Die Chronik: zwei entscheidende stehende Bälle
Die Winterpause versprach so einiges. Nicht nur aufgrund der Anzahl Wechsel in Basels Kader, sondern auch wegen der Namen. In Fabian Frei und Valentin Stocker kehrten zwei Spieler zurück, die für rotblaue Erfolge der letzten Jahre stehen. Vor allem Stockers Rückkehr hatte die Region in Entzücken versetzt. Doch ebendieser Stocker, in Berlin nicht mehr gebraucht, hatte sich seine Rückkehr an alte Wirkungsstätte anders vorgestellt: vielleicht mit einem Tor, möglicherweise mit einem entscheidenden Zuspiel. Sicherlich aber nicht mit einer 0:1-Niederlage gegen den FC Lugano.
Zum ersten Mal seit 18 Jahren verliert der FCB wieder zu Hause gegen Lugano, und zum ersten Mal seit der achten Runde dieser Spielerzeit. Damals hatte Raphael Wickys Team in der ersten Halbzeit in St. Gallen die vielleicht schwächsten 45 Minuten der Spielzeit gezeigt. Ganz so dramatisch war der Auftritt gegen die Tessiner in der 20. Runde nicht. Doch die Reprise nach der Winterpause offenbarte vor offiziell 23’841 Zuschauern einige Schwachstellen.
So überzeugte beispielsweise Mohamed Elyounoussi nicht, von dessen möglichem Transfer in die Premier League noch die Rede gewesen war. Die Partie lief am Spielmacher mehrheitlich vorbei, und zu allem Übel kam hinzu, dass er in der 26. Minute vom Elfmeterpunkt die Chance zum Ausgleich verpasste. Besser machte es bei einem stehenden Ball Alexander Gerndt: Sechs Minuten waren gespielt, da berührte Eder Balantas Hand den Ball und der Schwede versenkte aus rund 22 Metern den Freistoss direkt.
Oberlin verpasst die grösste Basler Chance in der Nachspielzeit
Die grossen Basler Torchancen blieben lange aus. Bis sich dem eingewechselten Dimitri Oberlin die beste davon in der Nachspielzeit bot. Davide da Costa war aus seinem Tor gestürmt, verpasste den Ball, Oberlin schoss und Steven Rouiller wehrte mit dem Kopf auf der Linie ab. Es wäre der Ausgleich für ein Team gewesen, dem längst die kreativen Ideen ausgegangen waren; mit hohen Bällen in den Strafraum suchte Wickys Team sein Heil – und fand es nicht.
Ansonsten war es eine Partie der Halbchancen. Ein schwacher Schuss und ein Abschluss in die Arme des Goalies hier, ein Weitschuss und ein geblockter Versuch da. Mehr war auf Basler Seite nicht. Die Tessiner machten derweil aus vier Möglichkeiten einen Treffer. Gerndt kam einem zweiten am nächsten: Doch Tomas Vaclik machte die Möglichkeit in der 51. Minute mit den Fingerspitzen zunichte.
Gerndt als einzige Spitze bereitete der Basler Abwehr, der statisisch besten der Liga, ohnehin einige Mühe. Er war immer anspielbar, foulte, wenn es taktisch notwendig war, nahm das Offensivspiel des Tabellensiebten an sich und war von den zentralen Abwehrspielern nur schwer zu verteidigen.
Basel neu fünf Punkte hinter YB
Vor der Partie hatte Sportdirektor Marco Streller in Anbetracht der Kadermutationen noch gesagt: «Wir haben jetzt sehr viel Erfahrung und Qualität dazugewonnen. Wir werden bereit sein.» Dieses teilweise neu zusammengestellte Kader muss einen ersten Dämpfer verarbeiten. Vor allem auch, weil die Young Boys am Vortag gegen den FC St. Gallen überzeugt hatten und mit dem 2:0-Sieg jetzt fünf Punkte vor den Baslern liegen.
Das nächste Fernduell fechten die beiden Teams in der 21. Runde auswärts aus: der FC Basel in Thun (10. Februar), die Young Boys in Lausanne (11. Februar).
Trainer-Monologe: «Das ist ein harter Schlag»
Raphael Wicky (Trainer FC Basel): «Heute kam alles zusammen: das frühe Gegentor, das sehr schön war und Verunsicherung hervorgerufen hat, dann der Elfmeter, mit dem wir zurück ins Spiel hätten finden können und der nochmals ein Schlag war. Dann versuchten wir, alles zu ändern und am Schluss noch mit der Brechstange zum Erfolg zu finden. Aber der Ball wollte nicht rein. Das ist ein harter Schlag und eine ungenügende Leistung. Aber wir hatten in dieser Saison schon mehrfach mit schwierigen Momenten umzugehen, ich bin sicher, dass die Mannschaft genug Charakter hat, wieder aufzustehen.»
Pierluigi Tami (Trainer FC Lugano): «Ich war froh, dass wir als erstes gegen den FC Basel spielen konnten, denn die erste Partie ist für alle Teams eine schwierige. Wir waren nicht bereit, und Basel auch nicht. Wir haben 60 Minuten sehr gut gespielt, kompakt in der Defensive – und wir waren immer bereit, anzugreifen. In der letzten Viertelstunde haben wir gelitten, da wurde es sehr kämpferisch.»
Die Aufstellung: mit Stocker und Frei
Wenig überraschend setzte Raphael Wicky für das erste Spiel der Rückrunde gleich auf die Rückkehrer Fabian Frei und Valentin Stocker. Samuele Campo (aus Lausanne zurückgekehrt) und Léo Lacroix (von Saint-Etienne ausgeliehen) blieb vorerst ebenso die Bank wie Ricky van Wolfswinkel, der die Sturmspitze Albian Ajeti überlassen musste. In einer 4-2-3-1-Grundordnung schickte der Trainer folgendes Personal auf das Feld:
FC Basel (4-2-3-1): Vaclik – Lang, Suchy, Balanta, Petretta – Frei (69. Campo), Xhaka – Stocker, Elyounoussi (72. van Wolfswinkel), Bua (58. Oberlin) – Ajeti.
Die Basler Bank: Salvi (Ersatztorhüter), Lacroix, Riveros, Serey Dié, Campo, van Wolfswinkel, Oberlin.
FC Lugano (4-3-3): Da Costa – Rouiller, Sulmoni, Golemic, Daprela – Sabbatini, Piccinocchi (86. Manicone), Mariani – Crnigoj, Gerndt (76. Carlinhos Junior), Bottani (72. Vecsei).
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