Der eine muss sich wie der unbeliebte, dicke Junge mit der Hornbrille fühlen, beim anderen herrscht dringender Tinitus-Verdacht – die Einzelkritiken der Basler Spieler nach dem 1:1 gegen Thun.
Tomas Vaclik | 4,5
War in der 4. Minute gefragt, hätte dann auch einen Makrame-Kurs buchen oder sich eine Pediküre gönnen können, ehe er in der 41. Mal so richtig durch die Lüfte fliegen durfte bei Schneuwlys Schlenzer aus 20 Metern. Musste sich auch in der zweiten Halbzeit wie der unbeliebte dicke junge mit Hornbrille fühlen, der erst einfach nie mitspielen darf auf dem Pausenhof, und dann sogar noch die obligate Ohrfeige zum 1:1 kassiert.
Fabian Schär | 4
Bewies in der Anfangsphase, dass er als Freistoss-Schütze nicht nur den Murat-Yakin-Gedenk-Hammer im Fuss hat, sondern auch den fein ziselierten, eingedrehten Schnibbler, der allerdings doch etwas zu fein war, um Faivre zu schlagen. Gab erst den rechten Mann in der Dreierkette, wo er in Hälfte zwei mehrfach Lust bekam, den Flügelspieler zu geben, von Derlis Gonzalez aber jeweils schnöde ignoriert wurde. Am Ende als Innenverteidiger in der Basler Viererkette, die bei Cassios Vorstoss und Sadiks 1:1 keinen Zugriff fand.
Marek Suchy | 4
War wohl der einzige im Stadion, der in der 79. Minute im Gewühl des Thuner Strafraums den Ball ausmachte, machte diesen dann aber nicht ins, sondern nur ans Tor. Hatte als zentralster aller zentralen Basler Innenverteidiger kaum einmal ernsthafte Arbeit zu verrichten, ehe ihm der Ball in der 90. Minute beim 1:1 von diesem Frechdachs Cassio zwischen den Hosenträgern hindurch geschoben wurde. Sah dabei nicht gut aus – bekommt von uns deswegen aber nicht gleich die Rute, da die Situation schwierig zu verteidigen war.
Behrang Safari | 4
Entwickelte sich in der zweiten Halbzeit zu einem kleinen Zweikampfmonster, was wir ihm gar nicht mehr so richtig zugetraut hätten. Gewann so unter anderem auch jenen Ball, der schliesslich via Serey Die und Xhaka im Thuner Tor landete. War dann allerdings bei Sadiks 1:1 weniger Zweikampfbiest als Begleitservice.
Taulant Xhaka | 4,5
An allen Toren dieser Partie beteiligt. Bewies erst in der 51. Minute, dass der Weitschuss gegen eine massierte Abwehr durchaus eine taugliche Variante sein kann – so man denn auch die Technik dazu besitzt (-> Serey Die). War dann vor dem 1:1 auch jener Basler, dem der Ball vom Schienbein irgendwie zu Cassio prallte, der aus dieser Konterchance prompt den Ausgleich zimmerte. Spielte zunächst den sechermässigsten aller drei Basler Sechser, wechselte danach in das Fach des rechten Aussenverteidigers.
Na also, der ältere Xhaka kann auch schiessen. #rotblaulive #dovespetacolo
— Dominik Marbet (@heschghoert) September 27, 2014
Derlis Gonzalez | 3,5
Sollte sich nach einer Halbzeit ganz nahe bei Paulo Sousa dringend auf einen möglichen Tinitus untersuchen lassen. Musste erstmals die ganze, weite, lange rechte Basler Seite abdecken, von hinten bis nach vorn. War von dieser Aufgabe derart verwirrt, dass ihm der Basler Trainer vor, nach und während jeder Ballberührung Anweisungen hinterher brüllte. Wurde dadurch auch nicht besser. Traf vor der Pause die Latte und sollte vor seiner nächsten Darbietung des toten Männleins bei dieser Katze Schauspielstunden buchen:
Mohamed Elneny | 4
Sollte wohl so etwas wie ein offensiver Sechser sein. Ist aber halt einfach ein guter Sechser, der die Bälle gewinnt – und dann auch schnell mit der Tendenz zum Querpass weiter leitet. War damit – ohne schlecht gespielt zu haben – wohl eher der falsche Mann am falschen Platz, um die massierte Thuner Abwehr ins Schlingern zu bringen.
Geoffroy Serey Die | 4
Noch so ein Balleroberer, der von Sousa auf eine Spielmacherposition gesetzt wurde. Hatte seinem Naturell gemäss weitaus mehr offensive Szenen als Nebenmann Elneny. Bewies vor der Pause ein weiteres Mal, dass seine Schüsse aus 17 Metern nicht zu jenen Momenten des Spiels gehören, in denen der gegnerische Torwart in Panik verfällt, legte dafür Xhaka den Ball vor dem 1:1 hin. Eifrig, motiviert – aber halt auch kein Mann mit dem tödlichen Pass.
Naser Aliji | 3,5
Durfte sich im linken Mittelfeld versuchen. War dort zu Beginn weitaus öfter am Ball als Gonzalez auf der anderen Feldseite, machte aus seinen Gelegenheiten allerdings auch herzlich wenig. Schlug keine Flanke, die irgendwie brauchbar den Weg in die Mitte gefunden hätte und wirkte mit fortlaufender Spieldauer immer geknickter, ehe er durch Zuffi ersetzt wurde.
Shkelzen Gashi | 3
Stand auf dem Spielblatt, muss also von Anfang an auf dem Feld gewesen sein. Spielte aber so, dass wir uns an keine einzige Szene mit seiner Teilnahme erinnern könnten – den Anstoss zu Hälfte zwei ausgenommen. Wurde nach 57 Minuten durch Hamoudi abgelöst.
Marco Streller | 4,5
Hatte am Tor gar keinen Anteil, dafür aber an praktisch jeder anderen Basler Offensivszene – von denen es zugegebenermassen auch nicht wahnsinnig viele gab. Legte vor der Pause erst per Fuss auf Serey Die an die Strafraumkante auf (vergebene Liebesmüh), danach per Kopf auf Gonzalez, der bloss die Latte traf. Prüfte einmal Faivre aus spitzem Winkel und war wohl auch vor Suchys Pfostenschuss irgendwie im Getümmel um den Ball.
Ahmed Hamoudi | 3,5
Kam in der 58. Minute für Gashi, zeigte seine Vorliebe für Spitze, Hacke, trallalla, schickte einmal Aliji vielversprechend steil, wusste mit den sich nun öffnenden Räumen in der Thuner Abwehr aber insgesamt herzlich wenig anzufangen.
Luca Zuffi | 4
Ersetzte in der 75. Minute Aliji, spielte aber nicht auf dessen Position links, sondern im offensiven Zentrum. Ein, zwei, drei schnell und direkt gespielte Pässe auf Gonzalez und Hamoudi, was ganz ordentlich aussah – aber ohne Einfluss auf das Endresultat blieb.
Yoichiro Kakitani | –
Spielte ab der 83. Minute für Gonzalez, suchte jeweils mit einem Dribbling erfolglos den Weg ins Zentrum und war zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.
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Bewertungsdurchschnitt: 3,9
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (T), Frei, Embolo, Calla