Der FC Basel kann am Sonntag (Letzigrund, 16 Uhr) gegen den FC Zürich mit einem Sieg den Titel sichern, wenn YB zuvor nicht gewinnt. Im Letzigrund die Meisterschaft zu gewinnen, wäre speziell für Marco Streller, der sich dann vor allem auf die Busfahrt an den Barfüsserplatz freuen würde.
Die Situation, in der sich der FC Basel befindet, ist gar nicht so einfach. Er hat elf Punkte Vorsprung, zwölf sind nach dem Wochenende in den verbleibenden vier Spielen noch zu verteilen. Der Titel ist ihm de facto also nicht mehr zu nehmen, aber der goldene Pokal, er ist eben noch nicht gesichert.
Der Verein muss sich deswegen an ein Wording halten, das den Young Boys, dem letzten verbliebenen Konkurrenten, Respekt zollt. Nein, es seien noch keine Meistertrikots gedruckt; nein, man rechne nicht mit dem Titel in Runde 32; und nein, wenn das Championat am Sonntag gewonnen werden sollte, dann gebe es keine geplante, sondern eine spontane Meisterfeier.
Luca Zuffi ist gegen GC in der Halbzeit ausgewechselt und durch Shkelzen Gashi ersetzt worden. Der Grund war nicht der Rückstand gegen die Zürcher, sondern ein Ausfallschritt Zuffis, der diesem nun Probleme mit dem Adduktoren bereitet. Wenn es nach den Physiotherapeuten des FCB geht, dann spielt Zuffi gegen den FC Zürich nicht.
Ansonsten stehen Sousa ausser Ivan Ivanov alle Spieler zur Verfügung.
Die immer gleichen Antworten machen klar, dass Offizielle, Trainer und Spieler diesen Titel so langsam aber sicher liebend gerne nach Basel holen würden – auch, um sich aus den Fängen dieser schwierigen Kommunikationsherausforderung zu befreien.
Für den Titel darf YB nicht und muss Basel gewinnen
Die Ausgangslage für den Titelgewinn am Sonntag ist einfach: Basel muss gegen den FCZ drei Punkte holen und YB darf früher am Nachmittag gegen den FC St. Gallen nicht gewinnen. Der vorzeitige Erfolg hängt also vom Resultat im Berner Stade de Suisse ab.
«Es wird schwierig, vor dem Anpfiff nicht über das Resultat von YB informiert zu sein», sagt Davide Calla zu diesem potentiellen Störfaktor in der Vorbereitung der Spieler. Die Mobiltelefone müssten sie zwar nicht abgeben, aber zu viel Zeit wolle man nicht damit verbringen: «Irgendwann ist dann auch mal fertig mit Gamen und Live-Ticker», sagt Calla, der auch versichert: «Eine YB-Niederlage änderte sowieso nichts, wir würden uns nicht spontan die Haare rotblau färben.»
Ein bisschen Feststimmung suggeriert am Freitag schon der Bier-Wagen auf dem Trainingsgelände. Der stand allerdings nicht wegem den FCB dort. (Bild: Samuel Waldis)
Weniger bildlich beschreibt Paulo Sousa seine Art, mit der Ausgangslage umzugehen: «Ich bin ein Mann des Fussballs, also verfolge ich die anderen Spiele», sagt der Trainer. Und er fragt rhetorisch in die Runde eines halben Dutzend Journalisten: «Warum sollte ich am Sonntag vor dem Anpfiff im Letzigrund die ganze Zeit auf mein Handy schauen?»
Streller würde sich auf die Busfahrt freuen
Der Vorsprung der Basler ist derart gross, da kann Calla sich gar Gedanken darüber machen, ob es nicht besser wäre, mit dem Titelgewinn noch eine Woche zu warten – bis zur Direktbegegnung mit YB: «Vor der Heimkulisse wäre es sicherlich schöner. Für mich gibt es keinen Aspekt, der einen Titel in Zürich süsser machen würde.»
Anders als Calla kann sich Marco Streller durchaus anfreunden mit einem Titelgewinn in Zürich. «Für mich als Basler wäre es sehr speziell, in Zürich Meister zu werden. Wenn man mich vor der Rückrunde gefragt hätte, wären das meine zwei Wunschszenarien gewesen: auswärts in Zürich den Titel zu holen, wo wir noch nie Meister geworden sind, oder zu Hause gegen YB.»
Konzentration: hoch. Auch wenn der Vorsprung fast uneinholbar gross ist. (Bild: Samuel Waldis)
Der abtretende Captain hat genaue Vorstellungen: «Das Schöne an dieser Situation wäre die Busfahrt zurück nach Basel, dieser Moment, den man nur mit der Mannschaft hat, der ist immer sehr sehr witzig», schwärmt Streller und beschreibt weiter: «Die Autos, die beim Vorbeifahren hupen, wenn man dann beim Barfüsserplatz vorfährt und in dieses Fahnenmehr schaut. Das hat absolut seinen Reiz.»
Der FCZ hat über ein halbes Jahr zuhause nicht mehr gewonnen
Es sind hypothetische Vorstellungen des sechsten Titelgewinns in Serie, auch wenn mit dem FC Zürich ein Gegner wartet, der zuletzt nicht mit den ganz grossen Resultaten auf sich aufmerksam gemacht hat. «Das Momentum ist sicherlich nicht auf der Seite der Zürcher», sagt Sousa.
Calla warnt aber: «Es könnte durchaus sein, dass der FCZ durch unseren möglichen Meistertitel gepuscht wird.»
Eine erstaunliche Negativserie des FCZ lässt darauf allerdings nicht schliessen: Die Zürcher haben seit über einem halben Jahr im eigenen Stadion nicht mehr gewonnen. Der letzte Sieg gelang ihnen vor rund sieben Monaten, im Oktober 2014, beim 3:0 gegen Vaduz.
«Ich kann nicht abschätzen, wie sich das anfühlt», sagt Sousa dazu, «ich habe eine derartige Serie selber nie erlebt.»