Gemütslage in Basel: Vorfreude auf Manchester, Ernüchterung wegen Lissabon und Moskau

In der Champions League kommt es in der Gruppe A zum Wiedersehen mit Manchester United und Benfica Lissabon. Zudem reist der FC Basel nach Russland zum Team von ZSKA Moskau, gegen das der Schweizer Meister noch nie gespielt hat. Viele hätten sich eine Gruppe mit anderen Namen gewünscht – oder eine einfachere.

Paul Pogba, neben Zlatan Ibrahimovic der andere grosse Name bei Manchester, läuft bald im St.-Jakob-Park auf. (Bild: Keystone)

Wenige Minuten nach dem Ende der Auslosung machte sich in den Sozialen Medien Unmut über die Gruppe breit, in die der FC Basel gelost worden ist. Der Schweizer Meister trifft auf Manchester United, Benfica Lissabon und ZSKA Moskau. Über Manchester freuen sich viele, schliesslich ist mit diesem Namen eine der grössten Europacup-Nächte der Basler verbunden. Aber am Los mit Benfica und ZSKA liessen viele kein gutes Haar.

«Schwierig und nicht sehr attraktiv. Unschön», schreibt @matsloser auf Twitter, @Leosch_97 ist «not amused» und @patrickmanz1 sagt: «Was für eine Scheissgruppe. Nicht attraktiv und ich befürchte maximal 3 Punkte.»

Der Mythos gegen englische Teams sagt wenig aus

«Wir gehen in diese Gruppe und werden versuchen, den Grossen ein Bein zu stellen», sagt Trainer Raphael Wicky. Klar ist: Der FCB ist einer «sehr schwierigen Gruppe» zugelost worden, wie es Wicky ausdrückt. Es beginnt bei Manchester United, das noch immer in den Köpfen ist als jenes Team, das der FC Basel in der Saison 2011/12 mit 2:1 bezwungen hatte.

Der Schweizer Meister erreichte mit diesem Erfolg als Gruppenzweiter den Champions-League-Achtelfinal, hinter dem erneuten Gegner Benfica Lissabon. Inzwischen Sportchef und Verwaltungsrat erzielten damals Marco Streller und Alex Frei die Tore – und mitunter auf diesem Sieg gründet der Mythos, wonach der FC Basel gegen englische Teams besonders erfolgreich sein soll. «Das waren Momentaufnahmen und alles hat perfekt zusammengepasst, das passiert nicht alle Tage», sagt Sportchef Streller.

In der Tat sagt dieser Mythos, mit Verlaub, wenig bis gar nichts aus über zukünftige Resultate. Denn es ist fast drei Jahre her, seit der FCB zum letzten Mal einen Punkt geholt hat gegen eine englische Mannschaft (1:1 gegen Liverpool). Vier Spieler, Tomas Vaclik, Taulant Xhaka, Luca Zuffi und Marek Suchy, sind vom damaligen Kader noch dabei. Zusammengezählt kommen sie in ihren Karrieren auf 27 Einsätze gegen englische Teams; bei vier Siegen (alle gemeinsam gegen den FC Liverpool), sieben Unentschieden und 16 Niederlagen. Der Rest des aktuellen Basler Kaders hat mit dem FCB gegen englische Teams noch keinen einzigen Punkte geholt. Und viele von ihnen erlebten letzte Saison bei zwei Niederlagen gegen den FC Arsenal eine veritable Lehrstunde in Fussballkunst.

Zudem hat Manchester United unter Trainer José Mourinho in der noch jungen Premier-League-Saison bereits eine Duftmarke gesetzt und mit zwei 4:0-Erfolgen die Tabellenspitze übernommen. Und das ohne den verletzten Zlatan Ibrahimovic, dessen Vertragsverlängerung am Tag der Auslosung bekannt wurde.

Duell mit dem formstarken Haris Seferovic

Seit 2002 hat der FC Basel gegen Manchester einmal gewonnen, zweimal unentschieden gespielt und einmal verloren. Damit ist die Bilanz gegen die Engländer besser als gegen die Portugiesen von Benfica Lissabon, den nächsten Gegner in der Gruppe A. Gegen die Lusitaner gab es 2011 ein Unentschieden und eine Niederlage, zwei Spiele, bei denen einzig Taulant Xhaka aus dem aktuellen Kader mit dabei war, wenngleich nur auf der Bank.

Streller spricht von einem «schwierigen und unangenehmen Los», denn Benfica sei ein «sehr grosser Club, einer der grössten überhaupt in Europa, mit einer riesigen Fanbasis und immer wieder hervorragenden jungen Spielern, die herausgebracht werden».

Seit den letzten zwei Partien gegen Basel ist Benfica vier Mal Portugiesischer Meister geworden, zweimal Cupsieger, vier Mal Ligapokalsieger und drei Mal Superpokalsieger. Ein Schwergewicht also, bei dem ein Schweizer Nationalspieler unter Vertrag steht: Haris Seferovic hat in den ersten drei Partien der Meisterschaft drei Tore erzielt und ist momentan gesetzt in der Startelf von Trainer Rui Vitória. Benfica führt die Liga unter dem 47-jährigen Portugiesen mit drei Siegen aus drei Spielen an.

Drei Tore in drei Spielen: Haris Seferovic ist mit Benfica Lissabon erfolgreich in die Meisterschaft gestartet.

ZSKA Moskau ist der einzige Gegner des FC Basel, der nicht an der Tabellenspitze in der heimischen Liga steht. Platz 4 ist das Resultat nach sieben Partien. Doch für die Moskauer stand ohnehin im Vordergrund, sich für die Champions League zu qualifizieren. Und wie sie das geschafft haben, muss dem FC Basel die eine oder andere Schweissperle auf die Stirn treiben. Die Young Boys waren in den Playoffs gegen ZSKA Moskau unter dem Strich chancenlos. Schnörkellos und vor allem mit beeindruckender Schnelligkeit agierten die Russen gegen die Berner, der FC Basel darf sich auf ein Konterspiel der Extraklasse einstellen.

ZSKA Moskau: die Neuen im St.-Jakob-Park

Und auch wenn ein beträchtlicher Teil der Basler Anhänger wenig Freude am Gegner Moskau hat, so dürfen sich die Fans zumindest darüber freuen, dass ein Club zu Gast ist, der noch nie im St.-Jakob-Park gespielt hat. Gegen russische Teams haben die Basler zudem eine positive Bilanz: fünf Siege, zwei Unentschieden und vier Niederlagen.

Immerhin diese Statistik gibt etwas Hoffnung in dieser schweren Gruppe. Und die Tatsache, dass die fast gleiche Gruppe 2011 nicht das Ende in der Champions League bedeutete. Allerdings war der dritte Gegner neben Manchester United und Sporting Lissabon damals Oţelul Galaţi aus Rumänien. Und nicht ZSKA Moskau, das für Sportchef Streller «zu den besten Teams aus Topf 4 gehört» und das mit Aleksandr Golovin und allen voran Alan Dzagoev über herausragende Individualisten verfügt.

Das Ziel steht gleichwohl: Der FC Basel will europäisch überwintern, das haben sowohl Präsident Bernhard Burgener als auch Sportchef Marco Streller mehrfach betont. Es hätte Gruppen gegeben, in denen dieses Unterfangen einfacher gewesen wäre.

Die Young Boys bekamen ihn kaum in den Griff: Alan Dzagoev, einen der starken Individualisten von ZSKA Moskau.

Die Gruppen

Gruppe A: Benfica Lissabon, Manchester United, FC Basel, ZSKA Moskau

Gruppe B: Bayern München, Paris Saint-Germain, RSC Anderlecht, Celtic Glasgow

Gruppe C: Chelsea FC, Atletico Madrid, AS Roma, Karabach

Gruppe D: Juventus Turin, FC Barcelona, Olympiakos Piräus, Sporting Lissabon

Gruppe E: Spartak Moskau, Sevilla FC, Liverpool FC, Maribor

Gruppe F: Shaktar Donezk, Manchester City, SSC Napoli, Feyenoord Rotterdam

Gruppe G: AS Monaco, FC Porto, Besiktas Istanbul, RB Leipzig

Gruppe H: Real Madrid, Borussia Dortmund, Tottenham Hotspur, Apoel Nikosia

Spielplan des FC Basel

Di, 12.09.17, 20.45 Uhr: Manchester United–FC Basel

Mi, 27.09.17, 20.45 Uhr: FC Basel–Benfica Lissabon

Mi, 18.10.17, 20.45 Uhr: ZSKA Moskau–FC Basel

Di, 31.10.17, 20.45 Uhr: FC Basel–ZSKA Moskau

Mi, 22.11.17, 20.45 Uhr: FC Basel–Manchester United

Di, 05.12.17, 20.45 Uhr: Benfica Lissabon–FC Basel

Restlicher Spielkalender

Achtelfinal

11.12.17: Auslosung

13.-14.02.18 und 20.-21.02.18: Hinspiele

06.-07.03.18 und 13.-14.03.18: Rückspiele

Viertelfinal

16.03.18: Auslosung

03.-04.04.18: Viertelfinal

10.-11.04.18: Viertelfinal

Halbfinal

13.04.18: Auslosung

24.-25.04.18: Hinspiele

01.-02.05.18: Rückspiele

Final

26.05.18: im Stadion NSK Olimpiyski, Kiew

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