Kein Abend fürs Portfolio – Einzelkritik nach dem 0:4

Wenn auch der sonst stilsichere Tomas Vaclik einen schwachen Abend einzieht, liegt eine Überraschung gegen Manchester City nicht drin. Die meisten Basler bleiben unter ihren Möglichkeiten, dem FCB werden vom englischen Tabellenführer die Limiten aufgezeigt.

Vier Tore kassiert und dabei nicht immer gut ausgesehen: FCB-Goalie Tomas Vaclik.

Tomas Vaclik  |  Torhüter

War so oft einer der Besten gewesen, wenn es in dieser Saison die grosse Bühne zu bespielen galt. Zog aber ausgerechnet gegen die englische Übermannschaft einen schwachen Abend ein. Lenkte zwar nach wenigen Sekunden einen Kopfball von Ilkay Gündogan noch über die Latte, doch damit war die Herrlichkeit zu Ende. Den zweiten Kopfball des Deutschen, jenen zum 0:1, hätte Vaclik allenfalls halten können. Beim zweiten Gegentreffer war er mit der Hand dran, lenkte den Ball aber nicht entscheidend genug ab. Und spätestens in der 23. Minute war der bittere Abend des Tschechen besiegelt. Den Schuss aus gut 22 Metern, wenngleich vom formstarken Sergio Agüero abgegeben, hätte Vaclik halten dürfen. Machte in dieser Szenen keinen Wank, bemühte sich dafür in der 53. Minute gegen Gündogans Schlenker – vergeblich. Erlebte immerhin einen versöhnlichen Abschluss mit einer Glanztat gegen Gündogans Abschluss in der 74. Minute.

Taulant Xhaka  |  rechter Innenverteidiger, später zentrales Mittelfeld

Rutsche aufgrund von Eder Balantas Ausfall auf die rechte Seite der Dreierkette. War ebenda ebenso überfordert wie seine Nebenleute und wechselte nach der Pause auf seine angestammte Position ins zentrale Mittelfeld. Kassierte in der 38. Minute die gelbe Karte, weil er sich Raheem Sterling wie ein Rucksack an die Schultern hängte. Fehlt damit im Rückspiel gesperrt.

Léo Lacroix  |  zentraler Innenverteidiger

Kam zum ersten Einsatz in der Champions League – gerade mal zehn Tage, nachdem er beim FC Basel angeheuert hatte. Hinterliess bei seiner Premiere nicht den sichersten Eindruck: Verlängerte in der 18. Minute glücklos Kevin De Bruynes Flankenball, der erst dadurch genau zum Torschützen zum 0:2 flog. Grätschte zudem vor dem 0:3 ungeschickt gegen Fernandinho und war damit wesentlich an der Entstehung des dritten Gegentreffers beteiligt. Kein Abend für das Portfolio, aber immerhin hat Léo Lacroix erstmals die grosse Bühne betreten.

https://tageswoche.ch/sport/live-fcb-manchester-city-20-45-uhr-basel-hat-nichts-zu-verlieren/

Marek Suchy  |  linker Innenverteidiger

Blieb als einziger Spieler der erfolgreichen Champions-League-Dreierkette aus der Gruppenphase übrig. Köpfelte in der Startphase mitten im Gewühl mutig und erfolgreich auf Goalie Vaclik zurück, in einer Phase, da für einen kühn beginnenden FC Basel noch alles möglich schien. Später, als den Baslern mehr und mehr die Limiten aufgezeigt wurden, war auch der Captain nicht mehr immer stilsicher.

Michael Lang  |  rechter Mittelfeldspieler

Fuchtelte immer wieder mit den Armen, in der Hoffnung, doch einmal angespielt zu werden in seinem Couloir. Ob er mit dem Ball etwas hätte anstellen können, bleibt ungeklärt, zu selten gaben ihm die Mitspieler die Möglichkeit dazu. Zeigte seine besten Szenen in der Startphase, beispielsweise mit einem schnell ausgeführten Einwurf, der auf den sprintenden Stocker gespielt einen vielversprechenden Angriff auslöste.

Fabian Frei  |  zentraler Mittelfeldspieler, später zentraler Innenverteidiger

Am Boden: Fabian Frei.

Nach dem Spiel gegen Lugano der nächste Auftritt des Rückkehrers, bei dem er nicht überzeugte. Sah in der 14. Minute schlecht aus vor dem 0:1, da er dem Torschützen Gündogan zugeordnet war, diesen aber kaum am Kopfball störte. Zudem wurden Frei die Limiten aufgezeigt, als kurz vor Schluss ein Wackler von Leroy Sané mit der Hüfte reichte, um ihn aus dem Tritt zu bringen. Begann die Partie im zentralen Mittelfeld und wurde nach der Pause von Raphael Wicky in die Dreierkette der Abwehr zurückbeordert.

Geoffroy Serey Dié  |  zentraler Mittelfeldspieler

Zwei Szenenapplause machten seinen Abend aus: der erste nach einer technischen Einlage, mit der er drei City-Spieler aussteigen liess, in einer Phase, da die Zuschauerinnen sich längst auch über solche Aktionen des chancenlosen FC Basel freuten. Der zweite nach einem Foul an Ilkay Gündogan, nach dem Serey Dié kurzzeitig die Nerven verlor und in seiner überschäumenden Emotionalität zurückgehalten werden musste.

Serey Dié (links) gegen Gündogan – der Basler foult den Mittelfeldspieler von Manchester, danach geraten sie aneinander.

Blas Riveros  |  linker Mittelfeldspieler

Bekam etwas überraschend den Vorzug vor Raoul Petretta, der in den letzten Spielen der Königsklasse zum Einsatz gekommen war. Löste bei seinem ersten Einsatz in diesem Jahr die Aufgabe auf der linken Seite des Mittelfeldes so gut es eben ging und spielte in der Startphase den langen Ball auf Oberlin, nachdem der FC Basel hätte in Führung gehen können.

Valentin Stocker  |  rechter Flügelstürmer

Kam zu seinem ersten Champions-League-Einsatz seit etwas mehr als vier Jahren. Bereitete zwei Chancen für Oberlin vor, die dieser in der 56. und der 67. Minute vergab. In der 71. Minute war nach diesen zwei nennenswerten Szenen Schluss für Stocker, er verliess nach einer sonst wenig überzeugenden Leistung das Feld für Albian Ajeti.

Dimitri Oberlin  |  Mittelstürmer

Oberlin war gegen Manchester City die personifizierte Hoffnung. Wie, wenn nicht über schnelle Konter dieses Mannes soll Pep Guardiolas Mannschaft zu packen sein? Oberlin war es tatsächlich, der zu Beginn, in der besten Phase der Basler, dem Publikum den Atem nahm. In der sechsten Minute lief er los, erhielt den langen Ball von Riveros und hätte ihn nur noch über Ederson lupfen müssen. 1:0 hätte es stehen können und die Hoffnung auf eine Sensation hätte gelebt. Aber Oberlins Versuch ging neben das Tor, etwas kläglich, und vielleicht war das Unvermögen in diesem Moment auch ein wenig der Nervosität geschuldet. Schoss nach knapp einer Stunde aus spitzem Winkel am Tor vorbei, liess eine Kopfballmöglichkeit aus bester Position zehn Minuten später ungenutzt und durfte sich in der 69. Minute einmal mehr an einem direkten Freistoss versuchen. So richtig gefährlich wurde es für das City-Tor jedoch nicht. Zumindest nicht so gefährlich wie seine erste Szene des Spiels.

Wenngleich es nicht der ganz grosse Abend ist: Mohamed Elyounoussi macht einen kleinen Schritt aus der Formkrise.

Mohamed Elyounoussi  |  linker Flügelstürmer 

Hat sich mit diesem Auftritt ein wenig gefangen in einer Phase, in der er seit Jahresbeginn nicht zu überzeugen weiss. War gegen Manchester der Mann der vielen Abschlüsse: In der 19. Minute blockten die Engländer Elyounoussis Schuss und in der 49. Minute war Goalie Ederson ebenso Endstation wie in der 68. Minute. Wenngleich immer mal wieder der Eigensinn mit Elyounoussi durchging und er sich mit einer technischen Einlage verspekulierte, war das eine Leistung, die in die richtige Richtung zeigt. Verliess das Feld in der 85. Minute für Kevin Bua.


Albian Ajeti  |  Angriffsspitze

Kam ab der 71. Minute für Stocker auf das Feld und zu seinem dritten Einsatz in der Champions League. Reihte sich ganz vorne ein, wartete auf Bälle, die in aller Regel nicht kamen.

Kevin Bua  |  linker Flügelstürmer

Ersetzte in der 85. Minute Mohamed Elyounoussi. Die Zeit bis zum Abpfiff reichte in seinem vierten Champions-League-Teileinsatz nicht für einen nennenswerte Szenen.

Nicht eingesetzt beim FC Basel:  Mirko Salvi (Ersatztorhüter), Luca Zuffi, Ricky van Wolfswinkel, Neftali Manzambi, Raoul Petretta.

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