1:0 im Klassiker: Der FC Basel findet verlorene Tugenden wieder

Nach vier Spielen ohne Sieg gewinnt der FC Basel in der neunten Runde gegen den FC Zürich, der seine erste Saisonniederlage kassiert. Dimitri Oberlin erzielt den einzigen Treffer der Partie, in der die Basler Tugenden zeigen, die sie zuletzt vermissen liessen: Einsatz, Biss und zufriedenstellendes Zweikampfverhalten. Trainer Raphael Wicky will nicht von einem Befreiungsschlag reden, hofft aber, «dass dieser Sieg uns Schub gibt».

Gemeinsam spielen, gemeinsam jubeln: Nach Dimitri Oberlins Tor freuen sich Spieler und Ersatzkräfte gemeinsam. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Die Chronik: Vieles verbessert, zwingende Torchancen bleiben jedoch aus

Fast während der ganzen 90 Minuten muss Raphael Wicky mitgelitten haben. Auf und jenseits der Linie seiner Coachingzone tigerte er auf und ab, dirigierte seine Mannschaft, haderte mit dem vierten Offiziellen, dem er seine Kritik am Schiedsrichter mit Nachdruck vermittelte. Doch am Schluss war das alles vergessen, am Schluss riss Wicky seine Hände in die Höhe. Nur kurz, um gleich wieder Haltung zu bewahren, aber doch deutlich genug, um die ganze Anspannung zu veranschaulichen, die den Trainer in den letzten Tagen befallen haben musste.

«Ich bin sehr, sehr erleichtert», sagt Wicky, der aber noch nicht von einem Befreiungsschlag sprechen möchte: «Ich hoffe einfach, dass dieser Sieg uns Schub gibt.»

Vor dem Duell mit dem FC Zürich waren die Basler vier Spiele in Serie ohne Sieg geblieben. Dimitri Oberlins Tor in der 62. Minute verhinderte das schlechteste erste Saisonviertel seit Einführung der Super League. Luca Zuffi hatte eine Ecke getreten, Marek Suchy stürzte sich in einen Zweikampf mit Alain Nef (Nef: «Ein klares Foul. Er stösst mir in den Rücken.»), und Oberlin erzielte per Abstauber seinen zweiten Saisontreffer. 

Alle haben sich lieb nach Dimitri Oberlins Treffer. Eder Balanta (rechts) und Geoffroy Serey Dié (links) herzen den Torschützen.

Es war vor offiziell 29’584 Zuschauern im St.-Jakob-Park die einzige wirklich nennenswerte Szene der Basler in der zweiten Halbzeit. Denn anders als in St. Gallen, bei der zweiten Niederlage in Folge, war der Meister vor allem im ersten Durchgang präsent.

Da zeigte der FCB alle Tugenden, die Wicky gefordert hatte, die «Basics» des Fussball, wie der Walliser es genannt hatte: Der Einsatz stimmte, die Bereitschaft, in die Zweikämpfe zu gehen, der FC Zürich spürte die Basler, was Wicky in St. Gallen noch vermisst hatte.

«Erkämpft, nicht erspielt. Das ist das Schlagwort heute Abend.», fasst Wicky zusammen.

Der FCB liefert, was die Fans gefordert haben: «Seggle, bisse, verrisse.»

Frey lässt die grosse Chance zur Führung liegen

Alles gut zu reden nach dem vierten Sieg im neunten Ligaspiel wäre allerdings verfehlt. Einmal mehr verpasste die auf vier Positionen veränderte Basler Startaufstellung mehrere Möglichkeiten, Ricky van Wolfswinkel rutschte beispielsweise mehrmals in guter Position am Ball vorbei. So richtig zwingend waren die Basler vor dem Zürcher Tor nicht, und ein wenig beschleicht einen der Eindruck, dass sich van Wolfswinkel nach sieben Toren (davon drei Elfmeter) in den ersten acht Spielen in eine kleiner Baisse befindet.

Zudem hatten die Basler Glück, dass die Zürcher ihre beste Torchance nicht nutzten. Kurz vor dem Führungstreffer legte sich Raphael Dwamena den Ball zu weit vor, die Aktion wurde zur perfekten Vorlage für Michael Frey, der mit seinem schwächeren linken Fuss aus bester Position über Tomas Vacliks Tor schoss (58.). Dwamena hatte zwei weitere Möglichkeiten, bei einer rutschte er aus, bei der anderen am Ball vorbei. Und später wehrte sich Vaclik gegen Victor Palssons Abschluss.

Vor allem gegen Dwamena, der seit seinem geplatzten Wechsel in die Premiere League zum ersten Mal wieder in der Startelf stand, und gegen Frey, kamen die Basler körperlich an ihre Grenzen. Mal für Mal prallten sie an den beiden Schwergewichten ab – an der ersten Saisonniederlage der Zürcher, die nach einer halben Stunde Moussa Koné verletzt verloren hatten, änderte dieses Ungleichgewicht nichts.

Schwergewicht Michael Frey (links) bringt Taulant Xhaka in Schwierigkeiten – der Zürcher zeigte ein feines Zweikampfverhalten.

Gleichauf mit dem FCZ, drei Punkte hinter YB

Der FCB hat dank dieses Sieges 14 Punkte auf dem Konto. Er schliesst damit zu den Zürchern auf, hat aber nach wie vor drei Punkte Rückstand auf die Young Boys. Der Tabellenführer trifft am Sonntag auswärts auf den wegen Christian Constantins Ausraster durchgeschüttelten FC Sion.

Die Aufstellungen: Mit Balanta dank Rekurs

Der FC Basel hat gegen die Sperre (vier Spiele) von Eder Balanta Rekurs eingelegt. Nachdem der Kolumbianer gegen den FC St. Gallen die erste automatische Sperre abgesehen hat, erwirkt der FCB mit dem Rekurs aufschiebende Wirkung. Deswegen konnte Trainer Raphael Wicky gegen den FC Zürich auf Balanta setzen.

Die Dreierkette in der 3-4-3-Grundordnung sortierte Wicky anders als gewohnt: Manual Akanji spielte im Zentrum, Marek Suchy und Balanta auf den Seiten. Damit lief die Auslösung vor allem über Suchy und Balanta, Akanji hatte mehrheitlich defensive Aufgaben zu erledigen. Ein weiterer Grund dafür war, dass Akanji als schneller Spieler geeignet ist, auf beiden Seiten auszuhelfen.

Suchy und Steffen, gegen St. Gallen gesperrt, kehrten ins Team zurück. Insgesamt veränderte Wicky seine Startaufstellung im Vergleich zum Spiel in St. Gallen auf vier Positionen.

FC Basel (3-4-3): Vaclik; Suchy, Akanji, Balanta; Lang, Xhaka, Zuffi (75. Serey Dié), Riveros; Steffen, van Wolfswinkel (87. Itten), Oberlin (79. Bua).

Nicht eingesetzt beim FCB: Salvi (ET), Petretta, Schmid, Calla.

FC Zürich (3-4-3): Vanins; Nef, Bangura, Thelander; Winter, Sarr (78. Maouche), Palsson, Brunner (78. Voser); Koné (31. Rodriguez), Frey, Dwamena.

Die Trainer-Monologe: «Diesen Sieg haben wir uns solidarisch erarbeitet»

Raphael Wicky, der sehr erleichterte Basler Trainer.

Raphel Wicky:«Es war das erwartet schwierige Spiel mit vielen Zweikämpfen. Diesen Sieg haben wir uns solidarisch erarbeitet. Das ist kein Sieg, der durch Taktik zustande gekommen ist, sondern mit Emotionen. Wir haben das Glück auf unsere Seite gezwungen, das wir in den Spielen zuvor nicht immer hatten. Diese drei Punkte sind wichtig für mich, für das Team und den ganzen Verein.»

Uli Forte, frustrierter Trainer des FC Zürich.

Uli Forte:«Schade, das war keine zwingende Niederlage. Michael Frey hatte eine grosse Chance, und wenig später schiesst Basel das Tor. Dabei stösst Marek Suchy Alain Nef in den Rücken, und Dimitri Oberlin reagiert schnell. Wir haben versucht, den Druck zu erhöhen und mit dem Doppelwechsel Impulse zu setzen. Aber es hat nicht sollen sein.»

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