Breel Embolo kann nicht nur Tore schiessen, sondern erweist sich nach gewonnener Meisterschaft als zuvorkommender Gastwirt, Davide Calla muss duschen, weil er stinkt wie ein Büffel, und Marco Streller freut sich auf seine letzte spontane Meisterfeier. Die Stimmen aus den Katakomben des St.-Jakob-Park.
Noch bevor die sogenannte dritte Halbzeit nach der gewonnenen Meisterschaft auf dem Barfüsserplatz offiziell eingeläutet wurde, brachten sich die Spieler des FC Basel in den Katakomben schon einmal in Stimmung. Vorglühen heisst das im Volksmund, und der Volksmund bekam in Vertretung der anwesenden Journalisten eine Mustervorführung in Sachen «Vorglühen» geliefert.
Da war zum Beispiel Fabian Frei, der sich als erster aus dem Spielerpulk vor der Muttenzerkurve in die Katakomben schlich, um nur Sekunden später mit drei Champagnerflaschen in der Hand wieder zu erscheinen.
Frei will von geordneten Verhältnissen nichts wissen
Und wenn sich der FC Basel in dieser Saison zum wiederholten Mal als Verein der geordneten Verhältnisse präsentierte, so wollte dieser Fabian Frei in Meisterlaune nichts mehr von Ruhe und Ordnung wissen. Wie begossene Pudel kamen nach und nach die Opfer diverser Champagnerattacken die Senftube heruntergetrottet. Sicherheitspersonal, unvorsichtige Radiojournalisten, ja selbst die Medienverantwortliche Andrea Roth wurden nicht verschont.
Vor dem Spiel hatte Sousa noch an das gute Benehmen seiner «Jungs» im Falle des Titelgewinns appelliert und damit die Erwartungen an ein rauschendes Fest gedämpft. Ob auch Frei den Appell vernommen hat?
Weitere Szenen aus dem Tollhaus namens Joggeli-Katakomben: Der Spielerbetreuer Pascal Naef hat mittlerweile sein nassgespritztes Hemd gegen einen Trainingsanzug getauscht, und Breel Embolo erscheint zum Interview. Dachten alle, aber der Youngster hat heute eine Schweigepflicht auferlegt bekommen, «ich darf nicht», sagt er breit grinsend.
Aber Embolo, auch das eine mittlerweile weitverbreitete Nachricht, ist ein höflicher Junge. Und so kommt er ein fürs andere mal aus der Kabine gestürmt und verteilt Bier an alle, die eines haben möchten. Eine Journalistin unternimmt noch einen Versuch: «Breel, zwei Sätze zum Spiel, bitte». «Ich darf wirklich nicht, aber – Bier gefällig?»
Grosszügiger Ausschenker. Breel Embolo holt Nachschub in der Kabine.
Ob Embolo von den Club-Verantwortlichen ein alkoholbedingtes Redeverbot erhalten hat, bleibt Spekulation. Also muss man sich halt an die wenden, welche dem Gerstensaft offensichtlich verantwortungsvoller zuzusprechen wissen. Davide Calla zum Beispiel. Der hat sich einen rotblauen Schal um den Kopf gewickelt und sagt: «Das Spiel war heute sicher kein Spektakel.» Genug der Analyse. Dann:
Die Kabinentür öffnet sich und spült Fabian Schär auf den Gang und vor die Mikrofone. Zusammen mit einem Schwall lauter Musik und inbrünstigen «We-are-the-Champions»-Gesängen.
Und am Schluss kommt auch noch Marco Streller, er trägt ein leichtes Lächeln zur Schau, kein breites Embolo-Grinsen. Ein Zeichen der Routine, mit der der FCB-Captain seinen achten Meistertitel geniesst? «Von Routine kann keine Rede sein, ich nehme mich in solchen Momenten einfach gerne erst einmal zurück und geniesse», sagt Streller. Es sei auch heute wieder ein enorm anstrengendes Spiel gewesen, aber:
Streller wird auf dem Barfi den Zeremonienmeister geben. «Ich habe mir noch nichts Konkretes überlegt. Aber ich weiss, dass das die letzte spontane Meisterfeier meiner Karriere wird. Also werde ich sie auf jeden Fall sehr, sehr fest geniessen.»