So rasch wie nach dem vergeigten Heimspiel gegen Moskau waren die Spieler des FC Basel schon lange nicht mehr vor den Medien erschienen. Man wollte die Sache hinter sich bringen, der Pflicht seine Schuldigkeit tun und duschen, endlich warm duschen an diesem bitterkalten Herbstabend. Haltung wahren, vorausschauen, noch sei nichts verloren, hiess es allenthalben. Die Augen sprachen derweil eine andere Sprache. Es waren die Tunnelblicke der Enttäuschten.
Ein zynisches Bild, vor allem für einen: Marek Suchy hatte seinen persönlichen Tunnelmoment schon hinter sich, als ihn vor dem Ausgleich in der 65. Minute das Zuspiel Natchos auf den Torschützen Dzagoev zwischen den Beinen erwischte.
«Die Gegentore waren sehr unglücklich, beide Male wäre es möglich gewesen, das besser zu verteidigen», sagte Suchy, der auch gleich offenbarte, dass ihn trotz Beinschuss beim 1:1 die Situation vor dem zweiten Gegentreffer noch mehr zu schaffen machte.
«Der Ball kam sehr hoch und ich habe versucht, ihn mit meinem linken Fuss rauszuspielen. Der Ball landet direkt beim Gegner, und er schiesst das Tor. Das haben wir schlecht gemacht, dieser Fehler passiert mir in einer von zehn solcher Situationen.»
Die Pluralis Majestatis, also die Rede des Basler Captains über sich in der Mehrzahl der Glücklosen, ging darum in Ordnung, weil der FCB das Spiel in der zweiten Hälfte tatsächlich im Kollektiv aus der Hand gegeben hatte. Dass sich ausgerechnet Suchy als Schwachstelle entpuppte, mochte ihm von den Mitspielern denn auch niemand anlasten. Zumindest nicht direkt.
Verteilte Geschenke
«Wir haben in der Pause noch angesprochen, dass wir keine Geschenke machen wollen, und dann ist genau das passiert», sagte Luca Zuffi, der mehrmals die glückhafte Entstehung der beiden Gegentreffer erwähnte. Um dann doch den vagen Satz folgen zu lassen: «Aber es wurde ihnen dann doch zu einfach gemacht.»
Es waren die bedauernden Worte desjenigen, der bei einem anderen Spielausgang zum Matchwinner hätte werden können. Zuffis Treffer zum 1:0 aus Basler Sicht: eine Augenweide.
«Das war ein sehr schöner Moment für mich, der Ball kommt schön zu mir, und ich nehme ihn aus der Drehung, kann ihn über den Goalie lupfen. Das war ein perfekter Einstieg, wir haben eine super erste Halbzeit gemacht. Um so enttäuschender, dass wir das Spiel dann doch nicht gewinnen.»
Verlust der Automatismen
Wie das Spieldiktat in der Pause so einfach die Seite wechseln konnte, vermochte kurz nach der Partie keiner so recht zu ergründen. Zuffi identifizierte die Einwechslung von Moskaus Nummer 10, Alan Dzagoev, als Faktor: «Ich glaube in der zweiten Halbzeit hat er den Unterschied gemacht.» Für Steffen war es der plötzliche Verlust von Automatismen:
«Wir haben in der zweiten Halbzeit irgendwie den Faden verloren, gewisse Zahnräder haben aufgehört zu greifen. Da müssen wir uns eigentlich als Mannschaft rauskämpfen, aber das haben wir heute nicht geschafft.»
Oberlin wiederum machte systematische Defizite in den eigenen Reihen verantwortlich, ohne die Ursprünge derselben erklären zu können: «Nach der Halbzeit haben sie das System geändert und wir haben uns ungenügend darauf eingestellt.»
Einig ging die geknickte Handvoll Spieler erst wieder im Willen, sich von der Niederlage nicht gleich die ganze Kampagne vermiesen zu lassen. Zwei Spiele stehen noch aus, zwei Chancen, wieder Licht in den Tunnel zu bringen.
Oder wie es Akanji formulierte: «Wir stehen immer noch auf dem zweiten Platz, wir haben es noch immer in der eigenen Hand. Wir müssen das jetzt einfach durchziehen.»