Mit blendendem Vorsprung und dem letzten Aufgebot

Trotz komfortablem Vorsprung will der FC Basel auf der Hut sein, wenn am Donnerstag (21.05 Uhr, SRF info und #rotblaulive) das Rückspiel in der Europa League angepfiffen wird. Trainer Murat Yakin hat 18 gesunde Spieler für Valencia zusammengekratzt, und Fabian Frei wundert sich schon ein bisschen darüber, dass der FCB schon wieder vor dem Halbfinal-Einzug steht.

09.04.2014; Valencia; Fussball Europa League - Training FC Basel; Der FCB – im Forderung Matias Delgado und Teamarzt Felix Marti – beim Abschlusstraining im Mestalla vor dem Spiel beim Valencia Club de Futbol. (Bild: Andy Müller/freshfocus)

Trotz komfortablem Vorsprung will der FC Basel auf der Hut sein, wenn am Donnerstag (21.05 Uhr, SRF info und #rotblaulive) das Rückspiel in der Europa League angepfiffen wird. Trainer Murat Yakin hat 18 gesunde Spieler für Valencia zusammengekratzt, und Fabian Frei wundert sich schon ein bisschen darüber, dass der FCB schon wieder vor dem Halbfinal-Einzug steht.

Die gute Nachricht ist, dass der FC Basel mit einem kompletten 18-Mann-Kader nach Valencia gereist ist. Die schlechte Nachricht ist, wer alles nicht dabei ist.

Wie schon im Hinspiel vor einer Woche, fehlen dem FCB acht Spieler: Streller, Stocker, Philipp Degen, Ivanov, Ajeti, Voser, Callà und Suchy. Das ist eine veritable Ansammlung mehr oder weniger gestandener Spieler, darunter fünf, mit denen der FCB im Herbst gegen Chelsea noch neue, aufregende Champions-League-Kapitel geschrieben hat.

Jetzt steht der Schweizer Meister kurz davor, seiner jüngeren Europacup-Historie ein weiteres Ausrufezeichen hinzufügen. «Ich wundere mich weniger darüber, zu was wir imstande sind, sondern darüber, dass wir es jetzt ein zweites Mal hintereinander schaffen», sagt Fabian Frei, «nach dem Halbfinal vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass wir wieder so nah davor sein könnten. Da bin ich ehrlich, und das haben uns viele auch nicht zugetraut. Und jetzt sind wir wieder da, und unsere Chancen stehen sehr gut.»

Die jungen Männer auf der Bank

Das 3:0-Polster, sagt Murat Yakin, garantiere jedoch noch gar nichts. Der FCB-Trainer rechnet mit einem Valencia, das alles nach vorne werfen wird, und der FCB-Trainer wird auch eine kompetitive Startelf auf den Rasen im Mestalla bekommen.

Aber für neuerliche Ausfälle stünde nur noch vergleichsweise unerfahrenes Personal parat: Naser Aliji, Simon Dünki, Admir Seferagic, Albian Ajeti und Breel Donald Embolo heissen die jungen Männer auf der Bank, die es auf einen Altersdurchschnitt von 18,4 Jahren und zusammen auf 4 Teileinsätze im Europacup bringen.

Hinzu kommt Germano Vailati (33) als Ersatzgoalie sowie – aller Wahrscheinlichkeit nach – in David Degen (31) wenigstens noch ein Feldspieler, der ein bisschen was an Erfahrung auf dem Buckel hat. Oder genauer gesagt: mit 67 Europacup-Spielen hat er die meisten der Valencia-Reisegruppe.

Es ist, sagt der FCB-Trainer, «jetzt wirklich das letzte Aufgebot».

Der komfortable und zugleich trügerische Vorsprung

So komfortabel der 3:0-Vorsprung erscheint, so blendend im doppeltem Wortsinn, so trügerisch könnte er auch sein. «Wir dürfen das Rückspiel nicht auf die leichte Schulter nehmen», mahnt Matias Delgado, der Doppeltorschütze aus dem Hinspiel, «Valencia hat extrem gefährliche Stürmer, das haben wir vor einer Woche in der zweiten Halbzeit zu spüren bekommen. Wir müssen auf der Hut sein.»

Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch Delgado zu jenen Spielern eines stark beanspruchten Kaders gehört, der nicht frei von Schmerzen ist. Nach einem Schlag auf den rechten Knöchel vergangenen Donnerstag vorzeitig ausgewechselt, beisst auch er auf die Zähne.

Basel's Fabian Schaer, left, and Fabian Frei, right, on their arrival at the airport in Valencia, Spain, on Wednesday, April 9, 2014. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Spain's Valencia CF in an UEFA Europa League quarter final secon

«Wundere mich nicht, zu was wir imstande sind, sondern darüber, dass wir es zum zweiten Mal hintereinander schaffen» – Fabian Frei (rechts), hier zusammen mit Fabian Schär bei der Ankunft in Valencia. (Bild: Kexstone) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Das geht auch den beiden letzten verbliebenen Innenverteidigern so, Gaston Sauro, der mit einem gebrochenen Finger aus dem Hinspiel ging, und Fabian Schär, der am Dienstag das Mannschaftstraining ausgelassen hat und sich pflegen liess. Die dreimonatige Pause nach der Knieoperation im Dezember zeigt die üblichen Nebenwirkungen mit muskulären Problemen.

Die Aufstellung macht sich unter diesen Umständen quasi von selbst. Vor Yann Sommer, der die Captainbinde tragen wird, verteidigen neben Schär und Sauro auf rechts Taulant Xhaka und der gerade aus einer Verletzung zurückgekommene Behrang Safari. Die Dreierreihe davor bilden Fabian Frei, Mohamed Elneny und Geoffroy Serey Die, und vorne ist mit Giovanni Sio sowie Delgado und Marcelo Diaz zu rechnen.

«Dürfen nicht zu vorsichtig sein»

Ihre Hauptaufgabe wird sein, das Spiel so weit wie möglich vom eigenen Tor fernzuhalten, den Ball zu behaupten und den Gegner im Aufbau so hoch zu stören, wie das in der ersten Halbzeit des Hinspiels klappte – und in der zweiten nicht mehr. «Wir dürfen uns nicht zurückziehen und nur verteidigen», gibt Yakin als Losung aus, «wir müssen konzentriert sein und nicht zu vorsichtig – und wir müssen die Startphase gut überstehen.»

Fabian Frei versteht  die Herausforderung so: «Zuerst braucht es kämpferisch viel. Sie werden kommen, die Zuschauer werden nichts anderes von ihnen erwarten, und wenn wir die Startphase ohne Gegentor überstehen, werden wir versuchen, Nadelstiche nach vorne zu setzen und am besten ein Tor zu erzielen.» Dann bräuchte Valencia schon deren fünf, um weiter zu kommen.

Denn niemand im FCB-Tross denkt daran, dass Valencia sich kampflos ergeben wird. Wie eng es werden kann, bekam man erst am Vorabend der Reise in der Champions League demonstriert, als Borussia Dortmund nahe daran war, gegen Real Madrid ein 0:3 aus dem Hinspiel auszugleichen. Auch von der Statistik, wonach seit der Einführung der Europa League noch nie ein Team einen Drei-Tore-Rückstand wettmachen konnte, lässt man sich beim FC Basel nicht die Sinne trüben.

Knapp 40’000 Zuschauer werden erwartet

Im Gegensatz zum letzten Besuch in Valencia, dem Champions-League-Gruppenspiel 2002, bei dem der FCB in sintflutartigen Niederschlägen 2:6 unterging (Murat Yakin: «Ich habe vor lauter Regen meine Gegenspieler gar nicht gesehen»), herrscht dieses Mal sonniges Frühlingswetter mit Temperaturen um 20 Grad.

Von der dichten Atmosphäre im Mestalla mit seinen hoch aufragenden Rängen will sich der FCB nicht beeindrucken lassen: «Wir wissen, dass es kein Spaziergang wird», sagte der FCB-Trainer bei der Medienkonferenz vor Ort, «es muss einfach die Einstellung stimmen, so wie im Hinspiel, als wir uns auf ein leeres Stadion vorbereitet haben.»

Das wird am Donnerstag anders sein: Im bei internationalen Spielen 52’000 Zuschauer fassenden Mestalla werden knapp 40’000 Besucher erwartet, darunter 34’000 Dauerkarteninhaber.

Das erste Spiel auf Bewährung

Unter den Zuschauern werden gegen 1000 FCB-Fans sein, davon rund 500 im Gästefan-Sektor. Es ist die erste Bewährungsprobe für den harten Kern der FCB-Fans, aus dessen Bereich in Salzburg die Gegenstände aufs Spielfeld flogen, die zwei Platzsperren durch die Uefa nach sich zogen. Das zweite Spiel ohne Zuschauer hat die Uefa zwei Jahre lang zur Bewährung ausgesetzt. Was es braucht, um erneut sanktioniert zu werden, darüber hat der FC Basel keine detaillierte Kenntnis.

 

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