Jede Menge Seelenbalsam

Eine Mannschaft, die sich steigert, je länger der Klassiker gegen den FC Zürich lief, und dazu drei Spieler, die sich mit ihren Treffern persönliche Erfolgserlebnisse verschaffen: Blas Riveros trifft erstmals in der Liga, Ricky van Wolfswinkel endlich wieder nach seiner schweren Verletzung und Valentin Stocker feiert vor der Muttenzerkurve ebenfalls einen besonderen Moment. Die Einzelkritik.    

Ganz schön frech: Blas Riveros erzielt aus extremem Winkel zwischen den Beinen von FCZ-Torhüter Yanick Brecher hindurch und via Innenpfosten das Basler Führungstor.

Tomas Vaclik  |  Torhüter

Das 37. Spiel für ihn in dieser Saison und zum 15. Mal ohne Gegentor geblieben – dafür musste der FCB-Keeper keine Wundertaten vollbringen. Streng genommen war der schwierige Teil des Arbeitstages von ihm nach 50 Sekunden erledigt, als er Palssons Schuss aus der unteren rechten Ecke kratzte.

Michael Lang  |  rechter Aussenverteidiger

Für einmal ein offensiv dezenter Auftritt des zusammen mit dem Young Boy Kevin Mbabu gefährlichsten Schweizer Aussenverteidigers. Erledigt dafür seinen Abwehrauftrag grundsolide.

Fabian Frei  |  rechter Innenverteidiger

Weil Marek Suchy gesperrt von der Tribüne aus zuschauen musste, fiel Frei erneut die Rolle als Abwehrchef zu. Sieht in einigen Szenen nicht gut aus, wie bei der FCZ-Chance in der ersten Minute, die Frei mit einer Kerze im Strafraum vorbereitet. Dann wird er von Raphael Dwamena ausgetanzt, was jedoch ebenso folgenlos blieb. Löste ansonsten mit viel Antizipation die Abwehrarbeit, auch mal mit einem schmucklosen Befreiungsschlag auf die Tribüne. Die Präzision seiner auslösenden Pässe bedarf noch der Justierung. Sein langer Ball vor dem zweiten Tor entsprach jedoch der Spielidee vom Gewinn des zweiten Balls, was den Stürmern dann auch prompt gelang. Holte sich die erste gelbe Karte seit seiner Rückkehr ab, wofür er eine einfache Begründung fand: Im Matchprogramm las er vor dem Spiel seine Leistungsbilanz mit lauter Nullen.

Auch mal schnörkellos: Fabian Frei (links) als Abwehrchef des FC Basel. Michael Lang und Tobias Schättin beobachten das Ganze.

Léo Lacroix  |  linker Innenverteidiger

Wie für Frei gilt auch für ihn: Zunehmend mehr Spielzeit verleiht mehr Sicherheit in den Aktionen. War in etlichen Szenen der willkommene Prellbock gegen die physisch mächtigen Michel Frey und Dwamena. Unvorteilhaft sah er aus, als er sich unmittelbar vor dem Pausenpfiff von Rückkehrer Marco Schönbächler vernaschen liess. War jedoch wichtig in Kopfballduellen, spielte ausserdem solide auslösende Bälle und leistete sich erst gegen Ende wieder einen hässlichen Ballverlust.

Blas Riveros  |  linker Aussenverteidiger

In der Champions League, beim 5:0 gegen Benfica, erzielte er im Herbst sein erstes Tor für den FCB, nun liess er sein erstes in der Super League folgen. Und zwar ein frech aus spitzem Winkel und zwischen den Beinen von FCZ-Goalie Yanick Brecher hindurch erzieltes Tor. Das war für den Spielverlauf einer harzigen ersten Halbzeit wesentlich, genauso wie seine Vorstösse. Wenn der Paraguayer Tempo aufnehmen kann, ist er für den Gegner schwer zu kontrollieren, so auch beim Schuss in der 58. Minute, den Brecher gerade noch zur Seite abwehren konnte. Und eine Erklärung für den Torjubel gibt es auch: Ein albanischer Bekannter, den er beim Einlaufen kennengelernt hatte, animierte ihn zum Doppeladler.

Taulant Xhaka  |  zentraler defensiver Mittelfeldspieler

Bleibt er auf dem Rasen liegen, dann muss etwas passiert sein. So in der 80. Minute, als er mit Problemen am Knie ausgewechselt werden musste. Am Donnerstag sollen nähere Abklärungen folgen. Füllte bis dahin seine gewohnte Rolle mit langen Wegen und vielen Zweikämpfen aus. Für ein unsauber geführtes Duell in der 67. Minute gabs die elfte gelbe Karte der Saison, was bei der nächsten Verwarnung die dritte Sperre nach sich ziehen wird.

https://tageswoche.ch/sport/live-der-klassiker-wird-nachgeholt-18-45-uhr-das-aufwaermprogramm/

Luca Zuffi  |  zentraler defensiver Mittelfeldspieler

In der 89. Minute passierte es dann doch noch: ein Fehlpass von ihm. Gab dem Spiel seiner Mannschaft bis dahin mit Übersicht, Ruhe und Ballsicherheit Struktur. Ein typischer Zuffi-Auftritt im Mitteldrittel des Spielfeldes mit vielen unspektakulären, aber richtigen Aktionen.

Kevin Bua  |  rechter Flügelstürmer

Seit der Niederlage in Luzern stand er nicht mehr in der Startelf. Hatte in der Anfangsphase eine Strafraumszene, dann stellte er zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Schuss Brecher auf eine nicht sonderlich grosse Probe. Unter dem Strich war es das unermüdliche Anlaufen der Zürcher Verteidiger und einige Balleroberungen, die seinen Beitrag wertvoll machten.

Samuele Campo  |  zentraler offensiver Mittelfeldspieler

Weil Mohamed Elyounoussi seit dem Footing am Morgen des Spieltages der Rücken zwickte, entschieden sich die Trainer zehn Minuten vor Spielbeginn zu einem spontanen Wechsel. Davon profitierte Campo, der somit 90 weitere Minuten erhielt, um in die ihm künftig zugedachte Rolle als Kreativspieler zu wachsen. War derjenige, der den ersten Schuss aufs Zürcher Tor brachte (10.), anschliessend blieb sein Einfluss gering, auch weil ihm Standfestigkeit fehlt, wenns Widerstand vom Gegner gibt. Spielte sich nach Seitenwechsel jedoch frei, und dass er einen feinen linken Fuss hat, demonstrierte er beim 3:0 mit seiner Massflanke für Ricky van Wolfswinkel.

Das erste Tor nach der Rückkehr und dann auch noch vor der Kurve und gegen den Erzrivalen FCZ: Valentin Stocker (links) lässt sich für das 2:0 feiern, Albian Ajeti und Kevin Bua sind die ersten Gratulanten.

Valentin Stocker  |  linker Flügelstürmer

Er leitete den ersten Treffer vom linken Flügel ein, er war es in einer offensiv dünnen ersten Basler Halbzeit, der in der 33. Minute mal wieder einen Ball auf Brechers Tor brachte. Er rackerte unermüdlich für die Mannschaft, auch nach hinten, und in der 71. Minute war dann der Stocker zurück, wie man ihn viele Jahre im Joggeli erlebt hatte: Giftig stieg er in einen Zweikampf mit Jagne Pa Madou, der Einsatz war grenzwertig, der Schiedsrichter liess es durchgehen und dann konnte Stocker aus über 20 Metern ganz überlegt Mass nehmen, weil ihn Alain Nef nicht attackierte. Der präzise Flachschuss bedeutete das 2:0, die Entscheidung in diesem Klassiker, und er war Stockers erstes persönliches Erfolgserlebnis nach der Rückkehr. «Ein Tor vor der Kurve und gegen den FCZ – das hat sehr gut getan», gab Stocker zu Protokoll, der die Einschätzung des Trainers von der ansteigenden Formkurve eindrücklich unterstrichen hat.

Albian Ajeti  |  Angriffsspitze

Auch wenn das Spiel in Lugano kein Glanzstück von Ajeti war, hielt der Trainer an ihm fest, und der junge Stürmer dankte es ihm mit zwei Torvorlagen. Idealtypisch mit dem Rücken zum Tor leitet er erst den Ball auf Riveros weiter, dann spielt er einen Doppelpass mit Stocker, und erfüllte auch ansonsten seinen Auftrag. Bei der eigenen Torausbeute im Jahr 2018 bleibt es bei dem einen Treffer gegen Sion, aber Ajeti gibt sich auch mit den beiden Assists zufrieden: «Das fühlt sich an, wie selbst getroffen zu haben.»


Ricky van Wolfswinkel   |  Angriffsspitze

80 Minuten musste er wieder auf der Bank schmoren respektive sich für einen Einsatz warmlaufen, dann wurde er für Ajeti eingewechselt. Und das Warten hat sich gelohnt: Kaum drei Minuten auf dem Platz, erzielte er mit einem Kopfball das 3:0. Damit geht für den Niederländer eine lange Zeit des Leidens (Mittelfussbruch) und des Zweifelns zu Ende. Im September hatte er gegen Lausanne sein achtes und letztes Tor in der Super League erzielt.

Geoffroy Serey Dié  |  zentraler defensiver Mittelfeldspieler

Ersetzte in der 81. Minute den angeschlagenen Xhaka, in einer Phase, als der Klassiker schon entschieden war. Trug mit zwei Kabinettstücken aber noch zur Unterhaltung der offiziell 27’137 Zuschauer (No-Show-Quote geschätzt bei rund 25 Prozent) bei.

Raoul Petretta  |  rechter Mittelfeldspieler

Kam in der 89. Minute für Stocker. Mit den drei Minuten Nachspielzeit reichte es aber noch für eine gelbe Karte und eine von van Wolfswinkel schön aufgelegte Grosschance, bei der Petretta übers halbe Spielfeld sprintete, seinen Schuss aber von Brecher spektakulär gehalten sah.

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Mirko Salvi (Tor), Yves Kaiser, Dimitri Oberlin.

Nächster Artikel