Jugendidol Edberg verlässt Federer

Nach nur zwei Jahren löst sich das Erfolgsdoppel «Fedberg» auf: Neuer Trainer-Partner von Roger Federer wird der Kroate Ivan Ljubicic.

ARCHIVBILD ZU NEUEM FEDERER COACH LJUBICIC --- Roger Federer of Switzerland (R) speaks with his coach former world number one tennis player Stefan Edberg (L) during a practice session at the BNP Paribas Open in Indian Wells, California, USA, 05 March 2014. EPA/PAUL BUCK

(Bild: Keystone/PAUL BUCK)

Nach nur zwei Jahren löst sich das Erfolgsdoppel «Fedberg» auf: Neuer Trainer-Partner von Roger Federer wird der Kroate Ivan Ljubicic.

Es ist eine Geschichte, die auch heute, gut zehn Jahre später, noch immer für brüllendes Gelächter und Schenkelklopfen im Universum des professionellen Tennisbetriebs sorgt. Die Geschichte zwischen Michaël Llodra und Ivan Ljubicic, die sich in einem Umkleideraum des Tennis Centers von Key Biscayne abspielte, im März 2005.

«Nackte Kanone» nennen die altgedienten Tennisleute die Geschichte gern, was nicht weiter verwundert, denn als der kroatische Profi Ljubicic damals nach einer Trainingseinheit seinen Spind öffnete, erblickte er einen komplett hüllenlosen Kollegen darin, den Franzosen Michaël Llodra, zusammengekauert auf engstem Raum, leicht verlegen lächelnd. «Es war einer der unglaublichsten Momente in meinem Leben», sagt Ljubicic. «Ich fragte ihn, was er da zum Teufel täte, und er antwortete: ‹Du hast so eine gute Aura, du hast zuletzt so viele Spiele gewonnen. Da dachte ich mir, ich kann ein bisschen positive Energie von dir aufnehmen.›»

Das Ende von «Fedberg»

Wieso man sich an diese schreiend komische Episode nun wieder zurückerinnert, kann seit Dienstagabend kein grosses Geheimnis sein. Denn das war der Zeitpunkt, an dem ein gewisser Roger Federer der Tenniswelt zwei mehr oder minder erstaunliche Dinge verkündete. Zum einen den nicht mehr ganz unerwarteten Abschied von Stefan Edberg aus seinem Betreuungsteam, also das Ende des sogenannten Doppels «Fedberg». Und zum anderen die Verpflichtung eben jenes früheren Weggefährten Ivan Ljubicic als neuer Trainer-Partner.

34 Jahre alt ist Federer inzwischen, Ljubicic zwei Jahre älter – man darf annehmen, dass der Schweizer Maestro bis ans Ende seiner eigenen Profitage nun in dieser personellen Aufstellung arbeiten will, mit Ljubicic und dazu seinem altgedienten Begleiter Severin Lüthi. «Es waren zwei Jahre mit Stefan, die von unschätzbarem Wert waren», sagt Federer, «ich werde das immer als grossartige Zeit in Erinnerung behalten.»



ARCHIVBILD ZU NEUEM FEDERER COACH LJUBICIC --- Ivan Ljubicic of Croatia returns against Fernando Verdasco of Spain in his third round match at the French Open tennis tournament in Roland Garros stadium in Paris, Saturday May 28, 2011. (AP Photo/Christophe Ena)

Mit seinem neuen Trainer Ivan Ljubicic war Federer ein Jahrzehnt lang auf der Tour kollegial verbunden. (Bild: Keystone/CHRISTOPHE ENA)


Federers Neuausrichtung wirft auch ein Schlaglicht auf die prominenten Verstärkungen, die sich die Topstars von heute an ihre Seite geholt hatten – zusammengefasst als «Ära der Supercoaches». Doch von den ganz grossen Namen ist nun bloss noch Boris Becker übrig geblieben, der oberste Übungsleiter des Nummer-1-Spielers Novak Djokovic. Ivan Lendl, mit dem dieser Trend einst begonnen hatte, ist schon längst nicht mehr für Britanniens Spitzenmann Andy Murray tätig, und nun hat sich also auch Edberg verabschiedet. Aus ähnlichen Motiven wie Lendl, wie man vermuten darf: Die Mission war nicht auf einen langen Zeitraum angelegt, viele Ziele des Projekts sind abgearbeitet, und Edberg (wie zuvor auch Lendl) will sich wieder aus dem Stressgeschäft des Wanderzirkus in ein ruhigeres Privatleben zurückziehen.

Das Gespann Beckovic behielt die Oberhand

Unter Edbergs sanfter Regie, stets im Verbund mit Dauercoach Lüthi, erfuhr Federers Spiel noch einmal eine späte Neumodellierung, wurde auf mehr Angriffslust und -wucht reformiert. Federer etablierte sich wieder in der engeren Weltspitze, war 2015 auch der wichtigste Herausforderer von Djokovic, nur ein Schönheitsfehler blieb: Der erhoffte, erwünschte Grand-Slam-Titel konnte nicht in dier Erfolgsbilanz aufaddiert werden, allein drei Endspiele verlor Federer in den letzten anderthalb Jahren gegen den «Djoker». Das Gespann Beckovic behielt gewissermassen die Oberhand gegen Fedberg. An Federers Verehrung und Dankbarkeit für Edberg änderte und ändert das nichts: «Er war und bleibt eins meiner Idole.»



Nun also die Allianz mit Ljubicic, einem Mann, mit dem Federer ein Jahrzehnt lang auf der Tour kollegial verbunden war. Und mit dem er wohl auch eher ein kumpelhaftes Verhältnis auf Augenhöhe pflegen wird. Ljubicic stand in seiner Profizeit für schnörkelloses Angriffstennis und hellwache Spielintelligenz, da ist dann auch klar, was sich Federer von dem alten Freund erwartet: Die Fortsetzung des eingeschlagenen, aggressiven Kurses. Und gute Gegnerbeobachtung, das noch bessere Aufspüren von Schwachstellen bei den Rivalen.

Damals, im Jahr 2005, im Jahr der Episode mit dem Nackedei Llodra, war Ljubicic übrigens wirklich auf dem Zenit seiner Kunst. In einem legendären Davis-Cup-Duell gegen die USA siegte er gegen Andre Agassi und Andy Roddick, war auch am Doppelerfolg gegen die Bryan-Zwillinge beteiligt und holte später den Pokal mit dem kroatischen Team. In der Weltrangliste kletterte er seinerzeit bis auf Platz 3. «Er wusste immer», sagt Federer, «was man tun muss, um erfolgreich Tennis zu spielen.»

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