José Mourinho über junge Eier und die Liebe seines Lebens

Sechs Jahre nach seiner Entlassung ist José Mourinho zurück beim Chelsea FC. Vor dem Spiel gegen den FC Basel in der Champions League legt der Portugiese ein Liebesbekenntnis ab – und glaubt, dass er auch als Henne eine gute Figur machen würde.

Chelsea's manager Jose Mourinho smiles during a press conference at their training ground in Cobham, Surrey, England, Tuesday, Sept. 17, 2013. Chelsea will play FC Basel in a Champions League match at Stamford Bridge on Wednesday. (AP Photo/Kirsty Wiggles (Bild: AP Photo/Kirsty Wigglesworth)

Sechs Jahre nach seiner Entlassung ist José Mourinho zurück beim Chelsea FC. Vor dem Spiel gegen den FC Basel in der Champions League legt der Portugiese ein Liebesbekenntnis ab – und glaubt, dass er auch als Henne eine gute Figur machen würde.

Nein, als kleiner Sonnenschein, der alle Menschen fröhlich stimmt, tritt José Mourinho an Pressekonferenzen nicht auf. Die Arme ruhen meist regungslos unter der Tischplatte – und die Mundwinkel zeigen konsequent gen Boden. Da sind die Fotografen an der Pressekonferenz vor der Champions-League-Partie des Chelsea FC gegen den FC Basel bereits froh, wenn sich Mourinho mal an der Nase kratzt. Sofort schiessen die Kameras los, um den bewegten (oder bewegenden?) Moment zu bannen.

Aber es ist nicht zu bestreiten, dass der 50-jährige Portugiese Charisma hat. Und Humor hat er sogar auch. Wenn er nicht gerade von einem englischen Journalisten darauf angesprochen wird, dass Chelsea mit sieben Punkten aus vier Spielen den «schlechtesten Saisonstart in einer Dekade» hingelegt hat.

Da geht Mourinho sofort zum Gegenangriff über. Weil derselbe Journalist ein paar Minuten zuvor schon Stürmer Demba Ba die exakt gleiche Frage gestellt hat, fällt ihm Mourinho ins Wort: «Hast du diese Frage jetzt in zehn Minuten zweimal gestellt? Meinst du, ich sei taub – oder ich verstehe nicht, was du sagst?»

Insgesamt aber, da ist Mourinho guter Laune. Sechs Jahre war er weg von Chelsea – entlassen nach einem 1:1 gegen Rosenborg Trondheim zuhause an der Stamford Bridge. Jetzt ist er wieder bei der Liebe seines Lebens angekommen – und er warnt vor dem in England noch immer gering geschätzten FC Basel – eine Aufzeichnung der Pressekonferenz:

José Mourinho, wie ist es für Sie als Manager von Chelsea zurück in der Champions League zu sein? Ihr letztes Spiel an der Stamford Bridge war ja ebenfalls in der Champions League – allerdings als Trainer von Inter Mailand.

Das war ein grosses Spiel für Inter, 50 Jahre lang hatte der Club auf den Titelgewinn gewartet. Aber als Inter damals im Halbfinal gewonnen hat, konnte ich meine Freude nicht zeigen. Aus Respekt vor einem Stadion, das mein Stadion gewesen war, vor Fans, die meine Fans gewesen waren für viele Jahre. Auch mein letztes Spiel mit Chelsea, bevor ich gegangen bin, war eines in der Champions League an der Stamford Bridge.

Was bedeutet die Champions League für Sie?

Sie ist immer noch ein Wettbewerb, in dem ich gerne spiele. Fast von Anfang an habe ich merkwürdige Geschichten in der Champions League erlebt. Aber ich muss glauben, dass das alles nur Fussball ist, ich darf nicht in die Vergangenheit  Ich habe 108 Spiele im Wettbewerb erlebt – und ich will noch viele mehr erleben. Natürlich wollen wir mit einem Sieg starten. Chelsea war in der letzten Saison ausserhalb seines natürlichen Lebensraums. Die Europa League ist nicht der Ort, wo Chelsea hingehört. Darum wollen wir gegen Basel einen Sieg.

Wenn Ihnen vor sechs Jahren jemand gesagt hätte, dass Sie wieder zurück kommen würden, hätten Sie es geglaubt?

Ja. Ich habe jeden Club auf ehrliche, professionelle Art verlassen. Niemand hat je ein schlechtes Wort von mir über Chelsea gehört. Ich werde alles für Chelsea geben. Nicht aus professioneller Sicht – das habe ich bei jedem Club gemacht. Sondern aus persönlichen Gründen, weil Chelsea mein Club ist, der Club, den ich am meisten mag.

Welche Ziele haben Sie in der Champions League?

Ich werde nicht sagen, dass wir den Titel wollen. Wir haben viele Spieler, die unter 22 Jahre alt sind. Sie müssen auf der höchstem Level spielen, um sich zu entwickeln. Und dieses Level ist die Champions League, nicht die Europa League.

Was denken Sie von der Gruppe, in der Chelsea gelandet ist?

Die meisten Leute in England wissen wohl nicht, wie gut Schalke ist. Ich weiss es. Basel – da werden viele denken: «nicht schwierig». Das ist schwierig. Ich erinnere daran, wie es vor zwei Jahren war: Manchester out, Basel weiter. Letztes Jahr: Tottenham out, Basel weiter. Und dann: Chelsea weiter – aber wie …

In der Zeit, in der Sie Real Madrid trainiert haben, schienen Sie vom Gewinn der Champions League besessen zu sein. Wird das bei Chelsea auch so werden?

Ich habe im Fussball keine Fixierung auf bestimmte Dinge. Ich mag Ziele, nicht Obsessionen. Das erste Ziel bei Chelsea ist, diesem Team eine Philosophie zu geben, einen Stil, eine Identität. Wir wollen nicht gewinnen, ohne uns auch spielerisch zu entwickeln. Sonst ist das ein Schritt zurück in unserer Aufbauarbeit.

Glauben Sie, dass die Fans das akzeptieren?

Ich bin niemand, der sagt: Lasst alles fahren, um den Aufbauprozess zu stützen. Aber so, wie wir gegen Everton gespielt haben, gewinnst du von zehn Spielen neun. Wäre ich glücklicher gewesen, wenn wir schlecht gespielt, aber durch ein spätes Eigentor 1:0 gewonnen hätten? Nein, ich denke nicht.

Chelsea hat den schlechtesten Start in die Premier League seit einer Dekade …

… das ist doch das zweite Mal, dass Sie das sagen, oder? Das haben Sie doch eben Demba Ba gefragt. Denken Sie, ich sei taub? Oder dass ich nicht verstehe, was Sie sagen?

Ich wollte auch von Ihnen wissen, ob Sie sich deswegen Sorgen machen.

Sie scheinen mir um einiges besorgter als ich zu sein.

Würden Sie Chelsea als die Liebe Ihres Lebens bezeichnen?

Ja. Ich mag das Land, die Stadt, die Charakteristiken der Premier League. Ich hatte eine fantastische Zeit hier und die meisten Leute, mit denen ich gearbeitet habe, sind immer noch hier. Als ich das erste Mal hier war, haben mir die Fans alles gegeben. Ich war danach bei Inter. Aber das ist eine andere Fussball-Kultur, die ich nicht so gemocht habe.

Weiss Ihre Frau, wie sehr Sie Chelsea mögen?

Sie ist nicht eifersüchtig, weil sie weiss, wie sehr ich sie liebe.

In der Pressekonferenz vor dem Rosenborg-Spiel, nach dem Sie entlassen wurden, haben Sie mit Blick auf ihre Spieler geklagt, Sie könnten sich nicht die Eier der besten Kategorie kaufen. Welche Eier haben Sie jetzt im Kühlschrank?

Wunderschöne, junge Eier. Eier, die eine Mum brauchen, in diesem Fall einen Papa, der schaut, dass sie warm haben im Winter, der ihnen die Decke bringt (wiegt sich hin und her wie eine Glucke). Und wenn das Wetter besser wird und die Sonne scheint, dann sind die Eier bereit, um zum Leben zu erwachen.


José Mourinho und die Eier-Frage.

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