Im zweiten Halbfinal von São Paulo wollen Niederländer wie Argentinier zeigen, dass der beste Spieler des Turniers in ihren Reihen steht – Arjen Robben oder Lionel Messi. Für Oranje tut sich an dieser WM ausserdem die Chance auf, sämtliche grossen Niederlagen an Endrunden seit 1974 mit einem Schlag zu tilgen.
Messi? Robben? Müller? Neymar? Rund um den Globus wird angeregt diskutiert, wenn es um den Spieler der WM geht. In den Niederlanden herrscht dagegen völlige Einigkeit: Arjen Robben. Und sonst keiner ist der stärkste Spieler des Turniers. Der ehemalige Bondscoach, Bert van Marwijk, bringt die Stimmung im Lande auf den Punkt: «Wer der Beste ist, Messi oder Robben? Arjen. Kein Zweifel möglich. Er ist unglaublich fit.»
Da trifft es sich gut, dass es heute Mittwoch (22 Uhr MESZ) in São Paulo im Halbfinale gegen Argentinien zum direkten Aufeinandertreffen mit Lionel Messi kommt. Dass der bislang ebenfalls ein hervorragendes Turnier spielt, räumt man schliesslich sogar in den Niederlanden ein. Bei den fünf bisherigen Siegen der Argentinier wurde Messi von der Fifa immerhin viermal zum Spieler des Spiels gewählt – auch wenn diese Wahl nicht zwingend objektiv sein muss.
Der Spezialist für den Tempogegenstoss – Arjen Robben. (Bild: Keystone) (Bild: Keystone/SRDJAN SUKI)
Ausserdem erzielte Messi die Hälfte aller bisherigen acht argentinischen WM-Tore. Im Vergleich zu Robben, der von seiner Dynamik und seinem Tempo lebt, hat er die klareren Aktionen in seinem Spiel. Wie bei seiner Vorarbeit zum Siegestor gegen die Schweiz im Achtelfinale, als er den Ball nach einem kurzen Antritt im exakt richtigen Moment exakt in den Lauf von Angel di Maria spielte.
«Messi bringt nicht nur Tore, sondern auch Ballbesitz», sagt Trainer Alejandro Sabella, «er zieht Gegner auf sich und schafft Räume für seine Kameraden.»
Robben staunt über Robben
Allerdings braucht Robben (drei Treffer) den Vergleich mit dem Barça-Star nicht zu scheuen. 2009 vom jetzigen Nationaltrainer Louis van Gaal zu Bayern München geholt, scheint Robben derzeit in der Form seines Lebens zu sein. Laut Fifa-Angaben legte er in den bisherigen fünf Spielen 14 Kilometer mehr als Messi zurück und erreichte dabei Spitzen-Sprintwerte von über 30 km/h.
Im Viertelfinale gegen Costa Rica wirkte er auch in der Verlängerung noch spritzig und explosiv. Die Tageszeitung «de Volkskrant» jubelte, Robben sei durch die Abwehr der Mittelamerikaner regelrecht «geflogen», da könne man sich auf das Duell mit Messi nur freuen.
Robben selbst staunt über Robben. «Ich weiss auch nicht, woher ich zur Zeit die Kraft nehme», sagte er nach dem Viertelfinal, «ich habe mich selbst gewundert, dass ich in der Verlängerung kein bisschen müde war.»
Hollands WM der Revanchen
An Selbstbewusstsein fehlt es auch im sonstigen Tross der «Elftal» niemandem. Schon gar nicht van Gaal, der den Höhenflug seiner Elf sichtlich geniesst und die niederländischen Journalisten immer wieder daran erinnert, dass sie die Chancen des Teams im Vorfeld kleingeredet hätten.
Der fliegende Holländer – Arjen Robben. (Bild: Keystone) (Bild: Keystone/ANTONIO LACERDA)
Doch davon kann jetzt, in der letzten Turnierwoche, keine Rede mehr sein. Die Zeitungen werden nicht müde daran zu erinnern, dass 2014 zu einem historischen Turnier für das kleine Land werden könnte. Nachdem die Niederländer bereits gegen Spanien gewonnen haben, könnten sie jetzt mit Argentinien im Halbfinal und Deutschland im Final alle drei Teams besiegen, denen sie in ihren drei WM-Endspielen 1974, 1978 und 2010 unterlegen waren.
Ruud Krol, Verteidiger im gegen Deutschland verlorenen 74er-Final, spricht im Interview mit «Voetbal International» dann auch schon «von der WM der Revanchen».
Die könnte für Argentiniens di Maria bereits beendet sein. Der Angreifer fällt mit einer Muskelverletzung aus; dafür macht sich der angeschlagene Niederländer Nigel de Jong Hoffnungen auf einen Einsatz.
Trägt nach dem Ausfall von Di Maria die Last eines ganzen Landes allein auf den schmalen Schultern – Lionel Messi. (Bild: Keystone) (Bild: Keystone/THANASSIS STAVRAKIS)