Ein Patt im Gipfeltreffen, mit dem Bern besser leben kann als Basel

Sieben Punkte lagen vorher zwischen den Young Boys und dem FC Basel, und dabei bleibt es auch nach der 14. Runde. 32’456 Zuschauer im St.-Jakob-Park sehen nach Toren von Geoffroy Serey Dié (57.) und Jean-Pierre Nsame (80.) ein Patt im Gipfeltreffen, das den Bernern in die Karten spielt.

Als dem FC Basel die Führung entgleitet: Jean-Pierre Nsame trifft mit einem Hackentrick zum 1:1-Endstand im Gipfeltreffen. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Die Chronik: Der Effort von Serey Dié reicht nicht

Dass die Berner nicht auf Teufel-komm-raus auftreten würden, war schon an Adi Hütters Aufstellung abzulesen: Der YB-Trainer liess Jean-Pierre Nsame – bei acht Treffern gemeinsam mit dem Thuner Rapp bester Torjäger der Liga – auf der Bank, und sagte vor dem Anpfiff: «Wir sind nicht so unter Zugzwang wie der FC Basel.»

Es entwickelte sich ein vor allem von der Physis geprägtes Spitzenspiel. YB-Torhüter David von Ballmoos war nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Albian Ajeti der erste, der zu Boden ging und dem eine Platzwunde unter dem linken Auge notdürftig versorgt werden musste. Es blieb nicht die einzige Behandlungszeit für einen Berner Spieler.

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Die Basler behaupteten zwar mehrheitlich den Ball (60 Prozent), kamen aber zu wenigen eindeutigen Chancen. Kevin Buas Abschluss aus spitzem Winkel war noch die beste Gelegenheit (26.), zu wenig allerdings, um seine Auswechslung zur Pause zu verhindern. «Ich war nicht zufrieden mit seinem Spiel», sagte Raphael Wicky hinterher ohne Umschweife, «das kommt vor.»

Im Gegensatz dazu dürfte der FCB-Trainer an der Vorstellung von Geoffroy Serey Dié grösste Freude gehabt haben. Der Ivorer, alles andere als eine Stammkraft in dieser Saison, ersetzte den kurzfristig erkrankten Taulant Xhaka und beackerte das zentrale Mittelfeld zusammen mit Luca Zuffi eindrucksvoll. 

Er habe Serey Dié vor der Saison die Perspektiven ehrlich aufgezeigt, so Wicky, ihm aber auch bedeutet, für welch «extrem wichtigen Spieler» er ihn halte. Wie auch immer: Wenn Wicky nach diesem Spitzenkampf mit YB davon spricht, eine «gute Energie» seiner Mannschaft gespürt zu haben, dann ging diese auch massgeblich von Serey Dié aus. 

Der 32-Jährige agierte wie in seinen besten Basler Tagen und krönte seine Leistung in der 57. Minute mit einem fabelhaften Schuss aus über 20 Metern. Ein Weitschusstor! Und das nach ungezählten Versuchen über all die Jahre hinweg, die in aller Regel eine weite Streuung besassen.

Nach dem Tor, das dem FC Basel nicht reicht: Geoffroy Serey Dié freut sich über seinen Weitschuss zum 1:0.

Es war die beste Phase des entschlossen, konzentrierten und geduldig wirkenden FCB an diesem kalten, regnerischen Nachmittag, und vorausgegangen war eine gemeinsame Balleroberung von Dié und Mohamed Elyounoussi gegen den bis dahin fast fehlerlosen Sékou Sanogo. Der bis dahin fast fehlerlose Elyounoussi wiederum war es, der am Ursprung des Ausgleichs stand: Nach einem eigentlich schon abgewehrten ruhenden Ball liess sich der Norweger am eigenen Strafraum auf Höhe der Grundlinie von Kevin Mbabu düpieren. 

Den Rest erledigte Nsame auf ebenso famose Weise: mit der Hacke lenkte der Kameruner den Ball ins Tor und holte in der 80. Minute das Momentum zurück auf Berner Seite. Jener Nsame also, den zu seinen Genfer Zeiten auch der FC Basel gewogen und für zu leicht befunden hatte.

Diese Ausgleich, der eine starke Reaktion der Berner auf die verdiente Basler Führung war, diese Punkteteilung unterstreicht die Stabilität und die Konstanz, die die Young Boys in der Saison des Basler Umbruchs an den Super-League-Alltag legen. Und sie demonstrieren eine Substanz, die ihnen die klaglose Absenz ihres Toptorjägers Guillaume Hoarau erlaubt, und Wechsel von der Reservebank, an die der FCB derzeit nicht heranreicht.

Wer zuletzt lacht: Jean-Pierre Nsame nach seinem Ausgleichstor.

Dimitri Oberlin versprühte nach dem Seitenwechsel zwar in ein paar guten Szenen seine Unberechenbarkeit, prallte schliesslich aber doch an der Berner Defensive ab. Ebenso erging es Albian Ajeti und Cedric Itten, vom Ex-Berner Renato Steffen zu schweigen, dessen persönliche Erfolglosigkeit inzwischen etwas Besorgniserregendes annimmt. 

Dieses YB, davon konnten sich nun auch über 32’000 Zuschauer in Basel überzeugen, wird eine hart zu knackende Nuss für den FCB bleiben, der aus den letzten fünf Spielen neun von 15 möglichen Punkten geholt hat. YB hat in dieser Spanne einen Punkt mehr gesammelt. Das deutet noch nicht darauf hin, dass die Berner den Baslern bereits entrückt sind. Sieben Punkte Abstand in der Tabelle hin oder her.

Trainermonologe: «…und dann bekommen wir so ein Gegentor»

Adi Hütter, Trainer Young Boys:
«Es war ein sehr intensives Spiel auf Augenhöhe, vielleicht nicht der Leckerbissen wie erwartet, dafür ist zu viel auf dem Spiel gestanden. Wir können gut leben mit dem Punkt, auch, weil wir zurückgelegen sind und zwei Tage weniger Regenerationszeit hatten. Die Reaktion und die Mentalität meiner Mannschaft hat mir imponiert, sie hat bestanden und sich diesen Punkt verdient, auch wenn Basel optisch ein bisschen überlegen war.

Jean-Pierre Nsame sass zunächst auf der Bank, weil Christian Fassnacht und Roger Assalé eine gewisse Geschwindigkeit beim Kontern haben. Nach dem 0:1 musste ich reagieren. Der Doppelwechsel hat sich ausgezahlt. Nsame macht ein Weltklassetor, und insofern habe ich meinen Job gemacht und er auch.»

Raphael Wicky, Trainer FC Basel:
«Der Punkt fühlt sich nicht wie Punktgewinn an. Das ist schon sehr ärgerlich. Dass es ein mit vielen Zweikämpfen geführtes, hartes Spiel wird, hat mich nicht überrascht. Und wenn so viel auf dem Spiel steht, ist es nicht einfach, den schönsten Fussball zu spielen. 

Aber die Mannschaft hat Energie gezeigt. Wir haben gut verteidigt, die einzige Grosschance hatte YB vor der Pause, danach haben wir eigentlich nichts mehr zugelassen. Und dann bekommen wir so ein Gegentor. Das Zweikampfverhalten vor dem Ausgleich war zu wenig, um einen Sieg daheim zu behalten. Der Spieler hat sich entschuldigt, das war zu einfach, das ist klar.

Die Ausgangslage bleibt die gleiche, wir haben Anfang November, YB macht es gut und hat Konstanz bewiesen. Und diese Konstanz wollen wir in den Ergebnissen auch reinbekommen.»

Die Aufstellung: Serey Dié für den erkrankten Xhaka

Auf zwei Stammspieler musste Trainer Raphael Wicky verzichten: den gesperrten Marek Suchy und den erkrankten Taulant Xhaka. Für Xhaka kam Geoffroy Serey Dié in die Startelf, und ohne Suchy wechselte der Trainer auf eine Viererkette in der Abwehr mit der Premiere für das Duo Manuel Akanji und Eder Balanta im Zentrum.

FC Basel (4-2-3-1): Vaclik – Lang, Akanji, Balanta, Petretta – Serey Dié, Zuffi – Steffen (77. Callà), Elyounoussi, Bua (46. Oberlin) – Ajeti (85. Itten).

Bank: Salvi (ET), Fransson, Oberlin, Riveros, Manzambi, Itten, Calla.

Young Boys (4-4-2): Ballmoos – Mbabu, Nuhu, von Bergen, Benito (64. Lotomba) – Ngamaleu, Aebischer (79. Sow), Sanogo, Sulejmani – Fassnacht (64. Nsame), Assalé.

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