Martina Hingis verliert nur gegen die eigene Partnerin

Die Schweizerin fühlt sich im Doppel-Zirkus wohl und gewinnt mit Sania Mirza das dritte Grand-Slam-Turnier in Folge. Im Mixed hingegen musste sie gegen ihre Partnerin eine Niederlage hinnehmen.

Martina Hingis, center right, of Switzerland and Sania Mirza, center left, of India hold their trophy aloft after defeating Czech Republic�s Andrea Hlavackova and Lucie Hradecka in the women's doubles final at the Australian Open tennis championships in Melbourne, Australia, Friday, Jan. 29, 2016. (AP Photo/Rafiq Maqbool)

(Bild: RAFIQ MAQBOOL/Keystone)

Die Schweizerin fühlt sich im Doppel-Zirkus wohl und gewinnt mit Sania Mirza das dritte Grand-Slam-Turnier in Folge. Im Mixed hingegen musste sie gegen ihre Partnerin eine Niederlage hinnehmen.

Immer wieder wurde Martina Hingis in letzter Zeit auf mögliche Einzeleinsätze im Wanderzirkus der Tennisprofis angesprochen. Ihre Antwort kam jeweils wie ein Volley. «Der Trainingsaufwand, die ganze Mühe wären viel zu gross», sagte sie am Rande der US Open 2015, «und was wäre das Ergebnis? Ich würde vielleicht um Platz 30 bis Platz 50 oder 60 mitspielen.» Das aber sei «schlicht nicht das, was mich motivieren würde», so Hingis, «jedenfalls nicht, wenn man schon die Nummer 1 war, ganz oben in der Welt.»

Was Hingis bei ihrer Alternativbeschäftigung anstellt, kann sich indes mehr als sehen lassen. Seit sie eine Doppel-Allianz mit der kraftvollen Inderin Sania Mirza eingegangen ist, sorgt Hingis wieder für mächtig Furore und feiert Erfolg um Erfolg. Am Freitag schrieb das Duo, von den PR-Strategen der Spielerinnengewerkschaft WTA «Santina» getauft, das vorerst letzte Kapitel in seiner kleinen Tennis-Märchengeschichte.

7:6 und 6:2 gewannen die Weltranglisten-Führenden gegen Andrea Hlavackova/Lucie Hradecka aus Tschechien im Endspiel der Australian Open. Damit holten sie sich den dritten Grand-Slam-Pokal in Serie. Für Hingis und Mirza, diese lässige Gute-Laune-Allianz mit hohem Unterhaltungsfaktor, war es der 36. Sieg in Folge. 

Seit August 2015 sind sie ungeschlagen, triumphierten auch beim Saisonfinale, der Frauen-WM, in Singapur. «Wir sind zusammen noch stärker geworden, machen uns gegenseitig besser», sagt Hingis, «aber da ist immer noch Platz, um sich zu steigern.»

«Wenn du ganz oben mitspielst, ist das schon ein hartes Geschäft. Das brauche ich jetzt halt nicht mehr.»

Martina Hingis

In ihrer dritten bis vierten Tennis-Karriere, nach allen durchmessenen Höhen und Tiefen, fühlt sich Hingis im Nischensystem der Spezialisten bestens aufgehoben. Neben dem Damen-Doppel spielt sie bei den grösseren Turnieren auch im Mixed.

Zwar sind auch die Zweier-Wettbewerbe physisch etwas anspruchsvoller geworden, doch Hingis kann vor allem als kluger Kopf, als Strategin und Taktikerin glänzen. Sie brilliert mit einem variantenreichen, unberechenbaren Spiel, das im Doppel nichts von seiner Qualität und Durchschlagskraft verloren hat.

Die «Swiss Miss» gibt den Ton an, führt bei den gemeinsamen Auftritten mit Mirza sanft, aber doch merklich Regie. Oft bereitet Hingis einen Punkt so mustergültig vor, dass die dynamische Inderin dann die vollstreckende Instanz ist. «Ich glaube, dass wir uns perfekt ergänzen in unseren Stärken», sagt Mirza. Sie spricht von einer «Traumsituation», im Doppel an der Seite von Hingis: «Martina ist eine Inspiration für mich. Es ist ein grosses Glück und Privileg, an ihrer Seite zu sein.» 

Hingis hat vieles, sehr vieles in ihrer Karriere erreicht. Aber sie kennt auch den grossen, manchmal lähmenden Erfolgsdruck, der über ihren Tennis-Missionen früher lag. «Wenn du ganz oben mitspielst, ist das schon ein hartes Geschäft», sagt sie. «Das brauche ich jetzt halt nicht mehr.»

Im Fed-Cup gegen Deutschland

Natürlich ist die 35-jährige Wollerauerin weiter erfolgsorientiert («Ich will jedes Spiel gewinnen, zu dem ich antrete»), aber die mentalen Anforderungen sind unbestreitbar geringer geworden, ob nun im Doppel mit Freundin Mirza oder im Mixed mit Partner Leander Paes.

Mit dem übrigens verlor sie im Mixed-Halbfinale von Melbourne gegen Mirza und deren Mitstreiter Ivan Dodig (rechts). Doch der 21. Grand-Slam-Titel insgesamt, der im Frauendoppel, und der 10. Pokalgewinn in Melbourne waren allemal ein verheissungsvoller Jahresstart.

Auch als Mittdreissigerin hat Hingis noch einiges vor auf der Tour. Am ersten Februarwochenende tritt sie mit dem Schweizer Fed-Cup-Team in Deutschland an. Es soll ein Knüller-Auftakt in eine erfolgreiche Länderspielsaison werden.

Und dann wartet später im Jahr noch ein spektakuläres Gastspiel auf Hingis: das gemeinsame Olympia-Doppel mit einem gewissen Roger Federer in Rio. Mission Gold? Unmöglich scheint das nicht.

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