Mister 98,9 Prozent

Wunschgemäss war vor allem eines: das Ergebnis. Der Langsamstarter FC Basel gewinnt mal wieder ein Auftaktspiel, erzielt in Genf ein prächtiges Tor zum 1:0-Sieg, hat aber auch noch einige Luft nach oben.

Willkommen zurück! David Degen trifft gleich in seinem ersten Pflichtspiel nach der Rückkehr zum FCB ins Tor. Hier jubelt er mit Vorbereiter Marco Streller. (Bild: Reuters/DENIS BALIBOUSE)

Wunschgemäss war vor allem eines: das Ergebnis. Der Langsamstarter FC Basel gewinnt mal wieder ein Auftaktspiel, erzielt in Genf ein prächtiges Tor zum 1:0-Sieg, hat aber auch noch einige Luft nach oben.

98,9 Prozent hat David Degen hinterher vorgerechnet. Mit so grosser Wahrscheinlichkeit sei er davon ausgegangen, dass Marco Streller den Ball von der Grundlinie zurückspielen würde. «Nein, eigentlich bin ich mir zu 100 Prozent sicher gewesen, dass er den Ball genau dahin spielen wird. Ich kenne Marco jetzt schon so viele Jahre. Ich hab’s genau gewusst, und deshalb bin ich auch dahin gelaufen.»

Diaz im Büsserhemd
Etwas irritierend war, das Marcelo Diaz am Freitagend als für das Spiel in Genf gesperrt gemeldet wurde. Er hatte im letzten Spiel für seinen Club Universidad de Chile eine Verwarnung und damit eine Gelbsperre kassiert. Seit die Fifa im Oktober 2010 das onlinebasierte Transferabgleichungssystem (TMS) eingeführt hat, bleiben bei einem Vereinswechsel solche Details nicht verborgen. Wichtig war für den FCB, dass der ohnehin höchstens für die Bank in Genf vorgesehene Diaz bereits für die erste Runde ordentlich für die Super League qualifiziert war. Ansonsten hätte er diese Spielsperre kommenden Samstag im Heimspiel gegen Luzern (19.45 Uhr) absitzen müssen. (cok)

Dass David Degen diesen Ball dann auch noch prächtig im Genfer Tor untergebracht hat, vollendete diese Episode. Zum dritten Mal ist der Lampenberger nun zum FCB zurückgekehrt, nach einem unglücklich verlaufenen Abstecher in die Bundesliga hat er die letzten vier Jahre bei den Young Boys zugebracht, um nun, 29-jährig, in Basel wieder mit seinem Zwillingsbruder Philipp vereint zu sein.

Riesenstolz

Geniessen solle er dieses Comeback, hatte ihm der Trainer mit auf den Weg gegeben. Degen stand als einziger von neun neuen Spielern in der Startelf des FCB und machte zusammen mit Streller in einem der dünn gesäten lichten Momente das Richtige. «Das sind Geschichten, die der Fussball schreibt», sagt Heiko Vogel, «und solche Geschichten lese ich gerne. Jetzt kann er nicht nur sein erste Spiel für den FC Basel geniessen, sondern auch noch sein erstes entscheidendes Tor.»

Und Degen genoss. Er erzählte zwar brav die Floskel, dass es nicht wichtig sei, wer die Tore schiesse, sondern dass die Mannschaft gewinne, aber dann sprudelte es doch noch aus ihm heraus: «Wieder daheim zu sein, beim FCB, und das Tor zu machen – das macht mich riesenstolz.»

Damit ist der FC Basel im vorgezogenen Spiel als erster Sieger in die neue Saison gestartet. Der Titelverteidiger hat noch einige Wünsche offen gelassen, aber die Automatismen haben zumindest in einem Moment geklappt. «Ich wusste, dass bei uns im Rückraum immer einer steht», erklärte Streller den Weg zum Tor des Abends. Und der Captain erinnerte daran, dass der FCB zuletzt ein Langsamstarter war: «In den letzten vier Jahren konnten wir nur einmal das Startspiel gewinnen. Deshalb haben wir uns zur Pause gesagt: Es reicht uns auch ein 1:0, wichtig sind die drei Punkte»

Den Adressaten nicht gefunden

In der Vorwärtsbewegung war der FCB gegen die Servettien, gegen die er vergangene Saison 3:0, 4:0 und 5:0 gewonnen hatte (bei einer 1:2-Niederlage in der für ihn bedeutungslosen 35. Runde) oft zu statisch. Auch deshalb, weil Spieler wie Gilles Yapi oder Valentin Stocker nicht die erhoffte Wirkung erzielen konnten. Da wurde gegen ein hoch und geschickt verteidigendes Servette der lange Ball probiert, aber die Adressaten selten gefunden. Da fehlte die Präzision und auch die Spritzigkeit, um Lücken zu reissen.

«Wir müssen noch einiges korrigieren, an der Abstimmung arbeiten, aber das ist normal», meint Yann Sommer, «es kommen noch zwei, drei neue Spieler in die Mannschaft, und ich habe ein gutes Gefühl: Das kommt gut.»

Die Genfer, der Überraschungs-Vierte der Vorsaison, besassen zwei, drei Möglichkeiten, bei denen ihr auffälligster Spieler, Geoffrey Tréand (ex Xamax und Sion) seine flinken Beine im Spiel hatte. Und in der Schlussphase, als die Gastgeber wild und ungestüm auf den Ausgleich drängten, geriet die Basler Abwehrarbeit bisweilen konfus.

Steinhöfer in Manchester-Manier

Markus Steinhöfer rettete einmal in höchster Not in Manchester-Manier vor dem einschussbereiten Karanovic, traf dieses Mal nicht die Lattenunterkante sondern knapp übers Tor, was der Trainer mit dem Bonmot quittierte: «Diese Bälle hat er auch schon mal besser getroffen.»

Weitere glasklare Chancen schauten für Servette jedoch nicht heraus. «Wir haben gut gespielt – und Basel hat getroffen», stellte Servette-Coach Joao Alves lapidar fest. Was Cabral, einer der besten, wenn nicht der beste Basler an diesem Abend am Genfer See, ebenso trocken konterte: «Keine Verletzten, drei Punkte – was wollen wir mehr?»

Heiko Vogel hatte eigentlich nur eines zu bemängeln: «Servette hat uns nach der Führung Räume für Konter gegeben, und diese Konter haben wir katastrophal schlecht ausgespielt.» Ansonsten freute sich der Meistertrainer über ein «tolles Ergebnis»: «Die Null steht, sie hat zwar gewackelt, aber wir haben gewonnen und haben den Vorteil gegenüber anderen Mannschaften, dass wir am Dienstag gleich weitermachen dürfen.» Dann geht es in Tallinn ins Hinspiel der Champions-League-Qualifikation.

Zum Telegramm und zur Tabelle

Das Video zum Spiel (die Termine aller Livesspiel bei SRF)

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