Portugal und Deutschland oder doch ein Überraschungsteam? In der Gruppe G kommt es gleich im ersten Spiel zum Topduell zwischen den Favoriten, doch auch Ghana und die USA lauern auf einen Platz im Achtelfinale.
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Deutschland – der Gruppenprimus in der Pflicht
Das Kader der Deutschen ist auch an dieser Endrunde gespickt mit Namen von internationaler Superklasse. Wie allerdings bereits die Endrunden der WM 2010 und der EM 2012 gezeigt haben, reicht das nicht aus, um endlich wieder einmal den Titel zu gewinnen. In dieser Situation ist Bundestrainer Jogi Löw ganz besonders gefordert. Der Trainer verlieh der Mannschaft seit seinem Antritt 2006 ein neues Gesicht, das bisher begeistere – aber dem Land bisher keinen Titel bescherte.
Nach dem Ausscheiden in der jeweils vorletzten Runde an den letzten beiden grossen Turnieren wurden Stimmen laut, die die taktischen Fähigkeiten Löws hinterfragten. In Brasilien ist umsichtiges Coaching besonders wichtig, um die Strapazen der Hitze möglich gleichmässig auf alle Spieler zu verteilen.
Entscheidend wird sein, eine gute Mischung zwischen gestandenen Stammkräften und hungrigen Newcomern zu finden. «Teamgeist über alles», lautet das Credo der deutschen Nationalmannschaft seit Löw, allerdings fehlen dem Team damit manchmal die starken Ausreisser, die das Spiel auch alleine entscheiden können. Balotelli und Ibrahimovic sind solche Spielertypen, die Deutschland in der jüngeren Vergangenheit die Grenzen aufzuzeigen vermochten.
Nichtsdestotrotz wurde Deutschland im Vorfeld wieder als Favorit gehandelt, wenn auch etwas weniger laut und fordernd als auch schon. Mit Marco Reus hat Löw eine seiner wichtigsten Teamstützen zuhause lassen müssen, und Abwehrchef Samy Khedira spielte zwar zuletzt den einen oder anderen Ernstkampf durch, war aber zuvor über ein halbes Jahr verletzt gewesen. Die einzige nominelle Spitze ist Miroslav Klose. Der 36-Jährige absolvierte bei Lazio Rom eine gute Saison und ist bekannt dafür, bei Endrunden zu seiner Spitzenform zu finden. Seine Tore müssen es auch diesmal wieder richten.
Der Ausfall von Reus und sechs Tore von Deutschland im Testspiel gegen Armenien im Video:
Gegen die Gruppengegner der Vorrunde ergeben sich interessante Konstellationen zwischen alten Bekannten: Jérôme Boateng trifft gegen Ghana auf seinen Halbbruder Kevin-Prince, der sich als Doppelbürger für das «andere» Nationalteam entschieden hatte. Der Trainer der USA, Jürgen Klinsmann, ist der Vorgänger von Jögi Löw. Er kennt die alte Garde der deutschen Spieler und wird alles daran setzen, sein damaliges Team ins Wanken zu bringen.
Die Mannschaft in der Übersicht
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund), Ron-Robert Zieler (Hannover 96)
Abwehr: Jerome Boateng (Bayern München), Erik Durm (Borussia Dortmund), Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (Arsenal), Skhodran Mustafi (Sampdoria Genua)
Mittelfeld: Julian Draxler (Schalke 04), Matthias Ginter (SC Freiburg), Mario Götze (Bayern München), Sami Khedira (Real Madrid), Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach), Toni Kroos (Bayern München), Thomas Müller (Bayern München), Mesut Özil (Arsenal), Lukas Podolski (FC Arsenal), Andre Schürrle (Chelsea), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)
Angriff: Miroslav Klose (Lazio Rom)
Portugal – die Zudiener Ronaldos
Portugal wird auch an dieser Endrunde wie meistens als unberechenbarer Teilnehmer gehandelt. Bei den Portugiesen ist alles möglich: vom Ausscheiden in der Gruppenphase bis zum Vorstoss in die letzten Runden des Turniers. Die Qualifikation verlief eher harzig, Portugal musste in den Playoffs gegen Schweden antreten. Allerdings absolvierte das Team auch an der EM 2012 eine schwache Qualifikation, nur um dann an der Endrunde knapp am Finale vorbei zu schrammen.
Bei Portugal dreht sich alles um den Klassenprimus Cristiano Ronaldo. Mit seinem Torriecher ist er mit Abstand der gefährlichste Spieler der weinroten Bullen. Gedeih oder Verderben im Spiel der Portugiesen hängt meistens von IHM ab. In der Vorbereitung laborierte Ronaldo an einer Knieverletzung, schon wetteiferten die nationalen Medien mit Untergangsprophezeiungen und sagten Portugal ein Ausscheiden in der Vorrunde voraus. Der Heilungsprozess verlief aber reibungslos, Ronaldo ist bei «99.9 Prozent», wie er letzte Woche zu Protokoll gab.
Tore, Übersteiger, Flanken und Hüftzauber – Showtalent Ronaldo im Video:
Die erste Affiche ist gleichzeitig das schwerste Spiel, das die Portugiesen in der Gruppenphase bestreiten müssen. Bereits vor zwei Jahren startete man gegen Deutschland in die Endrunde der EM, die 0:1 Niederlage zeugt vom engen Spiel von damals. Gegen Ghana und USA darf sich Portugal keine Ausrutscher erlauben. Siegen ist Pflicht und diese Pflicht dürfte auch erfüllt werden. Ab den Achtelfinals wird es schwer für dieses Team, aber solange Ronaldo fit ist, macht sich darüber niemand Sorgen.
Die Mannschaft in der Übersicht
Tor: Beto (Sevilla), Eduardo (Braga), Rui Patrício (Sporting)
Abwehr: Andre Almeida (Benfica), Bruno Alves (Fenerbahce), Fabio Coentrao (Real Madrid), Joao Pereira (Valencia), Neto (Zenit St. Petersburg), Pepe (Real Madrid), Ricardo Costa (Valencia)
Mittelfeld: Joao Moutinho (Monaco), Miguel Veloso (Dynamo Kiew), Raul Meireles (Fenerbahce), Ruben Amorim (Benfica), William Carvalho (Sporting Lissabon), Rafa (Braga)
Angriff: Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Eder (Braga), Helder Postiga (Lazio), Hugo Almeida (Besiktas), Nani (Manchester United), Varela (FC Porto), Vieirinha (Wolfsburg)
Ghana – grosse Namen und hehre Worte
Ghana an der Endrunde nicht zu blamieren, das ist das zurückhaltende Versprechen von Nationaltrainer James Kwesi Appiah. Damit relativiert er die Ankündigung des ghanaischen Fussballverbandspräsidenten, der versprochen hatte die Gruppenphase zu überstehen und später die Trophäe hochzuhalten. Das sind hehre Ankündigungen für den ambitionierten Underdog aus der Gruppe G, denn damit die Achtelfinals erreicht werden, muss einer gross aufspielen, der in der Qualifikation gar nicht dabei war.
Dieser Mann ist Kevin-Prince Boateng, der nach seinem Wechsel in die Bundesliga zu Schalke 04 zu alter Stärke zurückgefunden hat. Im Juni 2011 hatte sich Boateng aus der Nationalmannschaft zurückgezogen. Begründung: Die zu hohe Belastung bei seinem damaligen Verein AC Milan.
Vielleicht hat Boateng damals nicht geglaubt, Ghana könne sich tatsächlich für die WM qualifizieren, jetzt wo es soweit ist, zeigt er sich wieder solidarisch mit dem Land seiner Wurzeln. Neben Boateng zählen Essien und Muntari (beide AC Milan), sowie Kwadwo Asamoa zu den wichtigsten Spielern und mit Samuel Inkoom ist auch ein Ex-Basler mit dabei.
Die Tore aus dem Hinspiel der Relegation gegen Ägypten im Video:
Gegen Portugal und Deutschland ist Ghana klarer Aussenseiter. Gegen die USA bietet sich darum im Startspiel die einzige Chance, Selbstvertrauen zu tanken und doch noch zum Stolperstein für die Grossen der Gruppe zu werden. Mut machen dürften dabei die Resultate aus der Relegation: Mit dem Gesamtscore von 7:3 hatte man dort den durchaus ambitionierten Kontrahenten Ägypten eliminiert.
Die Mannschaft in der Übersicht
Tor: Adam Larsen Kwarasey (Strömsgodset Toppfotball), Fatau Dauda (Orlando Pirates), Stephen Adams (Aduana Stars)
Abwehr: Samuel Inkoom (FC Platanias), Daniel Opare (Standard Lüttich), Harrison Afful (Esperance Tunis), John Boye (Stades Rennes), Jonathan Mensah (FC Evian), Rashid Sumaila (Mamelodi Sundowns)
Mittelfeld: Michael Essien (AC Mailand), Sulley Ali Muntari (AC Mailand), Rabiu Mohammed (Kuban Krasnodar), Kwadwo Asamoah (Juventus Turin), Emmanuel Agyemang Badu (Udinese Calcio), Afriyie Acquah (FC Parma), Andre Ayew (Olympique Marseille), Mubarak Wakaso (Rubin Kasan), Christian Atsu Twasam (Vitesse Arnheim), Albert Adomah (FC Middlesbrough), Kevin-Prince Boateng (Schalke 04)
Angriff: Asamoah Gyan (Al Ain), Abdul Majeed Waris (FC Valenciennes), Jordan Ayew (FC Sochaux)
USA – nur mit Glück im Achtelfinale
Nord- und Zentralamerika sowie die Karibik gelten nicht eben als die stärkste der Qualifikationszonen. Als souveräner Gruppenerster positionierte sich das Team von Jürgen Klinsmanns in der Qualifikation vor Costa Rica, Honduras und Mexiko, mit einem Torverhältnis von 15:8 standen nach insgesamt zehn Spielen sieben Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen zu Buche. Erfahrungsgemäss können die USA an den Endrunden aber selten gross auftrumpfen, das Erreichen der Achtelfinale wäre auch 2014 wieder das höchste der Gefühle.
Jürgen Klinsmann übernahm die Nationalmannschaft der USA am 29. Juli 2011. Er formierte das Team neu und mit der ungefährdeten WM-Qualifikation brachte er auch die Kritiker zum verstummen, die sein Engagement anfangs begleitet hatten. Klinsmann begleitete der Ruf, aussergewöhnliche Trainingsmethoden anzuwenden. In den USA machte er durch das Aussortieren gestandener Spieler von sich reden. Landon Donovan, der Rekordtorschütze der USA war das prominenteste Opfer dieser Reformation.
Tore, entzückte Kommentatoren und die grosse Vorfreude auf Brasilien. USA auf dem Weg an die Endrunde im Video:
Im ersten Gruppenspiel treffen die USA am 16. Juni um 0:00 Uhr auf Ghana. Dieses Spiel muss unbedingt gewonnen werden, wenn man an den Achtelfinale festhalten möchte. Portugal und vor allem Deutschland dürfte Klinsmanns Team spielerisch überlegen sein.
Die Mannschaft in der Übersicht
(Bild: HANS PUNZ)
Tor: Brad Guzan (Aston Villa), Tim Howard (FC Everton), Nick Rimando (Real Salt Lake)
Abwehr: DaMarcus Beasley (FC Puebla), Matt Besler (Sporting Kansas City), John Brooks (Hertha BSC), Geoff Cameron (Stoke City), Timothy Chandler (1. FC Nürnberg), Omar Gonzalez (LA Galaxy), Fabian Johnson (1899 Hoffenheim), DeAndre Yedlin (Seattle Sounders)
Mittelfeld: Kyle Beckerman (Real Salt Lake), Alejandro Bedoya (FC Nantes), Michael Bradley (FC Toronto), Brad Davis (Houston Dynamo), Mix Diskerud (Rosenborg Trondheim), Julian Green (Bayern München), Jermaine Jones (Besiktas Istanbul), Graham Zusi (Sporting Kansas City)
Angriff: Jozy Altidore (FC Sunderland), Clint Dempsey (Seattle Sounders), Aron Johannsson (AZ Alkmaar), Chris Wondolowski (San Jose Earthquakes)
Mehr zur WM 2014 in der Übersicht in unserem Dossier.
(Dieser Artikel entstand mit Material der Nachrichtenagentur SDA und SI.)
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Dieser Artikel entstand mit Material der Nachrichtenagentur SDA und SI.