Als Manuel Akanji im Sommer 1995 geboren wurde, spielte die Schweizer Nationalmannschaft die Qualifikation für die Europameisterschaft in England. Ein Jahr war vergangen seit der Weltmeisterschaft in den USA, für die sich die Schweizer nach 28 Jahren erstmals wieder qualifiziert hatten. Es war eine Zeit, da Teilnahmen an Endrunden hierzulande noch keine Selbstverständlichkeit waren.
22 Jahre später hat sich das Bild gedreht. Die Schweizer haben sich in den Playoffs gegen Nordirland zum elften Mal für eine Weltmeistschaft qualifiziert, zum vierten Mal in Folge. Und vieles spricht dafür, dass Manuel Akanji mit dabei ist, wenn 2018 das Turnier in Russland angepfiffen wird. Denn was der Spieler des FC Basel gegen Nordirland leistete, ist eine Empfehlung für höhere Aufgaben.
Ein Versprechen für Russland
Für den verletzten Johan Djourou war Akanji in die Mannschaft gerückt. Mit Fabian Schär bildete er die Innenverteidigung, die auf dem tiefen Rasen mehr zu tun hatte, als das Hinspiel es hatte vermuten lassen. «Der Platz war schwer zu bespielen, und je länger die Partie dauerte, desto schwieriger wurde es», sagt Akanji.
Wenn es ein Opfer für diese Qualifikation brauchte, dann ist es vielleicht dieser Rasen. Bei den Greenkeepern herrschte wegen der grossen Wassermassen jedenfalls wenig Zuversicht, diesen innert weniger Tage wieder instand zu stellen. Leidtragender in diesem Moment des nationalen Sporttriumphs ist der FC Basel, der am Wochenende den FC Sion empfängt und wenige Tage später in der Champions League Manchester United.
Akanji wird auch dann wieder auf dem Rasen stehen. Denn was der gelernte Kaufmann in der Nationalmannschaft werden könnte, ist er im Verein längst: Stammspieler. Seit dem Frühjahr 2017 spielte er meist von Beginn an, zuerst unter Urs Fischer, inzwischen unter Raphael Wicky.
Dass der 187 Zentimeter grosse Akanji in Basel derart schnell aufgestiegen ist, erstaunt. Wegen eines Kreuzbandrisses hatte er ein Jahr lang kein Wettbewerbsspiel mehr bestritten.
«Ich würde gerne gegen Nigeria spielen» – Manuel Akanjis Wunsch für die WM in Russland
15 Meisterschaftspartien reichten Akanji, um nach der ersten grossen Verletzung seiner Karriere die Gunst des Nationaltrainers zu erlangen. Vladimir Petkovic setzte erstmals im Juni auf den Winterthurer, beim Sieg gegen die Färöer Inseln. Inzwischen kommt Akanji auf vier Länderspiele, alle in der WM-Qualifikation, bei allen vier hat die Schweiz kein Gegentor kassiert.
Bereits jetzt hat man das Gefühl, dass der beidfüssige Akanji auch in der Nationalmannschaft sehr schnell seinen Weg machen könnte – wegen einer Qualität, die gerade in engen Spielen wie jenem gegen Nordirland von Bedeutung ist: eine innere Ruhe, die ihm und der ganzen Mannschaft Sicherheit verleiht.
Nach einer Viertelstunde wurde Akanji an der eigenen Grundlinie von den Nordiren unter Druck gesetzt, er löste die Aufgabe mit einem lässigen Lupfer zu Ricardo Rodriguez; wenig später erkannte Akanji einen gegnerischen Spielzug im Mittelfeld, stach aus der Abwehrreihe heraus und erlief sich den Ball. Dazu kamen unzählige gewonnene Kopfballduelle und Zweikämpfe, nie mussten die 36’000 Zuschauer im St.-Jakob-Park Angst haben, dass eine seiner Aktionen nicht gelingen könnte.
Nach getaner Arbeit ballte Akanji die Faust. Mehr brauchte es für ihn nicht, da war kein überschwänglicher Jubel zu erkennen, weder in seiner Gestik, noch in der Mimik. Im Nachgang spricht der 22-Jährige vom «Stolz», diese «nicht einfach Aufgabe» gelöst zu haben, in «einem der wichtigsten Spiele meiner Karriere».
Immer weiter wachsen in der Hierarchie
Diese Karriere geht vorerst im Verein weiter. Auf der internationalen Bühne stehen mit der Nationalmannschaft vor der WM das eine oder andere Testspiel an, bis es dann in Russland ernst gilt. Und mit der Selbstsicherheit seiner Jugend weiss Akanji, dass er dann aller Voraussicht nach mit dabei sein wird. «Ich würde gerne gegen Nigeria spielen», sagt er.
Nigeria ist die Heimat von Akanjis Vater, schon mehrmals war er dort zu Besuch. Er hätte als Doppelbürger auch für die Afrikaner spielen können, hatte mit dem nigerianischen Verband aber nie Kontakt.
Und so setzt der einstige Leichtathlet seine Schnelligkeit für die Schweiz ein – und seine innere Ruhe, die ihn in der Hierarchie bald weiter nach oben bringen dürfte. Vielleicht war es nur Zufall, aber dass sich die Jubeltraube der Schweizer nach dem Abpfiff um Akanji herum bildete, deutete darauf hin, dass da ein zentrales Element in dieser Mannschaft heranwächst.