Knapp 72 Stunden herrschte in Basel eine emotionale Hochzeit, die die Stadt in Sachen Fussball lange nicht mehr erlebt hatte. Der Sieg in der Champions League gegen Benfica Lissabon war in aller Munde, Trainer Raphael Wicky feierte seine erste internationale Sternstunde und Dimitri Oberlin wurde der Stempel des Supersprinters aufgedrückt, der dem Stürmer noch lange anhaften wird.
Im Letzigrund, gegen «wie erwartet defensive Grasshoppers», wie Luca Zuffi sagt, war von all dem Zauber kaum mehr etwas zu sehen. Bei der Rückkehr auf die nationale Bühne boten die beiden Mannschaften den Zuschauern eine torlose und spektakelreduzierte Kost, die nicht nur dem schlechten Wetter geschuldet war.
Die Ballverluste waren häufig, technische Fehler ebenfalls, aus dem zentralen Mittelfeld der Basler kamen von Zuffi und Geoffroy Serey Dié zu wenig Impulse. Und der hochgelobte Oberlin zeigte ein, zwei Mal seine Schnelligkeit, verlor nach Eroberung des Balles ebendiesen aber sogleich wieder.
Immerhin hätte Oberlin zwanzig Minuten vor Schluss doch noch einen Treffer erzielen können. Zuffi hatte geflankt, Mohamed Elyounoussi die Vorlage direkt abgenommen, GC-Goalie Heinz Lindner wehrte ab und Oberlin kam nur noch unzureichend an den Ball. So blieb es beim 0:0 in einem Spiel, das vielleicht gar keinen Sieger verdient hatte – obwohl beide Teams Torchancen besassen.
Immerhin: Der FCB spielt zum dritten Mal in Folge zu Null
Die Zürcher, in den vier Spielen unter dem neuen Trainer Murat Yakin noch immer ungeschlagen, vergaben ihre grössten Möglichkeiten in der fünften Minute und kurz vor der Pause. Auf Seiten der Basler zementierten allen voran Elyounoussi (6. Minute), Oberlin (69.) und der früh für den verletzten Renato Steffen eingewechselte Cedric Itten (81.) die Erkenntnis, dass es dieser Mannschaft nach wie vor an Effizienz im Abschluss fehlt.
«Gegen Lissabon sind diese Bälle reingeflogen», referiert ein enttäuschter Manuel Akanji über die Basler Offensive, die mit dem Ausfall von Ricky van Wolfswinkel in den nächsten Wochen einen grossen Verlust wettmachen muss – ein schwieriges Unterfangen mit einem Kader, in dem kein gelernter Mittelstürmer älter ist als 20 Jahre. In dieser Situation kommt es noch mehr auf Spieler wie beispielsweise Kevin Bua an, einen Flügel, der auch zentral spielen kann, der im Letzigrund als Eingewechselter in den letzten knapp zehn Minuten aber auch keine entscheidenden Aktionen mehr hatte.
Im strömenden Regen ging so irgendwann ein Spiel zu Ende, das ausgeglichener fast nicht hätte sein können: Beide Mannschaften kamen zu neun Abschlussversuchen, Basel brachte einen Ball mehr auf das Tor (3 zu 2), GC hatte einen Eckball mehr (5 zu 4) und Basel foulte zwei Mal mehr (13 zu 11).
Nur der Ballbesitz ging mit 56 Prozent deutlich an die in der zweiten Halbzeit dominierenden Basler, die aber vor allem einen positiven Aspekt aus dieser Partie mitnehmen können: Sie haben seit drei Partien keinen Gegentreffer mehr kassiert. Und das trotz eines Tomas Vaclik im Tor, der in dieser zehnten Meisterschaftsrunde ein paar unsichere Momente hatte.
Zuffi sagt jedenfalls: «Wir gehen gefestigt aus dieser Woche heraus.» Und für Akanji ist «jetzt nicht alles schlecht», nur weil der FC Basel zum sechsten Mal in zehn Ligaspielen ohne Sieg blieb. Fünf Punkte trennen die Basler von Leader YB, der am Sonntag zu Hause gegen den FC St. Gallen spielt.
Die Trainer-Monologe: «Ich nehme diese Woche als positiv wahr»
Raphael Wicky, Trainer FC Basel:
«Es war für uns schwierig. Wir sind nicht mit der Energie, der Leidenschaft und der Entschlossenheit ins Spiel gekommen, wir wir uns das vorgenommen hatten. Es gab ein paar Chancen auf beiden Seiten und wir müssen froh sein, dass wir in der ersten Halbzeit kein Gegentor kassiert haben. In der zweiten Halbzeit haben wir ein paar Dinge korrigiert und sind gut gestanden. Am Schluss hatten wir viel Ballbesitz, kamen noch ein paar Mal vor das Tor – aber eben nicht zwingend. Mit diesem Punkt können wohl beide Teams leben, und wir schliessen eine Woche ab, in der wir drei Mal zu Null gespielt haben. Ich nehme diese Woche als positiv wahr.»
Murat Yakin, Trainer Grasshoppers:
«Es ist schade, dass wir in der Startphase mehrere Torchancen vergeben haben. Wir sind gut ins Spiel reingekommen, haben den Ball zirkulieren lassen und standen gut. Am Schluss müssen wir einfach effizienter und entschlossener sein. In so einem Spiel, mit ähnlicher taktischer Ausrichtung beider Teams, ergeben sich aber auch wenige Torchancen. Insgesamt dürfen wir zufrieden sein mit der Leistung, auch wenn wir es kräftemässig nicht ganz durchstehen konnten. Wir trauern etwas der Startphase nach, für die Moral ist es aber wichtig, dass wir kein Gegentor kassiert haben.»
Die Startaufstellung: Xhaka in der Innenverteidigung
Im Vergleich zum Sieg gegen Lissabon hatte Basels Trainer Raphael Wicky seine Mannschaft auf drei Positionen umgestellt: Geoffroy Serey Dié kam ins Team und ersetzte im zentralen Mittelfeld Taulant Xhaka, der in die Innenverteidung rutschte, weil dort Eder Balanta verletzt fehlte. Als Mittelstürmer spielte zu Beginn Mohamed Elyounoussi anstelle des verletzten Ricky van Wolfswinkel. Und auf der linken Aussenbahn kam wieder Blas Riveros zum Zug, nachdem Raoul Petretta in der Champions League von Anfang an gespielt hatte.
FC Basel (3-4-3): Vaclik; Suchy, Xhaka, Akanji; Lang, Serey Dié, Zuffi, Riveros (68. Petretta); Steffen (25. Itten), Elyounoussi, Oberlin (84. Bua).
Die Basler Bank: Salvi (ET), Fransson, Petretta, Itten, Bua, Pacheco, Calla.
Grasshoppers (3-4-2-1): Lindner; Bergström, Vilotic, Zesiger; Lavanchy, Sigurjonsson (57. Pusic), Bajrami, Doumbia; Jeffren (84. Munsy), Andersen; Bahoui (73. Basic).
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