Federer hat in Halle gegen Alejandro Falla gesiegt. Mit seinem 14. Rasentitel hat der 33-Jährige und vierfache Vater gezeigt, dass er immer noch Favorit für bedeutende Titel ist.
Das Turniermagazin «Matchpoint» hatte ihn schon am Morgen des Finalsonntags in Halle zum «König auf Rasen» ausgerufen, als Verbeugung vor dem erlesenen Pokalportfolio, das sich Roger Federer in seiner Karriere als Grasplatz-Artist erspielt hat. Doch dass er auch noch in seinem 33. Lebensjahr, als nunmehr vierfacher Familienvater und altgedienter Globetrotter, noch immer und immer wieder reif für bedeutende Titel ist, bewies er dann später an diesem 15. Juni 2014: «Es ist ein Traum, dass ich hier erneut gewonnen habe. Eine große Bestätigung, ein Schub fürs Selbstvertrauen», sagte der Schweizer nach dem finalen Tiebreak-Krimi, der mit einem 7:6 (7:2), 7:6 (7:3)-Erfolg über den Kolumbianer Alejandro Falla endete.
Ihren coolen Daddy durften schließlich auch noch Charlena Riva und Myla Rose bewundern, Federers Zwillingstöchter, die pünktlich zur Siegerzeremonie auf dem Centre Court erschienen – das Bild, das sich ihnen bot, war allerdings nicht ganz neu: Schliesslich hatten die beiden Mädchen auch vor zwölf Monaten die Siegmission des Papas erlebt. «Ich bin hierhergekommen, um die eine mögliche Titelverteidigung in dieser Saison zu schaffen. Das ist mir gelungen. Was will ich mehr», sagte Federer, der Chef der vielköpfigen Schweizer Reisegesellschaft, hinterher. Der Mann, der das besondere Gespür für die Tennis-Grüns nicht verliert. Und der auch für Wimbledon wie selbstverständlich im Titelfight zu beachten ist.
König des Tiebreak-Spiels
Bei der zwölften Turnierteilnahme bei Deutschlands bestbesetztem Tennisturnier war es nun der siebte Sieg des Rasen-Meisters. Nun hat Federer, die sieben Wimbledon-Erfolge eingeschlossen, insgesamt schon 14 Rasentitel in seiner großen Karriere gewonnen. Für seinen Triumph vor den 11’200 Zuschauern auf dem Centre Court erhielt Federer ein Preisgeld von 128’860 US-Dollar und 250 Weltranglistenpunkte, Falla wurde für seinen überraschend starken Turnierauftritt mit 67’865 US-Dollar und 150 Weltranglistenpunkten belohnt. Der Kolumbianer spielte zwar weitgehend auf Augenhöhe mit Federer, doch in beiden Tiebreak-Roulettes war der ehemalige Tennis-Weltbeherrscher der nervenstärkere, zupackendere Spieler. «Er ist der König der Könige des Tiebreak-Spiels», sagte Falla.
Halle bleibt für den Eidgenossen damit eine seiner wirklichen Wohlfühloasen im Tennis-Wanderzirkus, schliesslich hat der 32-jährige nur noch in Wimbledon vergleichbar erfolgreich und konstant auf höchstem Niveau gespielt. «Dieses Turnier ist immer wieder eine Freude für mich. Eine Inspiration, ein Wiedersehen mit guten Freunden», sagte Federer, «aber natürlich auch eine sportliche Herausforderung, der ich mich gern stelle. Die Teilnehmerfelder sind ja in den letzten Jahren immer stärker geworden.» Federer kommt schon traditionell mit der ganzen Familie nach Ostwestfalen, auch weil er mit Frau und Kindern Entspannung findet zwischen den beiden Grand Slam-Turnieren in Paris und London: «Wir sind alle gerne hier. Und ich finde hier die perfekte Plattform für gutes Tennis.»
Immer hungrig geblieben
Federer hatte seinen ersten Titel in HalleWestfalen 2003 gegen Lokalmatador Nicolas Kiefer gewonnen. Es folgte eine beeindruckende Siegesserie mit weiteren Pokalerfolgen 2004 (gegen Mardy Fish), 2005 (gegen Marat Safin), 2006 (Tomas Berdych) und 2008 (gegen Philipp Kohlschreiber). Nach dem Scheitern in den Finals 2010 (gegen Lleyton Hewitt) und 2012 (gegen Tommy Haas) siegte Federer 2013 zum sechsten Mal, damals gegen den Russen Mikhail Youzhny. In der letztjährigen Saison war es auch der einzige Titel, den Federer überhaupt bei seinen Reisen durch die Tenniswelt holte. «Ich bin immer hungrig geblieben als Profi, auch wenn es mal schwerere Zeiten gab. Es ist schön, wenn sich diese ungebrochene Leidenschaft auch auszahlt, wenn du weiter Pokale gewinnst», sagte der Schweizer, der bei den Gerry Weber Open nie vor dem Viertelfinal scheiterte.
Federer untermauerte mit dem Titelcoup auch seine Stellung als bester Grasplatzspieler der modernen Tennisgeschichte. Rund 87 Prozent seiner Matches auf Rasen hat Federer seit Beginn seiner unvergleichlichen Karriere gewonnen, mehr als ein Drittel der 125 Erfolge feierte er in Halle (46:5). Für eine kuriose Szene hatte der 17-malige Grand Slam-Champion bei seinem Halbfinalsieg am Samstag gegen den Japaner Kei Nishikori gesorgt: Unmittelbar nach dem gewonnenen Matchball marschierte Federer zurück zur Grundlinie, um das Spiel noch fortzusetzen. Erst auf Zurufe des Publikums hin wendete sich der verdutzte Schweizer wieder zum Netz um und schüttelte Nishikori die Hand. «Das ist mir zum ersten Mal in über 1000 Spielen passiert», lächelte Federer später. Die Szene sorgte auch für Amüsement in Federers Spielerbox, bei Frau Mirka und Trainer Severin Lüthi.