Jetzt gegen Djokovic

In seinem fortgeschrittenen Alter wünscht sich Roger Federer keine allzu harten und allzu dramatischen Matches mehr. Nach dem Sieg über Lukas Rosol kommt in Dubai das alles jetzt aber möglicherweise doch noch auf ihn zu.

Erfolgreich: Roger Federer im Spiel gegen Lukas Rosol. (Bild: Keystone)

In seinem fortgeschrittenen Alter wünscht sich Roger Federer keine allzu harten und allzu dramatischen Matches mehr. Nach dem Sieg über Lukas Rosol kommt in Dubai das alles aber möglicherweise doch noch auf ihn zu.

Am Ende des Tennisabends in Dubai lieferte Roger Federer eine nicht ganz ernstgemeinte, aber doch ziemlich einleuchtende Erklärung, warum er dieser Tage am liebsten als Spannungskiller auf den Centre Courts der Welt unterwegs ist: «Mit 32 braucht man nicht mehr so viel Drama in den Matches», sagte der Schweizer, «so ein Spiel wie das heute, das ist in diesem Alter gut fürs Herz.» Tatsächlich schonte Federer beim 6:2, 6:2-Viertelfinalerfolg über den Tschechen Lukas Rosol nicht nur seine Nerven, sondern auch seine Kräfte für das Gigantenduell, das vom Tag der Turnierauslosung herbeigesehnt worden war – den ewig jungen Klassiker gegen Novak Djokovic in der Runde der letzten Vier am Freitag (ab 16 Uhr Schweizer Zeit). «Es ist das Spiel, auf das ich gehofft hatte. Und jetzt bin ich selbst gespannt, was da rauskommt», so Federer, «ich will mir unbedingt eine Chance geben, das zu gewinnen. Spiele gegen ihn hatten immer explosiven Charakter, da geht es hoch her.»

Viele Verletzte

Während Federer im Schweisse seines Angesichts um den Platz im Halbfinale kämpfen musste, hätte sich Djokovic an diesem heissen Donnerstag in Dubai an den Strand legen oder eines der unzähligen Shopping-Center im «Übermorgenland» unsicher machen können. Denn auf dem Centre Court war seine Präsenz wegen der Verletzungsabsage des Russen Michail Juschni nicht gefordert, ohne einen einzigen Ballwechsel rückte der 26-Jährige unter die letzten Vier vor – und damit auch zum Wiedersehen mit Federer. Vor Juschni hatten auch schon Mitfavorit Juan Martin del Potro und der ehemalige Weltmeister Nikolai Dawidenko (Russland) wegen Verletzungen das weitere Mitwirken aufgeben müssen. Ins zweite Halbfinale spielten sich derweil Vorjahresfinalist Tomas Berdych (Tschechien) und der Deutsche Philipp Kohlschreiber durch. Berdych bezwang dabei im Kampf zweier Top Ten-Spieler den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga mit 6:4 und 6:3.

Die Meetings von Federer und Djokovic gehören seit einem halben Dutzend Jahren zur erlesenen Spitzenware der ATP-Tour, eine Rivalität, die sich über alle Zeitzonen und Kontinente hinwegzieht. Noch hält Federer einen knappen Vorsprung, 16:15 steht es für den Maestro, der allerdings das letzte Duell in der Vorrunde der WM in der Londoner 02-Arena verlor. Federers letzter Sieg datiert zurück zum Masters in Cincinnati, wo er 2012 im Vorfeld der US Open souverän gewann. Auch in Dubai standen sich der Schweizer und der Serbe schon einmal Auge in Auge gegenüber, 2011 war das, natürlich im Finale, und Federer besass keine Chance, den damals in seiner besten Karrieresaison unwiderstehlich aufspielenden Djokovic zu bremsen.

Die Traumpartie

«Wir warten alle fasziniert auf dieses Duell, auf diese Tennisnacht in Dubai», sagte Turnierdirektor Salah Talak, «das wird einer der Höhepunkte in der Geschichte der Duty Free Championships.» Federer hat das Turnier in seinem Zweitdomizil bisher fünf Mal gewonnen, Djokovic holte sich vier Titel, zuletzt den im Vorjahr gegen Tomas Berdych. Federer erinnerte sich am Donnerstag auch noch einmal zurück an die Zeit, als er und Nadal die Tenniswelt wie zwei Oligarchen unter sich aufgeteilt hatten, als Nummer und Nummer zwei – bevor eben jener erstaunliche Novak Djokovic die Bühne betrat und die Machtarchitektur langsam, aber sicher veränderte. «Das war einfach eine bemerkenswerte Leistung von ihm», sagte Federer, «viele andere sind vorher an dieser Aufgabe gescheitert und haben irgendwie resigniert.»

Und wie will er Djokovic begegnen, dem Mann, der inzwischen mit Trainer Boris Becker um die Welt reist? «Ich habe in den letzten Tagen einiges durchgemacht, bin gegen Stepanek gerade noch so durchgekommen. Habe jetzt ein sicheres Spiel gegen Rosol gehabt. Jetzt fühle ich mich stabil, gerüstet. Bereit für dieses Duell», sagte Federer, «das sind ja die Momente, wofür man diesen Sport betreibt.»

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