Karma und Sekundenschlaf – die Einzelkritiken zum 2:2 gegen Sion

Den einen kommt ein fremdes Ego in den Weg, andere erklären das Spiel sechs Minuten zu früh für beendet. Die Einzelkritiken zum 2:2 des FC Basel gegen den FC Sion.

Von links, der Sittener Leo Lacroix schaut zu wie ein Schuss des Baslers Marco Streller vom Sittener Vilmos Vanczak und dem Sittener Torhueter Andris Vanins, abgeblockt wird, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Den einen kommt ein fremdes Ego in den Weg, andere erklären das Spiel sechs Minuten zu früh für beendet. Die Einzelkritiken zum 2:2 des FC Basel gegen den FC Sion.

Yann Sommer | 4
Ist bei der Anfahrt in den St.-Jakob-Park womöglich mit seinem Fahrzeug über eine Weinbergschnecke gefahren und hat sich so schlechtes Karma aufgeladen. Wurde beim 0:1, je nach Sichtweise, von Schär behindert – oder behinderte selbst Schär. Sorgte auf jeden Fall gemeinsam mit seinem Abwehrkollegen dafür, dass der Ball dem Sittener Vanczak einschiebbereit auf der Torlinie entgegen lächelte. Stolperte kurz darauf auch noch über einen vorwitzigen Rasenfleck in seinem Sechzehner. Durfte danach lange nichts mehr tun, bis er den Ball beim 2:2 auf seinem Weg ins Tor nur beobachten konnte.

Kay Voser | 5
Hat sich kürzlich in der BaZ als Verehrer von Paulo-Coelho geoutet, der Sätze schreibt wie «die wichtigsten Begegnungen sind von den Seelen abgemacht, noch bevor die Körper sich sehen». Aber das macht ja nix. Ist derzeit jedenfalls mit Körper und Seele Rechtsverteidiger beim FCB. Hat zwar auch nach seinem 41. Einsatz für Rotblau noch immer kein einziges Assist auf dem Konto, was an diesem Abend aber weniger an seinen Flanken als an den Abschlüssen seiner Kollegen lag.

Fabian Schär | 4
Nicht in erster Linie wegen seinen nicht zielführenden Aktionen vor dem 0:1 mit einem unglücklichen Auftritt. Sank nach einem weit geschlagenen Diagonalpass sofort auf den Rasen, ohne dass ein Gegenspieler auch nur in der Nähe war. Ist damit für das Spiel gegen Schalke vom Dienstag äusserst fraglich – ein Problem für den FCB, der auf seinen spielstarken Innenverteidiger kaum verzichten kann, der das 1:1 einleitete.

Ivan Ivanov | 4
Spielte – positiv gewendet – in der ersten Halbzeit viele erste Bälle aus der Abwehr heraus. Das war allerdings – kritisch betrachtet – auch die weniger gute Basler Hälfte. Muss noch lernen, dass nicht alles, was Matias Delgado tut, auch nachahmenswert ist. Streute nämlich stets dann einen haarsträubenden Ballverlust ein, wenn der Argentinier Sekunden zuvor dasselbe getan hatte. 

Behrang Safari | 3,5
Letzter Teil der schläfrigen Basler Fehlerkette beim 2:2. Wird vom plötzlich in seinem Bereich landenden Ball sicher etwas überrascht, darf aber als Aussenverteidiger mit offensiv doch überschaubarem Output durchaus auch mal nah an einem Gegenspieler stehen, wenn der den Fünfmeterraum betritt.

Fabian Frei | 4
War für einmal nicht so sehr Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft. Überliess den Spielaufbau in Hälfte eins häufig Innenverteidiger Ivanov. Wurde nach der Pause offensiver und damit auch auffälliger, blieb mit seinen Abschlüssen aber nur dann nicht an Goalie Vanins hängen, wenn der Ball meterweit übers Gehäuse flog.

Taulant Xhaka | 4
Wird von Trainer Murat Yakin vielleicht einmal erzählt bekommen, wie sehr sich dieser nach dem 3:3 gegen Liverpool über sich selbst geärgert hat, weil er einmal zu schnell zur Grätsche ansetzte und so einen Penalty in Kauf nehmen musste. Hat Biss im Zweikampf, eine gewisse Grundschnelligkeit – lässt sich aber auch immer wieder mal sehr einfach ausspielen. Wie vor Vidosics Pfostenschuss. Erklärte nach seinem Rundschlag im eigenen Sechzehner die Szene vor dem 2:2 für aus seiner Sicht beendet und drehte ab, anstatt Sauro zu helfen.

Mohamed Salah | 4,5
Erzielte dank seines Nähmaschinen-Antritts sehr cool das 2:1. Dürfte von Marcelo Diaz nach dem Spiel trotzdem noch die Ohren lang gezogen erhalten. Und damit vielleicht lernen, dass es nicht die Art des feinen Mannes ist, selbst den Abschluss zu suchen, wenn der Teamkollege bei einem Pass alleine auf den gegnerischen Goalie zulaufen könnte. Ist damit einerseits auf der langen Liste der Basler Sünder, die es verpassten, das Spiel mit dem 3:1 zu entscheiden. Und andererseits auch bei jenen, die sich vor dem 2:2 zur Unzeit von der Abwehrarbeit verabschieden.

Matias Delgado | 4,5
Würde wahrscheinlich auch dann im Basler Publikum ein ehrfürchtiges Raunen auslösen, wenn er im Mittelkreis zur Makramee-Runde bäte. Bewies, dass er alles ist, bloss kein Mann für den 08/15-Pass. Legte Valentin Stocker den Ball beim 1:1 mit der Hacke hin. Und lancierte auf der anderen Seite Christofi mit einem Fehlpass der absonderlichen Sorte. Hatte Glück, dass der Sittener Stürmer mit dem Geschenk nichts anzufangen wusste.

Valentin Stocker | 5
Wurde von seinen Kollegen bereits gehänselt, weil ihm dem Gerücht nach keine Treffer gelingen sollen. Widerlegt diesen Vorwurf seither Spiel für Spiel und erzielte mit dem 1:1 ein Tor der Marke «aufnehmen und immer wieder anschauen».

Marco Streller | 4,5
Sparte sich die Tore ganz sicher für das Dienstagsspiel gegen Schalke auf. Hätte sonst mindestens einen bis zwei Treffer erzielen müssen, scheiterte aber entweder an Goalie Vanins (nach einer Ecke), an sich (nach einer Ecke) – oder an beidem, als ihm der Ball sechs Meter vor dem Tor die entscheidenden Zentimeter zu weit vom Fuss sprang. Darf für sich behalten, ob er den Ball vor dem 2:1 wirklich genau so seidenfein dem durchstartenden Salah in den Lauf legen wollte.

Marcelo Diaz | 5
Kam in der 64. Minute für Fabian Frei und stellte seine derzeit gute Form unter Beweis. Hätte unter Umständen gar ein Tor erzielen können, wäre ihm nicht Salahs Ego in den Weg gekommen (siehe -> Mohamed Salah).

Gaston Sauro | 3
Musste, das zur Entlastung, zu seiner eigenen Überraschung aufs Feld, nachdem sich Schär verletzt hatte (71. Minute). Spielte danach reichlich unauffällig, bis zur 87. Minute, als er allen Verteidigern voran in einen Sekundenschlaf fiel. Wurde von Pa Modou übersprungen, als ob er gar nicht da wäre. Kein Bewerbungsschreiben für künftige Aufgaben.

Mohamed Elneny | –
Ersetzte in der 83. Minute Valentin Stocker, spielte im zentralen Mittelfeld und war zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.

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