Ivan Ljubicic soll Federer neue Strategien gegen die Besten liefern

Mit Ivan Ljubicic hat Roger Federer einen Trainer aus der eigenen Spielergeneration verpflichtet. Der zwei Jahre ältere Taktiker soll dem Schweizer helfen, gegen die Besten der Welt zu bestehen.

Switzerland's Roger Federer, left, talks with his coaches Ivan Ljubicic right, and Severin Luthi during a practice session ahead of the Australian Open tennis championships in Melbourne, Australia, Friday, Jan. 15, 2016.(AP Photo/Mark Baker)

(Bild: MARK BAKER)

Mit Ivan Ljubicic hat Roger Federer einen Trainer aus der eigenen Spielergeneration verpflichtet. Der zwei Jahre ältere Taktiker soll dem Schweizer helfen, gegen die Besten der Welt zu bestehen.

Am vorletzten Sonntag in Brisbane schaute Ivan Ljubicic in der Trainerbox von Roger Federer etwas konsterniert drein. Der Kroate ist ein heller Kopf und er wusste, wie die sich abzeichnende Niederlage seines neuen Dienstherrn Roger Federer gegen einen gewissen Milos Raonic in den Medien interpretiert werden würde.

Denn dummerweise war Ljubicic zu Beginn seiner Trainerkarriere Coach von Rivale Raonic gewesen. Es wäre also die ideale Story gewesen, wenn Federer mit Hilfe des ausgewiesenen Insiders Ljubicic zu einem Sieg gekommen wäre. Doch Ljubicic sah einen schwächelnden, angeschlagenen Maestro, keinen strahlenden Siegertypen.

4:6 und 4:6 verlor Federer bei der Generalprobe für das Grand-Slam-Spektakel in Melbourne. Die Niederlage ist keine sportliche Katastrophe. «Abgerechnet wird in Melbourne. Dort zählt es», sagte Ljubicic später. Er sprach von den Australian Open in Melbourne, wo Federer nun mit einem ungefährdeten Drei-Satz-Sieg gegen den Georgier Nikolos Basilaschwili ins Turnier startete. In der zweiten Runde fordert ihn Alexander Dolgopolow.

Ivan Ljubicic, the coach of Roger Federer of Switzerland, watches Federer play the men's final match against Milos Raonic of Canada during the Brisbane International tennis tournament in Brisbane, Australia, Sunday, Jan. 10, 2016. (AP Photo/Tertius Pickard)

Ivan Ljubicic am Rätseln in Brisbane: Sein ehemaliger Schützling (Milos Raonic) besiegte im Final den aktuellen (Roger Federer). (Bild: TERTIUS PICKARD)

Der 36-jährige Ljubicic ist ein Mann, der es gewohnt ist, mit Rückschlägen und Schwierigkeiten umzugehen. Der neue Partner an Federers Seite steht fast prototypisch für viele Spieler aus der Balkanregion, die unter schwierigen Umständen eine erstaunliche Tenniskarriere auf die weltweiten Centre Courts zauberten. 

Wie kaum ein Zweiter in der jüngeren Vergangenheit machte der kluge Glatzkopf das Maximale aus seinen Möglichkeiten. Als spätberufener Topspieler rauschte er bis auf Platz 3 der Weltrangliste, hinter den Herren Federer und Nadal. «Die beiden waren so weit weg, dass ich mich wie die Nummer 1 des Rests der Welt fühlte», sagt Ljubicic. 

Langjähriger Weggefährte

Er war ein Profi mit schnörkellosem, kompromisslosem Spiel. Ein Stratege, der bekannt dafür war, erbarmungslos die Schwächen seiner Gegner auszuloten und diese Erkenntnisse gewinnbringend zu verwerten. Womit man schon bei Federers Entscheidung pro Ljubicic wäre. Sie rührt unter anderem von der langen Bekanntschaft zweier Spieler her, deren Wege sich immer wieder kreuzten.

Beide drückten als junge Profis in Monte Carlo die Lehrbank. Beide waren Repräsentanten der Tennistour und zeitweise Präsidenten des Spielerrats. Zu guter Letzt trafen sie als Spieler aufeinander, tauschten sich aus, trainierten miteinander und traten gegeneinander an.

16 direkte Duelle gab es, dreizehnmal siegte Federer, dreimal der Kroate. Zu Ljubicics besten Zeiten kämpften sie 2005 und 2006 sogar bei der ATP-WM um wichtige Siege. Federer gewann beide Duelle.

«Ivan war immer ein Gegner, bei dem höchste Konzentration nötig war. Er war ein grossartiger Taktiker», sagt Federer, «er passt ausgezeichnet in mein Team. Er hat selbst Familie und weiss, dass ich ein Familienmensch bin. Da ist man auf einer Wellenlänge.»

Ljubicic: «Es ist eine grosse Ehre für mich, dass Roger mir dieses Vertrauen schenkt.»

Für Ljubicic schliesst sich ein Kreis. Stefan Edberg war einst der Spieler, der den jungen Ljubicic daheim in Banja Luka vor dem Fernseher faszinierte und ihn zu einer Tenniskarriere animierte. Und nun ist Ljubicic bei Federer tatsächlich der Nachfolger eben jenes Edberg.

Er ist nun Federers Rat- und Ideengeber, sein Bessermacher in den kleinen, unscheinbaren Details, die letztlich im modernen Spitzentennis den Unterschied ausmachen. Dabei hat er den Vorteil, dass er alle relevanten Gegner aus dem eigenen Erleben kennt.

Interessant dürfte für Federer sein, wie Ljubicic auf Spieler wie Djokovic, Murray oder Nadal blickt und welche Lösungen der gewitzte Taktiker gegen sie entwickeln kann. «Es ist einfach eine grosse Ehre für mich, dass Roger mir dieses Vertrauen schenkt», sagt Ljubicic, «ich hoffe, dass es eine grosse Saison für Roger wird.» Und damit auch für den Trainer.

Die Anspielzeiten sind ungefähr und hängen vom restlichen Programm ab. Den ganzen Spielplan gibt es hier.
Australian Open 2016 – Die Spiele der SchweizerInnen (Einzel)

Runde

Paarung

Resultat

1. Runde Belinda Bencic – Alison Riske 6-4, 6-3
1. Runde Carla Suárez Navarro – Viktorija Golubic 7-5, 6-4
1. Runde Roger Federer – Nikolos Bassilaschwili 6-2, 6-1, 6-2
1. Runde Katerina Siniakova – Timea Bacsinszky 3-6, 5-7
1. Runde Dmitrij Tursunow – Stanislas Wawrinka 6-7(2), 3-6, Ret.
2. Runde Roger Federer – Alexander Dolgopolow 20.1., 04.00 Uhr
2. Runde Belinda Bencic – Timea Babos 20.1., 02.30 Uhr
2. Runde Annika Beck – Timea Bacsinszky 21.1.
2. Runde Radek Stepanek – Stanislas Wawrinka 21.1.

Nächster Artikel