Mehr als einen Hexer hat der FCB nicht zu bieten – die Einzelkritik

Sie mussten erst den Riesen Yann Sommer erlegen – heisst es in der spanischen Presse über Yann Sommer, der seine Weltklasse in Valencia trotz fünf Gegentoren demonstrierte. Aus einer schlussendlich klar unterlegenen Basler Mannschaft, die im Mestalla 0:5 unterging, ragte Marcelo Diaz mit seinem Platzverweis negativ heraus.

Abgang von der europäischen Bühne: Elneny, Embolo, Sio, Aliji und der famose Sommer nach dem 0:5 im Mestalla von Valencia. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Sie mussten erst den Riesen Yann Sommer erlegen – heisst es in der spanischen Presse über Yann Sommer, der seine Weltklasse in Valencia trotz fünf Gegentoren demonstrierte. Aus einer schlussendlich klar unterlegenen Basler Mannschaft, die im Mestalla 0:5 unterging, ragte Marcelo Diaz mit seinem Platzverweis negativ heraus.

Yann Sommer | 6*
Mit fünf, sechs, sieben Weltklasse-Paraden hielt er sein Team im Spiel und lange die winzige Hoffnung auf einen Lucky Punch vorne aufrecht. Der FCB-Goalie, in Vertretung Captain der Rotblauen, hexte weg, was möglich war – und musste doch zum zweiten Mal in seiner Karriere mehr als vier Gegentore hinnehmen nach dem 0:7 in München 2012. «Den Riesen besiegt», lautet die Lobpreisung der Sportzeitung «Marca» für Sommer. Wir verbeugen uns mit und vergeben die Höchstnote mit Sternchen für eine Leistung, die wie ein vorgezogenes Abschiedsgeschenk an Basel wirkte.

Taulant Xhaka | 3
Hätte, wenn er den Braten gerochen hätte, beim ersten Gegentor näher bei Alcacer sein können. Machte es in der ersten halben Stunde auf der rechten Seite im Verbund mit Elneny nicht schlecht auf der rechten Abwehrseite, reihte sich dann mehr oder weniger in den Basler Schwimmverein ein.

Fabian Schär | 2
Dieses Spiel als Gradmesser seiner Verfassung kam definitiv zu früh: War bei vier Gegentoren involviert respektive nicht involviert genug. Nach vorne ging gar nichts, ein Versuch eines langen Balles landete im Kreuz von Safari, was zu einem der 15 vom Heimpublikum jeweils frenetisch gefeierten Corner führte. Wie hölzern der Nationalspieler nach seiner langen Verletzungspause noch unterwegs ist, zeigte sich, als ihm Alcacer entwischte – um dann an Sommer und anschliessend am Pfosten zu scheitern (88.). Gegen Ende quälte er sich fast schon mitleiderregend und offensichtlich von Knieschmerzen gepeinigt über die Zeit.

Gaston Sauro | 3
War lange Zeit, bis zur 104. Minute, eigentlich ein guter Wert in der Innenverteidigung. Handelte sich erst eine gelbe Karte für ein überflüssges Recontre mit Vargas ein und grätschte sich zwei Minuten später vom Platz. Clever, wenn man bereits in Unterzahl geraten ist, ist anders.

Behrang Safari | 3,5
Gemessen daran, dass 116 Minuten für ihn vielleicht noch ein bisschen viel sind nach der Verletzungspause wehrte er sich hinten nach Kräften. In der Vorwärtsbewegung so gut wie nicht anzutreffen.

Mohamed Elneny | 3,5
Am Schluss hastete er als einer der Verbliebenen von einer Seite zur anderen – er musste in diesem Spiel sowieso viel hinterherlaufen, wenn Valencia den Ball zirkulieren liess. War in der Anfangsphase die Verstärkung für Xhaka auf der rechten Seite und rückte später mehr ins Zentrum, wo er zu jenen gehörte, deren Fehlerquote übersichtlich blieb. Welche Missverständnisse sich im Zusammenspiel mit den Nebenleuten auftaten, war allerdings bedenklich – und das ist keineswegs nur auf Elneny gemünzt.

Fabian Frei | 4
Wo ein Loch drohte oder sich tatsächlich auftat, da war er zu finden. Unter Aufgabe jeglichen offensiven Einflusses spielte er den Joker in der Abwehr. Rückte irgendwann zu einer Dreierkette in der Innenverteidigung zurück und behielt den Kopf bis zum bitteren Ende oben.

Geoffroy Serey Die | 4,5
Auch er machte Fehler, aber unter dem Strich ein gutes Spiel. War der erste (11.) und der letzte der aufs valenzianische Tor schoss. Womit alle Basler Abschlussversuche aufgezählt sind. Seinem Schuss in der 110. Minute fehlte nicht viel zum Lucky Punch, und Serey Die darf man anrechnen, dass er nie aufgab, bewundernswert Bälle eroberte und behauptete – ein kreativer Gigant wird aus ihm nicht mehr werden. Blieb – bei sechs gelben Karten, eine gelb-roten und einer roten Karte – ohne Verwarnung, was für einen überlegten und dennoch grossen Kämpfer spricht.

Marcelo Diaz | 1
Was soll man schreiben? Lief sich die Lunge aus dem Leib, spielte einen guten Pass und dann gleich anschliessend wieder einen miserablen, so wie in der Entstehungsgeschichte des 1:0, das der Chilene mit auf seine Kappe nehmen darf. Zog im Zweikampf öfter den Kürzeren gegen die aggressiven und aufsässigen Spanier, dann begann die Phase des Haderns, der schlechten Körpersprache und schliesslich – eigentlich in einer der wenigen vielversprechenden Offensivsituation des FCB – folgte eine Frustaktion, die zum Platzverweis führte. Die Hand hat im Gesicht eines Gegenspielers nichts zu suchen. Statt in einem grossen Spiel zu demonstrieren, zu was er fähig ist, erwies Diaz der Mannschaft einen Bärendienst – selbst wenn der FCB höchstwahrscheinlich auch mit Diaz auf dem Platz schlussendlich ausgeschieden wäre.  

Matias Delgado | 3
Nichts konnte er mitnehmen aus dem glanzvollen Auftritt nur eine Woche zuvor im Hinspiel gegen Valencia, das mit seinen beiden Toren eigentlich als das Delgado-Brustlöser-Spiel in die Saisonannalen eingehen sollte. Bot sich zwar immer als Anspielstation an, hatte in der Anfangsphase auch seinen Anteil daran, dass der FCB das Spiel von seinem eigenen Tor entfernt halten konnte, doch seine Risikopässe in die Spitze verpufften, und als Valencia nach dem Doppelschlag kurz vor der Pause Blut geleckt hatte, vermochte er physisch nicht mehr dagegenzuhalten.

David Degen | 3,5
Bekam den Vorzug vor Giovanni Sio und erhielt den Auftrag mit auf den Weg, den wie bereits in der zweiten Halbzeit des Hinspiels sehr hoch agierenden Aussenverteidiger – in seinem Fall Pereira – den Raum zu nehmen. Dass Pereira die Flanke zum Führungstor schlug, ist in erster Linie dem vorhergehenden Fehlpass von Diaz zuzuschreiben, aber Degen konnte sie nicht verhindern. Nach vorne blieb er wirkungslos.

Giovanni Sio | 3,5
Wurde in der 53. Minute für Delgado eingewechselt und hatte als dann sichtbare Angriffsspitze einen schweren Stand – und das gegen eine nicht einmal sattelfest wirkende Innenverteidigung der Spanier. Ein bisschen mehr Durchsetzungsvermögen wäre vonnöten gewesen, um der Mannschaft Entlastung zu verschaffen. Das gelang ironischerweise erst in der zweiten Verlängerungshälfte, als der FCB eine kurze Offensivphase hatte unter dem Motto: Wir schiessen hier jetzt zu neunt ein Tor.

Naser Aliji | 4
Ersetzte in der 61. Minute David Degen und spielte vor Safari in einer Rolle, in der man ihn in seiner kurzen Zeit im Fanionteam noch nicht gesehen hat. Warf sich unerschrocken in den Kampf auf einem Schiff, das dabei war, unterzugehen. Wagte sich sogar nach vorne und wurde nach den Platzverweisen vom Trainer wie eine Schachfigur übers Feld versetzt, um Lücken zu schliessen, die nicht mehr zu schliessen waren.

Breel Embolo | –
Kam in der 116. Minute noch für Safari und war zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.

Beurteilungsdurchschnitt: 3,4
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati, Dünki, Albian Ajeti, Seferagic.

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