Schön war es von der 23. Minute an nicht mehr anzusehen. Von da an musste der FC Basel mit einem Mann weniger spielen, weil Marek Suchy sich mit einem zurecht als Notbremse geahndeten Foul an Alexander Gerndt die Rote Karte einhandelte. Der Captain des FCB machte nach seinem dritten Platzverweis in dieser Saison keine Anstalten, das Urteil anzufechten: «Es ist ein Foul, das ist klar. Wir kreuzen den Weg, ich treffe ihn.»
Die folgenden 71 Minuten inklusive Nachspielzeit waren dann geprägt von einem FC Lugano, der mit der Überzahl herzlich wenig anzufangen wusste. Das wirkte, wie schon in der Vorwoche bei der Niederlage in Lausanne, zunehmend einfallslos. Und der amtierende Meister war irgendwann, weil er jeden noch so guten Konteransatz verstolperte, auf die Verteidigung seines Vorsprungs zurückgeworfen. Das tat er wiederum gut und hingebungsvoll.
So sahen die 4700 Zuschauer im Cornaredo ein Super-League-Spiel von sehr geringem Gehalt. Der FCB hatte mit der Elf von Bern zunächst hoffen lassen, an die gute Phase im Spitzenspiel vor Wochenfrist beim Leader YB anzuknüpfen. Mohamed Elyounoussi vergab in der 17. Minute noch nach einem überzeugend vorgetragenen Angriff die erste grosse Chance. In der Folge des anschliessenden Eckballs legte ihm Michael Lang dann den achten Saisontreffer (Nummer 6 in der Meisterschaft) auf. Der Norweger setzte sich am Sechs-Meter-Raum gegen Daprela durch und traf via Lattenunterkante.
Der Rest ist Laufen und Verteidigen
Das war es dann abgesehen von einem Konter und einer weiteren vergebenen Elyounoussi-Chance (38.) aus Basler Sicht. Trainer Raphael Wicky hatte mit einem Mann weniger auf die naheliegende Notlösung gesetzt und aus der Fünferabwehr eine Viererabwehrkette gemacht, an der lediglich ungewöhnlich war, dass sie im Zentrum mit Fabian Frei und Léo Lacroix besetzt war.
Der Rest war Laufen, Laufen, Laufen und Verteidigen, Verteidigen, Verteidigen.
Pierluigi Tami stellte seine Mannschaft nach Seitenwechsel von Vorsicht auf Vorwärtsgang um und Torjäger Marc Janko ein. Die Methodik war schnell klar: Hohe Flanken auf den Mann, der in den zurückliegenden zwei Saisons mit seinen Toren zum Basler Titelsololauf beigetragen hatte.
Indes: Nach dem verunglückten Abstecher nach Prag konnte Janko nicht verhehlen, dass er in den zurückliegenden zehn Monaten nur drei Partien von Beginn an bestritten hat. Er wurde zwar gesucht und auch gefunden, seine Abschlüsse waren jedoch entweder nicht gut genug oder wurden von irgendeinem Körperteil eines Basler Spielers geblockt. Auf mehr als einen Distanzschuss und drei halbwegs gute Chancen kam Lugano trotz Dauerbelagerung des FCB-Strafraums nicht.
Unter dem Strich bleiben lediglich zwei Erkenntnisse: Für die Luganesi, mit der sechsten Niederlage in Serie auf den vorletzten Platz abgerutscht, könnte es noch einmal ganz ungemütlich werden. Und der FCB, mit zwei Unentschieden und zwei Siegen seit sage und schreibe vier Spielen ungeschlagen, hat sich selbst immerhin demonstriert, dass er in der Lage ist, sich völlig schmucklos seiner Haut zu erwehren. Auch wenn die Abwehrschlacht, wie gesagt, kein ästhetischer Genuss war.
Raphael Wicky signalisierte in der Coachingzone mit seiner Körpersprache, bei Ballbesitz in der zweiten Halbzeit («Gefühlt 15 Prozent»), alles andere als zufrieden zu sein: «Da ist man mit Emotionen dabei und steht nicht wie ein Messdiener an der Linie.» Viel Zeit zur Aufarbeitung bleibt nicht: Am Mittwoch geht es schon weiter gegen den FC Zürich mit dem ersten Teil einer Heimspiel-Trilogie. Dann kann der Noch-Meister seinen Vorsprung auf Platz 2 auf zehn Punkte ausbauen.
Der Trainermonolog:
Raphael Wicky, Trainer des FC Basel:
«Wenn man 71 Minuten zu Zehnt ist, dann muss man solidarisch verteidigen. Noch mehr als sowieso immer. Das hat die Mannschaft getan. Und in solchen Spielen braucht man einen guten Goalie, der ein, zwei Chancen des Gegners hat. Insgesamt habe ich mir mehr erhofft, vor allem, dass wir die Räume und die Konterchancen besser nutzen. Es gab Situationen, die wir technisch hätten besser ausspielen müssen. Das hat leider nicht geklappt. Aber schlussendlich sind es drei sehr, sehr wichtige Punkte gewesen aus einem sehr schwierigen Match.
Seit ein paar Wochen habe ich das Gefühl, dass sich wieder etwas entwickelt, eine Mannschaft. Vier Spiele nicht verloren zu haben ist ein Anfang. Und da wollen wir weitermachen.»
Die Aufstellungen: Mit der Elf von Bern
Raphael Wicky machte wie angekündigt keine Experimente und schickte die selbe Startelf im Cornaredo aufs Feld, die vor Wochenfrist auch das Spitzenspiel in Bern in Angriff genommen hatte. In der Dreierabwehrkette stellte der FCB-Trainer jedoch um: Léo Lacroix, in Bern noch zentral eingeteilt, spielte links, zentral Captain Marek Suchy und Rechtsfuss Fabian Frei wechselte die Seite auf rechts.
Nach dem Platzverweis für Marek Suchy in der 23. Minute stellte Wicky auf eine Viererabwehrkette im 4-4-1 um.
Nicht im Aufgebot figurierte Aussenverteidiger Raoul Petretta, der in der U21 Spielpraxis sammelte. Beim 1:1 gegen Bavois spielte er durch; das Tor erzielte Afimico Pululu, der ebenso wie Yves Kaiser und Noah Okafor aus dem Kader der 1. Mannschaft für die Promotion League abgestellt wurde.
FC Basel (3-4-3): Vaclik – Frei, Suchy, Lacroix – Lang, Xhaka, Zuffi, Riveros – Stocker, Ajeti (53. Oberlin), Elyounoussi.
Bank: Salvi, Serey Dié, Manzambi, Campo, Bua, Oberlin, van Wolfswinkel.
Beim FC Lugano nahm Pierluigi Tami eine Änderung im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Lausanne vor: Für Fulvio Sulmoni verteidigte Stanley Amuzie. Ausserdem stellte er vom 4-2-3-1 auf ein 5-3-2 um. In Überzahl wurde zum Seitenwechsel Ex-FCB-Torjäger Marc Janko eingewechselt und man ging zu einer 4-3-3-Grundordnung über.
FC Lugano (5-3-2): Kiassumbua – Crnigoj, Roullier (64. Krasniqi), Golemic, Daprela, Amuzie – Ledesma (46. Janko), Sabbatini, Piccinocchi – Gerndt (77. Manicone), Carlinhos Junior.
Bank: Baumann, Sulmoni, Krasniqi, Vecsei, Mihajlovic, Janko, Manicone.