Kader-Überblick: Jeder vierte EM-Teilnehmer spielt in England

Die Würfel sind gefallen. Die 24 Nationaltrainer der qualifizierten Verbände haben ihre 23-Mann-Kader mitgeteilt. Ein paar Auffälligkeiten.

epa04935927 Basel's Birkir Bjarnason (R) celebrates after the UEFA Europa League group I soccer match between AC Fiorentina and FC Basel 1893 at the Artemio Franchi stadium in Florence, Italy, 17 September 2015. Basel won 2-1. EPA/MAURIZIO DEGL'INNOCENTI

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Die Würfel sind gefallen. Die 24 Nationaltrainer der qualifizierten Verbände haben ihre 23-Mann-Kader mitgeteilt. Ein paar Auffälligkeiten.

An der Europameisterschaft wird der erfahrene Super-League-Fan einige bekannte Gesichter ausmachen. 16 Spieler aus der Schweizer Liga sind im definitiven Aufgebot von sechs verschiedenen Nationen, fünf davon bei Albanien.

Im Vergleich zur englischen Premier League ist die Super League der erwartet kleine Fisch. 105 Nationalspieler, die für das Turnier in Frankreich aufgeboten wurden, verdienen ihr Geld in der reichsten Liga der Welt.

Erstaunlich ist der grosse Abstand der englischen Liga auf die übrigen nationalen Bewerbe. Auf dem Treppchen folgen bereits abgeschlagen die deutsche 1. Bundesliga mit 57 und die italienische Serie A mit 52 abgestellten Spielern.

Die spanische Liga, die sowohl den Europa-League-Sieger, als auch beide Champions-League-Finalisten hervorbrachte, folgt überraschenderweise hinter der türkischen Super Lig (36 Spieler) erst auf dem fünften Rang. 34 Spieler stellt die Primera Division für das Kontinentalturnier ab.

Die zweite englische Spielklasse (29) ist zahlenmässig stärker vertreten als die erste französische (22) – und fast doppelt so stark wie die Super League. Zusammen mit den vier nordirischen Spielern aus der dritten und ihrem Ersatztorhüter aus der vierten englischen Liga verdienen somit 139 aufgebotene Spieler ihr Geld in England, was einem Viertel aller 552 Spieler entspricht.

Liverpool und Juventus statt Real Madrid und Barcelona

Wenn Jürgen Klopp und Massimiliano Allegri als Trainer von Liverpool und Juventus Turin im Spätsommer in die neue Meisterschaft starten, dürften sie die müdesten Kader antreffen. Je 12 Spieler der beiden Vereine fahren zur EM und werden so ihre Saison verlängern – und die Sommerpause verkürzen.

Jürgen Klopp wird diese Situation fürchten: Nach dem letzten grossen Turnier, der Weltmeisterschaft in Brasilien, fand sich Klopps Team (Borussia Dortmund) Ende Jahr gemeinsam mit dem SC Freiburg überraschend am Tabellenende wieder. Dank einer starken Rückrunde schafften es die Dortmunder immerhin noch auf einen Europacup-Platz.

Mit acht abgestellten Spielern belegt der FC Basel gemeinsam mit europäischen Grossclubs wie Real Madrid, AS Rom und Arsenal London den achten Rang. Neben den acht Baslern dürfen je zwei Spieler von YB und GC und je einer von Luzern, Zürich, Lugano und Vaduz auf Einsätze an der Europameisterschaft hoffen.

Vier Teams ohne Spieler aus der eigenen Liga

Von den vier Neulingen Island, Nordirland, Wales und Slowakei haben die ersten drei keinen einzigen Spieler aus der heimischen Liga nominiert, wobei bei Wales Spieler von Swansea City, einer Stadt in Südwales, aufgeboten wurden. Swansea spielt aber in der Premier League.

Auch Irland kommt ohne Spieler aus der eigenen Liga aus. Fast das ganze irische – wie auch das nordirische und walisische – Kader spielt in England und Schottland. Englands kleine Nachbarn sorgen damit für die hohe Anzahl abgestellter Spieler aus der zweiten englischen Spielklasse. 

Die isländischen Spieler verdienen ihr Geld über Europa verteilt in Skandinavien, Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Russland, England oder beim FC Basel.



epa04935927 Basel's Birkir Bjarnason (R) celebrates after the UEFA Europa League group I soccer match between AC Fiorentina and FC Basel 1893 at the Artemio Franchi stadium in Florence, Italy, 17 September 2015. Basel won 2-1. EPA/MAURIZIO DEGL'INNOCENTI

Birkir Bjarnason (vorne) und Michael Lang fahren für ihre Nationalmannschaften nach Frankreich. Dass sie dort aufeinandertreffen, ist sehr unwahrscheinlich. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Vladimir Petkovic hat fünf Spieler aus der Super League in sein 23-Mann-Kader berufen. Das sind gleich viele wie Giovanni De Biasi für die albanische Auswahl aufgeboten hat. Elf Akteure in der Schweizer Nationalmannschaft spielen für Vereine aus Deutschland.

Die meisten in Deutschland arbeitenden Spieler hat übrigens nicht Joachim Löw aufgeboten, sondern ein Schweizer: Österreich-Coach Marcel Koller setzt in Frankreich auf 15 Vertreter der ersten beiden deutschen Ligen. In Löws Kader finden sich 13 Heim-Verdiener.
 

» Eine sehenswerte, interaktive Spielerliste aller teilnehmenden Nationalteams hat der «Guardian» erstellt

Nächster Artikel