Meister der Unentschieden

13 Spiele von 26 hat der FC Basel unentschieden gespielt, in sieben der Fälle hat er nach einem Vorsprung noch Punkte verloren. Normalerweise wird ein Club mit so einer Quote am Ende der Saison nicht Meister. Aber in dieser Meisterschaft scheint alles etwas anders zu sein.

Wiedersehen. Die Luzerner Yassine Mikari (l.) und François Affolter treffen vier Tage nach dem Cup-Halbfinal schon wieder auf den FC Basel mit Marco Streller. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

13 Spiele von 26 hat der FC Basel unentschieden gespielt, in sieben der Fälle hat er nach einem Vorsprung noch Punkte verloren. Normalerweise wird ein Club mit so einer Quote am Ende der Saison nicht Meister. Aber in dieser Meisterschaft scheint alles etwas anders zu sein.

Schalke 04 war mal im Jahr 2001 Meister der Herzen. Der FC Basel macht sich auf, 2014 Meister der Unentschieden zu werden. 13-mal haben die Basler in der laufenden Super League weder gewonnen noch verloren – und das bei 26 gespielten Runden. Damit sind die Rotblauen europäische Spitzenklasse, wie die Swiss Football League nicht ohne einen gewissen Stolz ausgerechnet hat.Kein anderer Leader in Europa hat derart oft die Punkte geteilt.

Linksverteidiger im Test, Delgado wieder fit

Der FC Basel testet in den kommenden 10 Tagen Sherif Olatunde Jimoh. Der 17-jährige Linksverteidiger spielte 2013 an der U17-Weltmeisterschaft für die Elfenbeinküste gespielt und steht beim ivorischen Club AS Athletic Adjamé unter Vertrag.
Für die Partie in Luzern dürfte Stürmer Marco Streller (muskuläre Probleme) auf die Zähne beissen, ob es am Donnerstag gegen Valencia auch reicht, ist offen. Matias Delgado dürfte wieder auf der Bank Platz nehmen, Naser Aliji ist nach seiner im Cup-Halbfinal am Mittwoch erlittenen Hirnerschütterung fraglich.

Der FC Luzern hat am Freitag die Vertragsauflösung mit dem Ägypter Mahmoud Kahraba bekannt gegeben.

Denn Leader, das ist der FCB weiterhin. Und damit auf bestem Weg einen sportlich und finanziell wertvolleren Titel zu erringen, als die bedauernswerten Schalker 2001. Auch, weil sich in der Schweiz scheinbar keine andere Mannschaft dazu durchringen mag, mal so etwas wie Konstanz auf den Rasen zu bringen. Und die wäre halt nötig, um Rotblau herauszufordern.

Schliesslich haben die Basler in der laufenden Spielzeit neben all den Unentschieden auch bloss einmal verloren. Beim 1:2 gegen den FC Zürich am 11. August 2013.

Letztmals wurde der FC Sion 1997 mit 13 Unentschieden Meister

Trotzdem: Vier Remis aus den letzten fünf Ligaspielen sind normalerweise keine Bilanz, mit der eine Mannschaft Meister wird. Zuletzt ist es dem FC Sion 1997 gelungen, mit 13 Unentschieden noch Meister zu werden. Damals aber profitierten die Walliser davon, dass vor der Finalrunde die Punkte halbiert wurden. So wirkten sich die Punkteteilungen während der Qualifikation in der Endabrechnung weniger aus.

Beim FCB kommen bislang noch fünf Remis im Europacup dazu. Auf die vielen Unentschieden seiner Mannschaft angesprochen, verteidigt sich FCB-Trainer Murat Yakin reflexartig. Schon die Erwähnung der Resultate scheint er als Vorwurf zu begreifen. Und kommt ohne Umschweif zum Stil, den er seiner Mannschaft vorgibt.

«Wir sind immer offensiv eingestellt», sagt er dann, «unsere Aussenverteidiger dürfen immer hoch spielen.» Wenn ein Philipp Degen im Cup gegen Luzern den Assist zum Siegtor gebe, «dann muss man als Beobachter so ein Spiel halt lesen können.»

Yakin und der nüchterne Blick

Die Reaktion kommt nicht von ungefähr. Der 39-Jährige kennt die Vorbehalte, die es gegen seine Art, den Fussball zu verstehen, gibt. Beim Aufsteiger Thun mochten sie in der Saison 2010/11 noch froh gewesen sein über die 16 Unentschieden, die er mit der Mannschaft erspielte; immerhin nicht verloren.

Doch schon in Luzern gab es Kritik an Yakins Fussball, der zu defensiv sei. 2011/12 fuhr er mit dem FCL zwölf Unentschieden ein. Das war zu wenig spektakulär für die anspruchsvolle und traditionell nervöse Luzerner Klientel.

Der heutige FCB-Trainer selbst pflegt einen nüchternen Blick auf die Resultate. Unentschieden, sagt er, sind ihm dann egal, «wenn wir damit auch die Konkurrenz zurückbinden». Sprich, die bislang insgesamt fünf Remis gegen die beiden Zürcher Clubs zählen für ihn zu den positiven Resultaten im Meisterschaftsrennen.

«Real hätte auch lieber au ein Unentschieden gespielt»

«Ich habe mir nach dem 0:0 in Zürich auch den Klassiker zwischen Real Madrid und Barcelona angeschaut», erzählt er, «wenn wir heute die Tabelle anschauen, hätte Real nach dem 3:2 wohl auch besser auf ein Unentschieden gespielt, als das 4:2 zu suchen.»

Real verlor die Partie noch 3:4 und ist inzwischen nicht mehr Leader der spanischen Meisterschaft. Der FCB dagegen hat den FCZ mit dem 0:0 vor einer Woche praktisch aus dem Titelrennen verabschiedet.

Es gibt aber Unentschieden, mit denen Yakin ganz und gar nicht leben mag. Jene, in denen seine Mannschaft eine Führung Preis gegeben und damit Zähler hergeschenkt hat. Das ist dem FCB bei über der Hälfte seiner Unentschieden passiert, und Yakin sagt: «Die verlorenen Punkte gegen Thun, Sion, Luzern oder St. Gallen tun weh.»

Die Vorgabe und die Tendenz

Etwas ist Yakin aber ganz besonders wichtig, wenn er über die späten Ausgleichstore spricht, die seine Mannschaft kassiert hat: «Da waren wir teilweise mental nicht auf der Höhe. Aber das bedeutet nicht, dass bei mir die Devise gilt, dass man nach einer Führung nicht noch weitere Tore suchen soll.» Trotzdem hat Yakin die Tendenz, bei einer Führung gegen Ende der Partie offensivere Spieler gegen defensivere Akteure auszutauschen.

In Luzern jedenfalls will Yakin eine Mannschaft aufstellen, die drei Punkte holt: «Wir spielen immer, um zu gewinnen. Aber jetzt ist es vielleicht noch wichtiger, um die Grasshoppers auf Distanz zu halten.»

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Artikelgeschichte

Am 29. März um 10:40 einen Fehler korrigiert: Der FCB hat nicht vier- sondern sogar fünfmal gegen die Zürcher Clubs unentschieden gespielt. Mit bestem Dank an unseren treuen Leser Oliver Gut.

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