Vieles ist anders beim FC Basel: Trainer, Spielsystem, Abwehrchef. Aber etwas ist geblieben: Die Ratlosigkeit, die die Spieler nach einem schlechten Resultat bei der Suche nach den Gründen begleitet. Nach dem 0:1 in Luzern versuchte sich Captain Marco Streller in der Analyse – und wählte deutliche Worte.
Marco Streller, neues System, ein ehemals aussortierter Spieler als Abwehrchef. Vieles war anders, beim FC Basel …
… ja, und das hat ja auch hervorragend geklappt (lacht ironisch). Nein. Das war etwas, das wir verändern wollten, um etwas flexibler zu werden. Es ist klar, dass noch nicht alles funktionieren kann. Ich meine, Murat Yakin ist jetzt eine Woche da. Die Drei hinten in der Abwehr haben meiner Meinung nach ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber wenn du sieben Totalausfälle vorne dran hast, kannst du nicht gewinnen.
Nach einer wenigstens ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der der FCB mehr Ballbesitz hatte, hat Luzern Ihre Mannschaft nach der Pause überfordert.
Ich weiss nicht, warum das so war. Der Ballbesitz interessiert mich nicht mehr. Ich habe soviel von Ballbesitz gehört … Aber wir brauchen Punkte. Wir müssen zwingender werden, wir müssen schneller nach vorne spielen, wir dürfen die Bälle nicht so einfach verlieren, wir müssen unsere Chancen nutzen.
«Das ist jetzt ein schwieriger Moment. Und Muri kann nicht zaubern.»
Wie ist die Atmosphäre in der Kabine mit dem neuen Trainer?
Muri kann nicht zaubern. Es ist doch klar, dass er weiss, dass er etwas Zeit braucht, um seine Ideen auf uns zu übertragen. Aber wir brauchen auch Punkte. Jetzt müssen wir erfahrenen Spieler und auch der Trainer, der auch seine Erfahrung hat, vorneweg gehen. Es gibt solche Momente – und das jetzt ist ein schwieriger Moment.
Am Donnerstag geht es bereits in der Europa League weiter mit dem Spiel bei Videoton. Viel Zeit haben Sie nicht, um etwas am Spiel zu ändern.
Es ist gut, dass es schnell weitergeht. Wir sind in der Europa League noch voll im Rennen. Unser Ziel ist es, in diesem Wettbewerb zu überwintern und dazu brauchen wir gegen Videoton vier Punkte, wenn es geht sogar sechs.
Ist es denn wirklich gut, dass es am Donnerstag gleich weitergeht? Hätten Sie nicht lieber mal eine Woche, in der das Team und der Trainer in Ruhe gemeinsam am neuen System arbeiten könnten?
Es wäre sicher besser, wenn wir ein paar Tage mehr zusammen hätten. Aber die haben wir einfach nicht. Es ist eine schwierige Situation, aber es muss weiter gehen.
Sie selbst waren in den letzten Wochen der Aktivposten im Angriff. Heute aber hingen Sie komplett in der Luft.
Das war so. Definitiv. Ich habe nicht viele Bälle bekommen. Und die, die ich bekommen habe, habe ich verloren.
Die Hoffnung beim FCB war sicher, dass die Mannschaft nach dem Trainerwechsel eine Reaktion zeigt. Jetzt haben Sie gegen den Zweitletzten der Super League gespielt – und eine Reaktion haben eigentlich nur die Luzerner gezeigt.
Das habe ich auch so gesehen.
Haben Sie dafür eine Erklärung?
Nein, die habe ich nicht. Leider nicht. Aber ich hoffe, dass wir sie noch finden.
Sie sagen eigentlich jedes Wochenende, dass es vorwärts gehen müsse, dass der FCB Punkte brauche …
… das ist richtig …
… an welchem Punkt steht der FCB denn jetzt? Die Meisterschaft werden Sie ja kaum bereits abschreiben?
Nein, um Gotteswillen. Aber wir dürfen uns nicht immer darauf verlassen, dass wir stets so viele Punkte aufholen, wie wir das in der Vergangenheit gemacht haben, dass wir irgendwann in einen Lauf kommen und dann nicht mehr aufzuhalten sind. Das muss man sich auch wieder erarbeiten. Derzeit geht es ja nicht einmal darum, extrem schön zu spielen. Sondern darum, Spiele zu gewinnen. Im Moment ist es halt eher etwas umgekehrt. Dass wir immer versuchen, im Ballbesitz zu bleiben, aber nichts Konstruktives kommt. Und das müssen wir schleunigst ändern.
«Wer den Ball hatte, war die ärmste Sau.»
War es denn besonders mutig von Murat Yakin, gleich in seinem ersten Spiel das Spielsystem umzustellen?
Er hat sich ja schon Gedanken gemacht, warum er das tut. Er wollte die Defensive stabilisieren, weil er das Gefühl hatte, dass das Zusammenspiel zwischen Innen- und Aussenverteidigern in der Vergangenheit nicht ideal war. Und an den Drei hinten drin ist es heute nicht gelegen.
Aber wenn es gegen vorne hätte gehen sollen, betraf der angestrebte Überraschungsmoment eher den Basler, der den Ball hatte. Weil er nicht wusste, wen er wie hätte anspielen sollen.
Ich habe das auch ein wenig so beobachtet. Der, der den Ball hatte, war die ärmste Sau. Wir haben unser Hauptaugenmerk in dieser Woche sicher auf die Defensive gelegt. Ich denke, dass wir uns in den kommenden Wochen eher um die Offensive kümmern werden.
Waren die Umstellungen und die Rückholaktion von Kovac also nicht einfach ein Ausrufezeichen, das der Trainer setzen wollte, um zu zeigen: Hallo, jetzt bin ich der Chef?
Nein, das glaube ich nicht. Die Spieler, die frisch in die Mannschaft gekommen sind, haben sich ja auch nie etwas zuschulden kommen lassen, sie waren immer anständig Es ist oft so im Fussball, dass die, die eigentlich aussortiert waren, plötzlich noch einmal eine Chance erhalten.
Aber ein Fortschritt war dieses Spiel in Luzern nicht. Oder sehen Sie das anders?
Nein. Das war definitiv kein Fortschritt. Aber das kann man doch nach einer Woche doch gar nicht erwarten. Da muss man uns auch ein wenig die Zeit geben, die wir eigentlich nicht haben.
Das klingt kompliziert.
Ja, aber so ist es. Yakin kann auch nicht alles sofort ändern. Und das muss er auch nicht. Es war ja nicht alles schlecht unter Heiko Vogel – im Gegenteil. Aber Yakin hat jetzt einfach ein paar andere Ideen. Und um die umzusetzen, brauchen wir halt ein wenig Zeit. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.