Bis die Badminton-Elite zur Weltmeisterschaft nach Basel kommt, dauert es noch anderthalb Jahre, die Yonex Badminton Swiss Open in der St. Jakobshalle stehen aber ab dem Fasnachtsdienstag (und bis 25. Februar) bereits unter den Vorzeichen des Grossereignisses. In diesem Jahr werden zwar nicht die weltbesten Spielerinnen und Spieler an den Start gehen, doch das Teilnehmerfeld ist trotzdem so attraktiv, dass es viele Begegnungen auf höchstem Niveau geben wird.
Im Gegensatz zu den Vorjahren wird es jedoch keine inoffizielle Asienmeisterschaft, sondern ein eher europäisch beziehungsweise dänisch dominiertes Turnier werden. Das liegt vor allem am früheren Termin in diesem Jahr, der nicht nur wegen der Fasnacht alles andere als ein Wunsch der Veranstalter war.
Normalerweise liegen die Swiss Open im Turnierkalender hinter den German Open und den All England Open im März. Da die Engländer ihre Halle nicht für die vorgesehene Woche bekommen haben, mussten die Basler einlenken. Immerhin gehören die mit einer Million Dollar dotierten All England Open zu den drei Top-Turnieren der neuen HSBC BWF World Tour, die von der gleichnamigen Grossbank gesponsert wird.
«Für uns war die einzige Möglichkeit, während der Fasnacht die Halle zu bekommen, sonst hätten wir das Turnier in diesem Jahr canceln müssen», erklärt OK-Chef Christian Wackernagel.
Das wäre aber eine schlechtere Lösung gewesen, weil die Swiss Open teilweise schon ein Testlauf sind für die WM im August 2019, die während des Turniers auch schon beworben werden soll. Die Homepage für die WM ist gerade online gegangen und auch der Ticketverkauf beginnt.
Sperberauge und Geschwindkeitsmessung
Zudem wird es in der teilrenovierten St. Jakobshalle einige technische Neuerungen geben. Zum Beispiel das im Tennis bereits bewährte Hawk-Eye und damit verbunden grosse Bildschirme, auf denen zu sehen sein wird, ob der Shuttle im Aus oder noch auf der Linie war. Ebenfalls neu wird die Geschwindigkeit der «Federbälle» gemessen.
«Es wird mehr Show geben und mehr Technik», sagt Wackernagel, «aber das kostet uns auch mehr Geld.» Dass die Swiss Open auch Teil der HSBC-Serie sind und sich das Preisgeld leicht auf 150’000 Dollar erhöht hat, ist für die Basler deshalb eher ein Prestigegewinn.
Der zahlt sich wegen des früheren Termins allerdings nicht mit einem Zuwachs im Teilnehmerfeld aus. Im Gegenteil: Rund 250 Spielerinnen und Spieler aus 28 Nationen sind gemeldet, deutlich weniger als im Vorjahr. Ausserdem fehlt die Spitzennation China komplett und auch aus den anderen asiatischen Ländern, die im Badminton zu den besten der Welt zählen, haben sich weniger Spieler als üblich gemeldet.
Die Spitzenspieler konzentrieren sich auf German Open und All England. Basel hätte zwar auch gerne Superstars wie Lee Chong Wei oder Lin Dan präsentiert, der OK-Chef sieht aber auch den positiven Aspekt des Tableaus: «So haben die Schweizer und die Deutschen mal die Chance etwas weiter zu kommen, und für die Zuschauer werden die Spiele ohnehin nicht weniger attraktiv.»
Schweres Los für Lokalmatador Kirchmayr
Vor allem aus der europäischen Top-Nation Dänemark sind einige Hochkaräter angemeldet, allen voran das Herrendoppel Mathias Boe und Carsten Mogensen, die inzwischen wieder die Nummer zwei der Welt sind. Der 34-jährige Mogensen kam nach einer Operation eines Aneurysmas am Hirn bemerkenswert schnell auf den Platz zurück und gehört mit seinem langjährigen Partner Mathias Boe (37) wieder zu den weltbesten Doppelpaarungen. Die beiden sind in Basel topgesetzt, gefolgt von ihren Landsleuten Mathias Christiansen/David Daugaard.
Im Männereinzel hat Lokalmatador Christian Kirchmayr (SC Uni Basel) ein undankbares Los gezogen. Der frischgebackene Schweizer Meister trifft gleich in der ersten Runde auf den Japaner Kento Momota, der nicht gesetzt ist, weil er sich in der Weltrangliste erst wieder hocharbeiten muss. Der 23-jährige Bronzemedaillengewinner der WM 2015 war zwischenzeitlich von seinem Landesverband gesperrt, weil er mit einem Teamkollegen regelmässig in einem illegalen Casino gespielt hat.
Ungesetzt ist auch der Däne Jan O. Jorgensen, die ehemalige Nummer zwei der Welt, der allerdings durch Verletzungsprobleme in der Weltrangliste abgerutscht ist. Durch einen Erfolg in Basel könnte er wichtige Punkte auf dem Weg zurück nach oben sammeln.
Die WM wirft ihre Schatten voraus
Schweizer sind in allen Disziplinen dabei, die aussichtsreichsten von ihnen haben allerdings keine einfachen Erstrundengegner erwischt: Die Schweizer Meisterin Sabrina Jaquet (BC La-Chaux-de-Fonds) trifft auf die Französin Delphine Lansac, und auch das Mixed-Doppel Oliver Schaller/Céline Bukart (SC Uni Basel/BC Tafers) bekommt es mit einer guten Paarung aus dem Nachbarland, Bastian Kersaudy/Lea Palermo, zu tun.
Sie werden schon am Dienstagabend spielen, da nach der Qualifikation bereits die erste Mixed-Runde ausgetragen wird. Die anderen Hauptrunden starten am Mittwoch, dann werden auch die derzeit besten Spielerinnen und Spieler aus Deutschland am Start sein.
«Die Vorfreude ist wieder gross», sagt Christian Wackernagel, der aber noch mehr Stress haben wird als bei den bisherigen Turnieren. Denn vom Weltverband reist eine grosse Delegation aus Asien an und gemeinsam mit dem WM-Vermarkter Infront stehen etliche Besprechungen auf der Tagesordnung. «In den nächsten 18 Monaten liegt unser Fokus voll auf der WM», erklärt der OK-Chef.
Und bei den Swiss Open in diesem und im kommenden Jahr soll neben technischen Neuerungen auch ein neues Sicherheitskonzept für die Zuschauer getestet werden. Die werden diesmal schon durch den neuen Eingangsbereich hineinkommen. Bis zum nächsten Turnier wird die St. Jakobshalle dann komplett umgebaut sein.
Mehr zu den Swiss Open, zum Tableau und zu den Tickets (Gratiseintritt am Dienstag und Mittwoch )