Die Chronik: ein Elfmeter und ein später Ausgleich
Als Mann der grossen Worte kannte man ihn als Spieler des FC Basel nicht. Doch bei seiner Rückkehr hielt ihn nichts mehr zurück. Walter Samuel, inzwischen Assistenztrainer beim FC Lugano, stand ganz vorne in der Coachingzone, noch vor Trainer Pierluigi Tami, und dirigierte seine Spieler an den eigenen Strafraum zurück. Mit dem Ziel, den einen Punkt an alter Wirkungsstätte mitzunehmen.
Und das gelang. Der FC Lugano ringt dem FC Basel in der fünften Runde vor offiziell 26’994 Zuschauern ein Unentschieden ab. Wobei der FCB nicht mehr verdient hätte. Er war nach einer Stunde durch einen von Ricky van Wolfswinkel sicher verwandelten Elfmeter in Führung gegangen (nach einem Foul an Renato Steffen) – doch diese Führung war eher schmeichelhaft denn verdient.
Pfiffe der Zuschauer begleiteten das Ende der Partie. Weil der Meister zwar immer wieder zu Chancen gekommen war, offensiv gegen die bisher wenig erfolgreichen Tessiner aber insgesamt eine dürftige Leistung ablieferte. Man müsste jetzt eben den Delgado einwechseln können, las man in den Sozialen Medien. Oder die Frage: «Warum genau musste Fischer gehen?»
Eigensinniger Oberlin
Der Unmut ist verständlich, denn der FC Basel verpasste es Minuten vor der Verabschiedung seines ehemaligen Captains Matias Delgado, den Sieg sicherzustellen. Respektive der eigensinnige Dimitri Oberlin, der zum ersten Mal in der Startelf stand: In der 67. Minute verpasste es der Leihspieler, zum besser positionierten Renato Steffen zu spielen, und vertändelte stattdessen den Ball.
Luca Zuffi sagt, dass «wir physisch nicht auf der Höhe waren. Zudem haben wir viele kleine falsche Entscheidungen getroffen». So kam es, dass die Tessiner rund zwanzig Minuten vor dem Schluss den Ausgleich erzielten: Ein Pass in die Tiefe und ein Zuspiel quer durch den Strafraum reichten, um diese Basler Defensive zum sechsten Mal in dieser Meisterschaft zu knacken. Carlinhos‘ Treffer brachte dem auf Platz 8 liegenden FC Lugano den fünften Punkt.
Derweil verpasst es der FC Basel, vom Unentschieden zwischen dem FC Zürich und den Young Boys vom Vortag zu profitieren. Mit zehn Punkten aus fünf Spielen liegt der Meister hinter den beiden Spitzenteams auf Rang 3 (FCZ: 11 Punkte, YB: 10).
Die Trainer-Monologe
Raphael Wicky, Trainer FC Basel: «Wir sind nicht zufrieden mit einem Unentschieden in einem Heimspiel. Wir müssen nach der Führung so gut und abgeklärt sein, dass wir das Spiel auch gewinnen. Auf der anderen Seite ist der Punkte für Lugano aufgrund der ersten Halbzeit sicher nicht unverdient. Die Fans erwarten, dass wir hier gewinnen. Und ich nehme an, dass das (die Pfiffe, Anm. d. Red.) damit zu tun hat, dass die Leute nicht zufrieden sind, wenn wir nicht gewinnen.»
Pierluigi Tami, Trainer FC Lugano: «Wenn du hier einen Punkt mitnimmst, dann musst du zufrieden sein. Und wir sind zufrieden, denn diesen Punkt haben wir zu hundert Prozent verdient. Wir haben gezeigt, dass wir guten Fussball spielen können, auch gegen eine solch starke Mannschaft.»
Der Nebenschauplatz: eine Verabschiedung mit kleinem dramaturgischem Fehler
Das Spiel gegen Lugano war angekündigt worden als der Tag, an dem Matias Delgado verabschiedet werden sollte. Der Captain hatte nach dem Spiel gegen den FC Luzern angekündigt, dass er seine Karriere per sofort beendet. Und noch einmal wollte der FCB dem argentinischen Publikumsliebling eine würdige Bühne bieten.
Der kleine dramaturgische Fehler sei dem Verein verziehen, dieses Verabschiedungsvideo, das viel zu früh eingespielt wurde. Denn in Anwesenheit des Ehrenpräsidenten Bernhard Heusler tat dies den Emotionen keinen Abbruch. Zwar war Delgado nicht mehr ganz so aufgelöst wie am Tag der Bekanntgabe seiner Entscheidung. Aber die eine oder andere Träne lief ihm dennoch die Wange herunter.
Safari entblösst seinen Hintern auf der Grossleinwand
Darunter waren auch Tränen der Freude: Zum Beispiel in dem Moment, als Behrang Safari nach dem Ende seiner Rede in der Videobotschaft aufstand, und unter dem Delgado-Trikot, das er trug, sein nackter Hintern zu sehen war.
Und die Augen der Zuschauer blieben auch dann nicht trocken, als Delgado sich in Deutsch an sie wandte:
«Ich werde jetzt etwas in Deutsch sagen, denn ihr verdient das. Ich möchte euch allen für die schöne Zeit hier danken. Wichtig in meiner Karriere in Basel ist für mich, dass ich immer glücklich war. Ich werde euch vermissen, und ich werde immer einer von euch sein.»
Delgado jubelte sich nach diesen Worten noch einmal selbst zu. Als hätte er eben ein Tor erzielt, riss er die Arme nach oben – und fügte seinen Worten an: «Der FC Basel ist meine zweite Familie.»
Die Aufstellungen
FC Basel (3-1-4-2): Vaclik; Akanji, Suchy, Balanta; Zuffi; Lang, Fransson (59. Serey Dié), Elyounoussi, Steffen; van Wolfswinkel, Oberlin (71. Pululu).
Auf der Bank sitzen: Salvi (ET), Gaber, Serey Dié, Riveros, Kutesa, Pululu, Calla
FC Lugano (3-1-4-2): Da Costa; Rouiller, Sulmoni, Golemic; Piccinocchi; Crnigoj, Sabbatini, Mariani, Mihajlovic; Marzouk, Gerndt.