Luca Zuffi: «Diese Frage beantworte ich nicht gerne»

Am Sonntag spielt der FC Basel im Cup gegen YF Juventus. Luca Zuffi trifft damit auf die Mannschaft seiner beiden Brüder. Diese Affiche löste im Familien-Chat so einiges aus, und die Karten für seine Nächsten muss Zuffi auch selbst bezahlen. Alles nicht so tragisch, der Mittelfeldspieler spart beim FCB dafür an anderen Orten.

Luca Zuffi, left, and Yoichiro Kakitani, right, of Switzerland's soccer team FC Basel 1893 on their way to the airplane at the EuroAirport in Basel, Switzerland, on Wednesday, September 16, 2015. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Italy's ACF Fiorentina in an UEFA Europa League group I group stage matchday 1 soccer match on Thursday, September 17, 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Kestone/GEORGIOS KEFALAS)

Am Sonntag spielt der FC Basel im Cup gegen YF Juventus. Luca Zuffi trifft damit auf die Mannschaft seiner beiden Brüder. Diese Affiche löste im Familien-Chat so einiges aus, und die Karten für seine Nächsten muss Zuffi auch selbst bezahlen. Alles nicht so tragisch, der Mittelfeldspieler spart beim FCB dafür an anderen Orten.

Luca Zuffi, stört es Sie, einen Beruf auszuüben, bei dem sich die Öffentlichkeit für alle möglichen Details interessiert? Wir werden Sie nämlich gleich fragen, was Sie gegessen haben.

Das stört mich überhaupt nicht. Wenn die Menschen das wissen wollen, dann sollen sie das wissen dürfen. Wir essen mit der Mannschaft gemeinsam Frühstück und zu Mittag. Ich finde das wunderbar angenehm, wir sparen Zeit…

…und Geld.

Und wir sparen Geld! Wir sind versorgt und müssen uns nach dem Training keine Gedanken mehr um das Essen machen.

Aber das Nachtessen, Herr Zuffi! Ist ja furchtbar, dass Sie nicht auch gleich noch das Abendessen serviert kriegen!

(lacht) Das könnten wir vielleicht auch noch organisieren. Heute über Mittag gab es übrigens Pommes. Zum ersten Mal glaube ich.

Wenn das Paulo Sousa wüsste!

(lacht) Ja! Ich weiss nicht, ob das gut wäre.

Sie haben ihren ersten Trainer beim FC Basel in Florenz wiedergesehen und mit 2:1 gegen ihn gewonnen. Wie wichtig war er für Sie?

Ich habe viel von ihm gelernt: die Position zu verschieben, zu wissen, wo meine Räume sind, in denen ich mich zur Geltung bringe, wie ich das Spiel von der Defensive in die Offensive führen kann. Dabei die richtige Balance zu finden, das habe ich wohl ganz gut umgesetzt. Sonst hätte er mich nicht derart oft eingesetzt.

«Ich habe das Gefühl zu verstehen, was die Trainer meinen.»

42 Mal, in insgesamt 3388 Minuten, um genau zu sein. Hat Paulo Sousa sich in Luca Zuffi möglicherweise selbst wiedererkannt?

Ich weiss es nicht. Da müsste man ihn fragen. Möglich ist es, aber ich war ja nicht der Einzige, der fast alle Spiele gemacht hat.

Sprach Sousa oft mit Ihnen?

Nein. Eigentlich gar nicht. Ich habe das aber auch nicht nötig, bin kein Spieler, der einen intensiven Austausch mit den Trainern braucht. Ich habe das Gefühl zu verstehen, was sie meinen.

Wünschen Sie auch keine Erklärungen, wenn Sie mal nicht spielen?

Nein. Das brauche ich auf keinen Fall.

In Basel sind Sie mit Urs Fischer auf Ihren letzten Trainer beim FC Thun gestossen. Wir war dieses neuerliche Zusammentreffen?

Ich hätte es nicht gedacht.

Wie meinen Sie das?

Schwierig zu sagen. Man hatte auch andere Namen in den Medien vernommen. Als ich die Meldung in meinen Ferien in London erhielt, war das eine freudige Überraschung, auch wenn man nie weiss, was die Konsequenzen einer solchen Entscheidung sind. Was mich in dieser Situation mit meinem alten und neuen Trainer betrifft: Ich konnte nicht damit rechnen, dass ich jedes Spiel machen würde, nur weil Urs jetzt da ist.

Aber nochmal: Warum war es für Sie überraschend, dass Fischer Trainer des FC Basel wird? Hat das mit den Vereinen zu tun? Mit der Tatsache, dass ein Trainer von Thun nach Basel wechseln kann?

Ich glaube schon. Für mich war Urs ein Kandidat, den ich mir natürlich immer hätte vorstellen können. Trotzdem habe ich es nicht erwartet, dass der FCB diese Idee umsetzen würde.

Ist vom FCB jemand auf Sie zugekommen und hat nachgefragt, was Urs Fischer als Trainer und Mensch ausmacht?

Nein, gar nicht. Das war der Entscheid des Vereins.

Klar, aber bei dieser Entscheidungsfindung ist es durchaus vorstellbar, dass die Meinung eines klugen jungen Mannes gefragt ist.

Der Verein hatte seine Informationen. Aber nicht von den Spielern.

«Spezifisch zu jedem Gegenspieler sagte Paulo Sousa nie etwas. Oder nur gerade zu den zwei Besten.»

Vergleiche sind schwierig, aber sie drängen sich auf. Was macht Fischer aus als Trainer, auch im Vergleich mit Sousa?

Urs macht seine Arbeit, wie ein Trainer das tun muss. Er stellt seine Mannschaft gut auf den Gegner ein. Auch mit Einzelkritiken der gegnerischen Spieler. Seine Vorstellungen kreiert er mit uns zusammen, und wir setzen sie auf dem Platz um. Er will eine defensive Kompaktheit, die aus meiner Sicht sehr entscheidend ist. Aus einer guten Defensive heraus kann man offensiv ein gutes Spiel machen.

Wir gehen davon aus, dass Sousa mit seinem Staff akribisch den Gegner analysiert hat, ebenfalls mit Einzelkritiken und mit dem Wunsch nach defensiver Kompaktheit.

Schon weniger. Oder einfach anders. Spezifisch zu jedem Gegenspieler sagte Paulo Sousa nie etwas. Oder nur gerade zu den zwei Besten. Paulo Sousa und Urs haben allerdings ein ähnliches Konzept, sie waren ja beide Defensivspieler. Vielleicht rührt das auch daher.

Wie läuft denn eine Einzelkritik der Gegner unter Fischer ab?

Der Trainerstaff hängt ein Plakat auf, auf dem jeder Gegenspieler kurz beschrieben ist. Die Stärken, die Schwächen, so denn es die gibt.

Und Sie alle sind dazu aufgefordert, der Reihe nach an diesem Plakat vorbeizugehen und es zu lesen?

Also Urs kontrolliert das nicht. Aber es wäre gut, wenn sich das jeder ansieht. Viel wird ohnehin in den Sitzungen bereits besprochen. Und verglichen mit Paulo Sousa sind diese Besprechungen jetzt sehr viel kürzer geworden (lacht).

«Im Moment wird nur noch der Puls gemessen. Im Spiel tragen wir keine Datenerfassungsgeräte mehr.»

Benötigte Sousa einfach mehr Worte als Fischer?

Bei Paulo Sousa war es so, dass wir gewisse Dinge unter der Woche angeschaut haben, und an der Sitzung vor dem Spiel kamen nochmals die gleichen Szenen.

Und sie dachten als Spieler: «Ok, das haben wir eigentlich schon begriffen»?

Das war teilweise sicherlich so. Paulo Sousa wollte einfach, dass man an das Wesentliche nochmals erinnert wird. Unter Urs gibt es diese Wiederholungen weniger oft.

Hat Urs Fischer die Kontrolle über die Spieler eigentlich beibehalten?

Im Moment wird nur noch der Puls gemessen. Im Spiel tragen wir nichts mehr.

GPS-Daten werden nicht mehr erfasst?

Nein.

Vermissen Sie es?

Nein, auf keinen Fall! Auch wenn es mich nicht gross gestört hat. Aber man musste halt immer das Zeugs anziehen, alles einfädeln etc. Das kostete in der Vorbereitung Zeit.

«Als klar wurde, dass wir gegen Juventus spielen würden, brannte das Handy lichterloh.»

Sind Sie mit Ihrer Saison ebenso zufrieden wie mit der Absetzung der GPS-Datenerfassung?

Ja, ich habe den einen oder anderen Assist gegeben und ein Tor gemacht…

… ein schönes in Tel Aviv…

… Ja (lacht). Vor allem aber ist die Mannschaft wichtig, und da sind wir abgesehen vom Ausscheiden gegen Tel Aviv sehr zufrieden. Ohne Niederlage, da kann man nicht viel schlecht gemacht haben.

Für die Champions League hat es dennoch nicht gereicht. Sie sind in der Europa League. Und im Cup spielen Sie am Sonntag gegen YF Juventus und damit gegen Ihre Brüder. Was passierte in der Familie, als dieses Los fiel?

Da ging es gleich rund im Chat! Es war witzig, denn schon vor der Auslosung sagte ich: Wir spielen sicher gegeneinander. Irgendwie habe ich das gespürt. Und als die Affiche Tatsache wurde, brannte das Handy lichterloh.

Wer ist in diesem Chat dabei? Die drei Brüder?

Und der Vater.

Was war die heftigste Stichelei in diesem Chat?

Wer gewinnt, spielt am 12. Dezember im Achtelfinal. Die anderen haben gesagt, ich könne dann ja schon mal Ferien buchen, sie hätten dann halt noch ein Spiel. (lacht)

Einen Ausrutscher darf sich der FCB nicht erlauben. Aber wird Juventus am Ende gar eine harte Nuss?

Im Moment läuft es ihnen sehr schlecht. Sie sind im unteren Tabellendrittel der 1. Liga Promotion platziert. Eine schwache Mannschaft ist das trotzdem nicht. Für uns ist klar, dass wir dieses Spiel gewinnen müssen. Zumal wir zuhause spielen. Die andere Variante wäre der Letzigrund gewesen. Aber da spielen wir zehnmal lieber im St.-Jakob-Park.

Einer Ihrer Brüder ist Innenverteidiger, der andere spielt im defensiven Mittelfeld. Sie treffen also auf dem Feld aufeinander. Dürfen wir einen harten Bruderkampf erwarten?

Wir werden uns nicht schonen, das gibt einen giftigen Zuffi-Kampf (lacht). Aber ob wir alle spielen, wissen wir natürlich noch nicht.

Sind Sie denn der talentierteste der drei Söhne?

Das ist eine Frage, die ich nicht gerne beantworte.

Tja, jetzt müssen Sie halt.

Es sieht so aus. (lacht)

Macht der jüngere Bruder Nicola denn noch Karriere?

Vielleicht reicht es noch für eine höhere Liga. Aber ich weiss jetzt auch gar nicht, ob er das anstrebt.

Es ist ja auch legitim, nicht Fussballer zu werden.

Auf jeden Fall!

«Privat sind die Zuffis anders als im Umfeld des Fussballs. Wir haben es immer lustig, da geht immer etwas.»

Eigentlich ist das unsere Aufgabe, aber vielleicht haben Sie das schon gemacht. Wann sind in der Schweiz zum letzten Mal drei Brüder auf diesem Niveau gleichzeitig auf dem Platz gestanden?

Das könnten die Gavrics gewesen sein, vom FC Rapperswil-Jona. Aber das ist dann halt in der 1. Liga.

Einer von den Gavrics hat ja diese TV- Sendung gemacht.

Den Bachelor. Das war Vujo.

Würden Sie sich für diese Dating-Show auch zur Verfügung stellen?

Niemals!

Sich in der Öffentlichkeit darzustellen, das sind ohnehin nicht Sie, oder?

Nein. Privat bin ich schon etwas lockerer. Da gibt es den einen oder anderen Spass mehr als jetzt hier im Fussballgeschäft. Privat sind die Zuffis anders als im Umfeld des Fussballs. Wir haben es immer lustig, da geht immer etwas.

Sie werden eine ganze Menge Tickets brauchen am Sonntag.

Wir haben einen ganzen Sektor gesperrt! (lacht) Im Ernst, es gab natürlich viele Anfragen in der Familie, da wollen alle dabei sein. Es ist für uns ein Ereignis, das wahrscheinlich nicht mehr wiederkommt.

Wer kommt alles?

Sicher die Eltern, andere Geschwister als wir drei spielenden Brüder haben wir nicht. Dann kommt die Familie meiner Freundin, diejenige der Freundin meines Bruders. Und dann eine Menge Kollegen.

Das heisst: ungefähr 20 Karten?

Das kommt ungefähr hin.

Und die müssen Sie alle selbst bezahlen?

Wahrscheinlich schon. Aber ich spare beim FCB ja schon Geld beim Essen! (lacht)

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