzt er diese Minuten, um flüchtig von den Gedanken wegzukommen, wie er und sein Team gegen Paris Saint-Germain bestehen können, oder er nutzt sie, um ebendiese Gedanken weiterzuspinnen.

Mit bisher nur einem Punkt aus zwei Spielen braucht der FC Basel wohl auch gegen die beiden Favoriten Paris und den Arsenal FC Punkte, um im Frühjahr 2017 in einem europäischen Wettbewerb vertreten zu sein. Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich dem Schweizer Meister am Mittwoch (20.45 Uhr) im Pariser Prinzenpark, bei der Partie gegen das Schwergewicht des französischen Clubfussballs.

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Noch hat der FCB gegen einen Grossen Europas in dieser Spielzeit nicht überzeugt. Auch wenn Fischer nochmals auf die 0:2-Niederlage im Londoner Emirates Stadium zurückblickt und uns seine Sicht der Dinge so schildert: «In den ersten 25 bis 30 Minuten haben wir nicht schlecht ausgesehen. Aber danach hatten wir eine Viertelstunde lang Dusel. Schliesslich machten wir zwei Fehler, die zu Gegentoren führten.»

Cavani allenthalben

Man muss diese Meinung nicht teilen. In einem Spiel, dem Torhüter Tomas Vaclik mit unzähligen Paraden seinen Stempel aufdrückte und der so den FC Basel in der Partie hielt, sind in der Basler Abwehrarbeit mehr als zwei Fehler passiert. Und die Zweikampfwerte der Basler liessen zu wünschen übrig.

Am Mittwoch trifft Fischer mit seinem Team auf eine Equipe, die in der Offensive nicht minder stark besetzt ist als die Londoner: Über allem thront der Name Edinson Cavani, der zwar nicht in jedem Spiel dieser Saison traf, dafür aber einmal gleich vier Tore erzielte und insgesamt auf zwölf Treffer in elf Partien kommt.

«Cavanis Konstanz ist beeindruckend», sagt Fischers Stürmer Marc Janko, und auch Seydou Doumbia ist voll des Lobes für den Urugayer: «Paris hat super Spieler, vor allem mag ich Cavani.» Die Gedanken des Trainers dürften sich auch wegen des Uruguayers um die Frage des Systems drehen, in dem der FCB den Parisern begegnen will.

Die Schlüsselposition des linken Aussenverteidigers

In London hat die Fünferabwehr in einem 5-3-2 deswegen nur bedingt funktioniert, weil Eder Balanta und Adama Traoré auf der linken Abwehrseite vom Tempo überfordert waren. Traoré ist nach einer Verletzung wieder fit; doch wer den Posten auf der linken Aussenbahn übernimmt, ist eine der Schlüsselfragen vor dem dritten Spiel der Gruppe A.

Weil Blas Riveros beim 3:0 gegen den FC Luzern zwar sein erstes Spiel in Fischers Mannschaft absolviert und seine Aufgaben sowohl offensiv als auch defensiv gut gelöst hat, für die Champions League aber nicht gemeldet ist, hat Fischer vorderhand zwei Möglichkeiten: Entweder es spielt Traoré, der vor allem im Spiel nach vorne Qualitäten hat, gegen den Ball aber immer wieder unsicher wirkt.



18.10.2016; Paris; Fussball Champions League - PSG Paris - FC Basel; Reise FC Basel; Adama Traore (Basel) und Seydou Doumbia (Basel) bei der Ankunft am Flughafen Charles de Gaulle (Urs Lindt/freshfocus)

Adama Traoré (links) betritt den Pariser Boden. Ob er auch den Rasen des Prinzenparks im Spiel gegen den PSG betreten wird? Auflösung am Mittwochabend. (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Oder Fischer entscheidet sich für Omar Gaber und damit tendenziell gegen den offensiven Weg über die linke Seite. Denn der Ägypter ist Rechtsverteidiger und verfügt nicht über den linken Fuss, den es braucht, um die Bälle zur Mitte zu bringen.

Der FCB will vom Erfahrungswert aus London profitieren

Aufgrund der Erfahrung dürfte sich Fischer wohl für Traoré entscheiden. Auch der Routine wegen, die «wir aus dem Spiel gegen Arsenal mitnehmen», wie Fischer sagt. Immerhin weiss dieses Basler Kader, das über viermal weniger Champions-League-Partien vereint als die Pariser Mannschaft, was es heisst, auswärts gegen einen Grossen zu spielen.

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Fischer ist sicher: «Mit einer Topleistung ist in Paris etwas möglich: Wenn wir die Erfahrung aus London abrufen können, wenn wir in heiklen Situationen die richtige Entscheidung treffen und wenn wir den Zugang zum Spiel finden», auch wenn Paris Saint-Germain «noch mehr individuelle Klasse mitbringt als Arsenal. Es braucht morgen viel Überzeugung, viel Mut, wir müssen einiges besser machen als im Spiel gegen die Londoner.»

Gegen die Klasse der Franzosen wird sich Basel also wehren müssen. Gegen diese Mannschaft, die vom einstigen Trainer Sevillas gecoacht wird, den der FCB bestens kennt: Unai Emery, von dessen Stil «im Pariser Spiel bereits einiges zu sehen ist», wie Fischer sagt.

Die diffizilen Wochen der Innenverteidigung

Schon gegen Sevilla hat sich Fischer letzte Saison in der Europa League für eine Fünferabwehrkette entschieden, damit im Hinspiel des Achtelfinals ein 0:0 erreicht und dafür von Emery anerkennende Worte geerntet: «Es war beeindruckend, wie gut eingestellt und motiviert die Basler waren. Sie können sich an jede Situation anpassen, und im Hinspiel war vor allem die Abwehr von der ersten Minute an bereit», sagte Emery.

Fischer hatte beim ersten Aufeinandertreffen mit Emery Walter Samuel zur Verfügung, der sichere Wert in der Innenverteidigung. In diesen Tagen strahlt die Innenverteidigung nicht die grösste Sicherheit aus, von der Super League einmal abgesehen, wo sie selten richtig gefordert wird.



18.10.2016; Paris; Fussball Champions League - PSG Paris - FC Basel; Reise FC Basel; Renato Steffen (Basel), Michael Lang (Basel) und Taulant Xhaka (Basel) bei der Ankunft am Flughafen Charles de Gaulle (Urs Lindt/freshfocus)

Drei für die Startformation: Renato Steffen (links), Michael Lang (Mitte) und Taulant Xhaka. Nur: Wer spielt wo? Muss Xhaka wieder als zentraler Innenverteidiger ran? (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Eder Balanta hat sich seit seiner Ankunft gesteigert, man hat sich aber allenthalben mehr erhofft vom kolumbianischen Nationalspieler. Insbesondere was die Spielauslösung betrifft oder das Stellungsspiel, in dem er zuweilen etwas forsch ins Pressing geht. Zudem hat Marek Suchy, der Defensivpatron, seit Längerem kein richtig gutes Spiel mehr gezeigt – gegen Paris bräuchte es für einen Punktgewinn aber genau ein ebensolches.

Die Reise nach Paris: ohne Überraschung

Gut für Fischer ist, dass er ein gesundes Kader zur Verfügung hat. Abgesehen vom langzeitverletzten Manuel Akanji und Spielern, die nicht für die Champions League qualifiziert sind, sassen alle im Flieger auf der Reise nach Paris, die man gerne für einmal auch mit dem Zug hätte machen können.

Vielleicht wollte der FCB zumindest reisetechnisch nicht zu stark vom üblichen Modus abweichen. Denn möglicherweise hält Fischer auf dem Rasen die eine oder andere Überraschung bereit, sei das personell oder systemtechnisch.

 

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