Motiviert bis in die Haarspitzen war Michael Lang und ein bisschen übermotiviert waren zwei seiner Kollegen: Taulant Xhaka bezahlt mit einer Gelb-Roten Karte, und Renato Steffen hat Glück, dass er auf dem Platz bleiben darf und so mit einem Arjen-Robben-Duplikat für den Höhepunkt eines aufregenden Cup-Abends sorgen kann.
Tomas Vaclik | Torhüter
Sogleich bezwungen, auch, weil Raphael Dwamena im strafbaren passiven Abseits stand beim Schuss von Oliver Buff. Und dann? Brauchte es den Schlussmann des FCB irgendwie gar nicht, weil das Feuer, das der FCZ zu Beginn entfachte, rasch zur Sparflamme wurde. In der 87. Minute entschärfte Vaclik noch Burim Kukelis Flachschuss von der Strafraumgrenze. Das war es.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Olala! Da war einer bis in die Spitzen der schulterlangen Haare motiviert. Lang sah unglücklich aus beim Gegentor nach nur 126 Sekunden – den Rest der Spielzeit jedoch machte er quasi zu seinem eigenen Klassiker. Ständig in der Vorwärtsbewegung, bärenstark im Zweikampf und mit wunderbarer Flanke auf den Kopf von Marc Janko beim Ausgleich. Und dann noch dieses Tor, mit Direktabnahme aus spitzem Winkel erzielt, mit einigem Glück zwar, aber eben auch gewitzt. Lang zeigte an diesem Abend all seine Qualitäten – «und darum ist er bei uns», wie Trainer Urs Fischer anmerkte.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Strafte seine Kritiker einmal mehr mit einer starken Leistung. Über seine Seite entstand zwar das frühe Gegentor, danach hatte er Gegenspieler Adrian Winter aber im Griff, schaltete sich ins Offensivspiel ein, flankte wiederholt in die Box und hatte auch in der Phase des Unterzahlspiels Mumm und genügend Luft, um für Entlastungsvorstösse zu sorgen.
Marek Suchy | rechter Innenveteidiger
In dieser Form macht er wieder Spass. Hat zu jener Stabilität zurückgefunden, die ihm im Nach-EM-Herbst abgegangen war. Hielt den Laden hinten souverän zusammen und bügelte die wenigen Situationen aus, in denen sein Nebenmann Akanji in Bedrängnis geriet.
Manuel Akanji | linker Innenverteidiger
Erhielt den Vorzug vor Eder Balanta und knüpfte an den eigentlich guten Luzern-Match an – nur diesmal ohne die grossen Wackler. Hatte Ball und Gegner im Griff, und wenn er leise Unsicherheiten verriet, war Suchy zur Stelle.
Taulant Xhaka | defensiver Mittelfeldspieler
56 Minuten dauerte sein Klassikerabend nur, weil er sich zwei gelbe Karten einhandelte. Die erste vielleicht streng, die zweite – mit gestrecktem Fuss im Zweikampf mit Winter – völlig zu Recht. Bis dahin war er wie immer sehr viel unterwegs, beratschlagte sich nach der heissen Anfangsphase kurz mit dem Trainer an der Seitenlinie, um die Linien zu schliessen, und mit seiner ganzen Körpersprache verdeutlichte Xhaka, wie motiviert er in dieses Duell gegangen war. Vielleicht eine Spur übermotiviert.
Luca Zuffi | defensiver Mittelfeldspieler
Nach dem Bruder-Duell im Cup-Wettbewerb der vergangenen Saison gegen YF Juventus kommt es jetzt also zum Vater-Sohn-Duell: Dario Zuffi erreichte als Interimscoach des FC Winterthur den Halbfinal am 5. April, wo er sich etwas einfallen lassen muss, um die Wirkungskreise seines Sohnes einzudämmen. Der lieferte je länger die Partie gegen den FCZ lief eine souveräne Vorstellung ab, stand mit einer seiner gefürchteten Freistoss-Hereingaben aus dem Halbfeld am Ursprung des Führungstreffers und mit seinem Querpass auch an jenem zum 3:1.
Matias Delgado | zentraler offensiver Mittelfeldspieler
Kam nach einer Zehenentzündung und nach Adduktorenbeschwerden zurück in die Startelf, brauchte wie seine Nebenleute einen Moment, um sich auf den aufsässigen Gast aus Zürich einzustellen, und war dann die gewohnt ballsichere Relaisstation im Zentrum. Nach einer Stunde wurde er – wie zur Halbzeit vom Trainer geplant – ausgewechselt. Man merkte dem Captain an, dass das eine gute Idee war.
Und endlich haben sie beim @FCBayern ihr @ArjenRobben-Double gefunden. Was ein Tor von #Steffen! #rotblaulive #fcbfcz
— daniel faulhaber (@danifauli) 2. März 2017
Renato Steffen | linker Flügelspieler
Und dann kam sein grosser Auftritt: Antritt über rechts, abgebogen zur Mitte, Kukeli mit einer Körpertäuschung auf dem falschen Bein stehen lassen und den Ball aus 16 Metern hoch in den linken Winkel gewuchtet. Dieses 3:1, das den Viertelfinal in der 75. Minute endgültig entschied, geht als perfektes Arjen-Robben-Duplikat durch. Ein wunderbares Tor, vor dem selbst die Zürcher den Hut ziehen – auch wenn sie der Ansicht sind, dass Steffen seit der siebten Minute gar nicht mehr hätte auf dem Platz sein dürfen. Weil er im Clinch nach seinem Gegenspieler Cedric Brunner trat und diesen an der für einen Mann unangenehmsten Stelle traf. Der Schiedsrichter tat nach Absprache mit seinem Assistenten das, was sich der durchaus reumütige Steffen für Momente wie diese in einer hochemotionalen Auseinandersetzung wünscht: Er drückte ein Auge zu und liess es mit einer Verwarnung bewenden. Glück gehabt.
Mohamed Elyounoussi | rechter Flügelspieler
Wechselte mit Steffen immer wieder die Seite, und war – auch wenn er nicht die ganz grossen Szenen hatte – ein ständiger Unruheherd und ballsicher im Kombinationsspiel. Als es in Unterzahl galt, zwei Viererketten beieinander zu halten, zügelte der Norweger seinen Vorwärtsdrang und reihte sich anstandslos in die Defensivarbeit ein.
Marc Janko | Angriffsspitze
Phänomenal seine Torquote seit dem 5. November: In sieben von acht Spielen hat er jeweils einmal getroffen. Diesmal mit einem klasse Kopfball auf Flanke von Lang, die zielgenau zwischen den Zürcher Verteidigern Bangura und Brunner beim Österreicher landete. Der rechtfertigte seine Nominierung ausserdem mit generösem Einsatz, spielte zum Teil gut mit, musste gegen Alain Nef viel einstecken, teilte aber auch aus, als er etwa Goalie Andris Vanins ausserhalb des Strafraum umrammte. Nach einem Ausfallschritt war in der 79. Minute Schichtende: Auswechslung mit Verdacht auf eine Zerrung.
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Alexander Fransson | zentraler Mittelfeldspieler
Wurde in der 59. Minute für den ermatteten Delgado eingewechselt und fügte sich nahtlos in die in Unterzahl zu leistende Arbeit ein. Demonstrierte erneut, dass sein Form stimmt, sorgte mit seiner Dynamik für die vom Trainer gewünschte Entlastung und leitete den dritten Treffer ein – nach einem haarsträubenden Ballverlust des Ex-Baslers Gilles Yapi.
Seydou Doumbia | Angriffsspitze
Ersetzte den angeschlagenen Janko in der 79. Minute und bekam sogleich einen Anpfiff vom Trainer verbunden mit der Aufforderung, sich gefälligst an der Defensivarbeit zu beteiligen. Tat der Ivorer dann auch brav, er kam sogar noch zu einem Abschluss und war schliesslich zu kurz im Einsatz, um eine Bewertung zu erhalten.
Davide Callà | Flügelspieler
Kam für Renato Steffen, der sich in der 88. Minute die Ovationen der Zuschauer abholen durfte. Callà war zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.
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Bewertungsdurchschnitt: 5,0
Nicht eingesetzt beim FCB: Nikolic (Tor), Gaber, Balanta, Serey Dié