Der Goldene Ball für den besten Spieler des Turniers war ihm nach dem verlorenen WM-Final gegen Deutschland kein Trost: Lionel Messi kommt auch an seiner dritten Weltmeisterschaft nicht an Argentiniens Ikone Maradona vorbei.
Wer Argentinier und Brasilianer im Applaus vereint, muss zweifelsohne etwas Besonderes sein. Als einziger Spieler des südlichen Nachbarns wurde Lionel Messi vom heimischen Publikum nicht ausgepfiffen, als im Estádio Maracanã die Mannschaftsaufstellungen verlesen wurden. Derart gross ist der weltweite Respekt vor seinen Leistungen, derart erhaben über alle Zweifel sein Beitrag zum Fussball.
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Messi, das hatte er immer wieder betont, würde ihn, diesen Respekt, sofort tauschen gegen einen WM-Titel mit Argentinien. Und welch besseren Anlass zur Krönung hätte es geben können als einen Final in Lateinamerika gegen Deutschland, auf der Höhe seiner Karriere. Genau wie 1986 in Mexiko bei Diego Maradona, der ewigen Referenz für alle Argentinier, die mit einer besonderen Gabe im Umgang mit dem Ball geboren werden.
Der Raum, den ihm die deutsche Abwehr nicht geben wollte
Dass er sich im Endspiel von Rio oft maradonianisch auf eine Spielmacherrolle zurückzog, war jedoch weniger als Ehrerbietung gedacht denn eine Folge taktischer Notwendigkeiten. Messi versuchte sich so, die Zeit am Ball zu verschaffen, die ihm die hoch stehende deutsche Verteidigung partout nicht gewähren wollte.
Aus demselben Grund weichte er zudem immer wieder auf die Flügel aus, dank seiner ersten Profijahre in Barcelona ja auch kein unbekanntes Terrain für den vierfachen Weltfussballer.
Lionel Messi – auf flinken Beinen durch die deutschen Reihen – aber den entscheidenden Moment konnte er nicht kreieren. (Bild: Reuters) (Bild: Reuters/KAI PFAFFENBACH)
Insbesondere die von Benedikt Höwedes verteidigte linke Abwehrseite der Deutschen erwies sich als anfällig für dieses Stilmittel. Erwischte Messi den Schalker auf dem falschen Fuss, musste Mats Hummels aus der Mitte rücken und ihn abzublocken versuchen. Der Dortmunder ist bekanntlich nicht der Schnellste.
Bei Messis erstem Solo in der 9. Minute gelang es ihm jedoch immerhin, den Weg ins Zentrum zuzustellen. Knapper wurde es schon bei einer ähnlichen Situation in der 40. Minute, als Messi aus spitzem Winkel den Ball an Manuel Neuer vorbeilegen konnte, doch Jerome Boateng im Fünfmeterraum gerade noch ein Tor verhinderte.
Nach der Pause von allen Zwängen befreit
Zum Beginn der zweiten Halbzeit kam dann etwas überraschend sein Lieblingskumpel Sergio Agüero für den eigentlich überzeugend wirkenden Ezequiel Lavezzi. Trainer Alejandro Sabella stellte damit von einem 4-4-1-1 auf ein 4-3-1-2 um, das Messi in der Rolle hinter nun zwei Spitzen von taktischen Zwängen befreien und einen weiteren Spielpartner zu Seite stellen sollte.
Ein deutsches Bein – hier jenes von Mats Hummels – war Lionel Messi im WM-Final immer im Weg. Und als er seine Chance doch hatte, vergab er sie. (Bild: Reuters) (Bild: Reuters/EDDIE KEOGH)
Schon in der 47. Minute hätte sich das Revirement beinahe ausgezahlt. Wunderbar in die Gasse geschickt von Lucas Biglia tauchte Messi auf halblinks frei vor Neuer auf. Sein Diagonalschuss landete jedoch neben dem Pfosten.
Der eine Moment, der nicht kam
Messi war entschlossen, den Ruf der Geschichte nicht unerhört zu lassen. Auch wenn er müder wurde wie alle Argentinier. In der 75. Minute zog er in typischer Manier in die Mitte, schlenzte aber am Tor vorbei. «Messi, Messi Rufe» hallten danach von den Rängen. Der Superstar reservierte sich jetzt immer mehr für den einen grossen Moment. Der nicht kam.
Und so wurde er letztlich wieder nicht Weltmeister. Aber anders als 2006 und 2010 spielte er die gewünschte Hauptrolle, mit vier Toren und zwei Torvorlagen bei insgesamt acht argentinischen Toren.
Er wurde dafür mit dem Goldenen Ball, der Auszeichnung für den besten Spieler des Turniers geehrt. Trost für den verlorenen Titel war ihm das keiner, das sah man ihm an. Aber 2018 darf er ja bestimmt noch mal wiederkommen.
Trauriger Abgang: Argentinische Fans im Lionel-Messi-Trikot auf dem Weg zur U-Bahn-Station am Maracana nach dem WM-Final. (Bild: Reuters) (Bild: Reuters/NACHO DOCE)