Erst donnerte es vom Himmel, dann knallte es im Stadion: Einige Männer aus dem Gästesektor lieferten sich ein Scharmützel mit der Polizei. Die Gegentribüne in der Schützenmatte wurde zum Ziel von Gummischrot-Salven. Schade um die schöne Affiche, denn Old Boys und die Young Boys verbindet die Geschichte – was der Berner Anhang auch auf Transparenten thematisierte.
Im Jahr 1898 gründeten vier Berner Gymnasiasten den BSC Young Boys in Anlehnung an die BSC Old Boys aus Basel. Sie sahen ein Spiel der Herren in Gelb-Schwarz gegen den FC Bern und waren von den Baslern so beeindruckt, dass sie ihren frisch gegründeten Fussballverein Young Boys nannten und gleich noch die Clubfarben übernahmen.
119 Jahre später lassen sich die Berner nicht von den Old Boys beeindrucken: Schon nach 13 Minuten steht es 1:0 für die Berner und die Führung ist die logische Folge des auf dem Rasen Gezeigten. YB spielt mit viel Druck nach vorne und Nsamé erzwingt, mit etwas Glück, nach einem Pfostenabpraller das 1:0. «Die Erleichterung nach der 1:0 Führung war gross, da es gegen tief stehende Mannschaften immer schwer ist, das erste Tor zu erzielen», sagte Thorsten Schick, dessen Flanke vor dem ersten Treffer an den Pfosten klatschte.
Im Schongang
Bereits in der 28. Minute schoss Christian Fasnacht das 2:0 und Roger Assalé machte mit seinen beiden Treffern in der zweiten Halbzeit alles klar. Die Old Boys kommen nach dem 2:0 zwar besser ins Spiel, dies auch, weil die Berner mindestens einen Gang zurückschalteten. Das ist nachvollziehbar, denn YB kommt aus der ersten von insgesamt drei englischen Wochen.
Einen Wermutstropfen gab es am Sonntagnachmittag aus Berner Sicht: der Torschütze zum 1:0, Jean-Pierre Nsamé, musste sich mit einer Gehirnerschütterung auswechseln lassen. Er ergänzt das Berner Lazarett, das mit Bertone, Benito und Hoarau bereits drei Stammspieler beherbergt.
Wie sich die Verletzungssorgen auf das Berner Team in den nächsten Wochen auswirken, wird sich zeigen. In den letzten Jahren ging in der Offensive nach einem Ausfall des verletzungsanfälligen Hoarau jeweils wenig bis gar nichts. Die Stellvertreter Frey und Kubo mühten sich zwar ab, erzielten aber zu wenige Tore.
Dieses Jahr war Nsamé als Ersatz für den Franzosen Hoarau schon mehrfach erfolgreich und ist bis jetzt der beste Skorer im Team. Ein längerer Ausfall des von Servette zu den Young Boys transferierten Stürmers wird für YB nicht einfach zu verkraften sein. Der dritte Torjäger Roger Assalé beeindruckt zwar mit seiner Schnelligkeit, ist aber vor dem Tor selten so abgebrüht wie am Sonntag auf der Schützenmatte.
Seit dem Cupsieg von 1987 wartet man in Bern auf einen Titel von YB. In den letzten Jahren sind die Berner erster Verfolger von Basel, doch weder in der Meisterschaft noch im Cup konnten die Berner einen Titel gewinnen. Doch dieses Jahr strahlt die Berner Führungscrew Ruhe aus. Mit Trainer Adi Hütter geht man in die dritte Saison und Sportchef Christoph Spycher setzt auf seriöse langfristige Planung.
Die historische Last von 30 Jahren ohne Titel spüren die Spieler nicht: «Als Spieler will man immer Titel hohlen», sagt der Österreicher Schick. Die Geschichte spiele da keine Rolle. Insbesondere im Cup harzt es aber in den letzten Jahren: Seit der Finalniederlage von 2006 kamen die Young Boys nie weiter als in den Viertelfinal,und gegen unterklassige Teams auszuscheiden ist in Bern schon fast Tradition.
Der nächste YB-Gegner im Cup heisst Münsingen und spielt in der 1. Liga. Ein Berner Derby steht also an. Das Losglück haben die Berner dieses Jahr auf ihrer Seite, denn es wären auch schwierigere Aufgaben möglich gewesen.