Mit einem 1:1 bei GC ist der Meister gut bedient

Cupsieger und Meister der alten Saison trennen sich in der zweiten Runde der neuen Saison bei sengender Hitze im Letzigrund 1:1. Ein Ergebnis, mit dem der Meister aus Basel gut leben kann. Fabian Schär erzielte das Führungstor für den FCB, bei dem es noch nicht nach Wunsch läuft, aber eines unverändert gilt: Yann Sommer ist eine Bank.

Basels Trainer Murat Yakin, Mitte, spricht zu seinen sich abkuehlenden Spielern, im Fussballspiel der Super League zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel, am Sonntag, 21. Juli 2013, im Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza) (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Cupsieger und Meister der alten Saison trennen sich in der zweiten Runde der neuen Saison bei sengender Hitze im Letzigrund 1:1. Ein Ergebnis, mit dem der Meister aus Basel gut leben kann. Fabian Schär erzielte das Führungstor für den FCB, bei dem es noch nicht nach Wunsch läuft, aber eines unverändert gilt: Yann Sommer ist eine Bank.

«Den Punkt nehmen wir mit» – eine Aussage, die von verschiedenen FCB-Protagonisten an diesem brüllend heissen Nachmittag in Zürich gemacht und von ein wenig Erleichterung im Unterton begleitet wurde. Von einigen noch versehen mit dem Zusatz «gerne». Meister und Cupsieger der vergangenen Saison trennten sich unentschieden, eine Ergebnis, mit dem der Serienmeister aus Basel besser leben kann als GC, das zum Ende der vergangenen Saison den Erzrivalen zweimal, darunter im Cupfinal, bezwungen hatte und am Sonntag ein weiteres Mal einen unangenehmen Gegner abgab.

Der FCB hatte seine beste Phase zwischen dem Führungstor und dem Ausgleich. Dazwischen lag ungefähr eine halbe Stunde Spielzeit und eine Halbzeitpause bei Temperaturen auf dem Rasen jenseits der 40-Grad-Marke und Ozonwerten, die am späten Nachmittag über 140 µg/m³ kletterten und damit eine erhebliche Belastung darstellten.

«Für mich war es eines der schwierigsten Spiele», sagte FCB-Mittelfeldspieler Fabian Frei, «das Stadion ist ja nicht bekannt dafür, dass es viel Schatten wirft.» Als «brutal» empfand Fabian Schär die Hitze, was den FCB-Verteidiger aber nicht daran hinderte, die Führung für sein Team zu erzielen. In der 20. Minute demonstrierte Schär ein weiteres Mal seine Kopfballstärke bei Standards, diesmal auf den ersten Corner, den Valentin Stocker auf Höhe des ersten Pfosten gezirkelt hatte.

GC erobert Spieldiktat zurück

Hatten GC schon die ersten 20 Minuten gehört, eroberten die Zürcher kurz nach dem Seitenwechsel das Spieldikat mit dem Ausgleich wieder zurück. Nassim Ben Khalifa bediente Izet Hajrovic mit einem klugen Pass, und der Nationalspieler nutzte die Freiheit, die ihm der zu weit zur Mitte orientierte Behrang Safari gewährte. Hajrovics Direktabnahme mit links in die lange Ecke war eine Augenweide – das müssen selbst die Basler zugeben.

Eine Steigerung bekam der Meister anschliessend nicht mehr hin, dafür waren sicher auch die äusseren Bedingungen ausschlaggebend, aber auch die Basler Spielanordnung. Marco Streller und Raul Bobadilla als Doppelspitze geht auf Kosten eines Akteurs im Zentrum – und dort bekam der FCB nicht mehr richtig Zugriff aufs Spiels, standen die Basler zu weit weg von ihren Gegenspielern. GC nutzte den Platz für seine Nadelstiche, und der FCB konnte sich bei Yann Sommer bedanken. «Er hat zu viele Bälle gehalten» sagte Michael Skibbe, und der neue GC-Trainer wollte das nicht als Vorwurf, sondern als Kompliment an den gegnerischen Goalie verstanden wissen.

Schiedsrichter Bieri nimmt Penalty zurück

Eine starke Offensivszene bekamen die Basler noch hin, als Bobadilla von Stocker ideal in die Tiefe bedient wurde. Doch der Argentinier scheiterte an Roman Bürki (71. Minute). Nur zwei Minuten später erlebten die knapp 10’000 Zuschauer im Letzigrund den Aufreger des Nachmittags: Nach einem groben Bock von Aleksandar Dragovic eilte Anatol Ngamukol alleine auf Sommer zu, der mit einer weiteren Glanzreaktion und seiner Fussspitze den Durchbruch des Franzosen verhinderte.

Schiedsrichter Alain Bieri pfiff und bewegte sich Richtung Elfmeterpunkt, doch es war sofort zu erkennen, dass ihn im nächsten Moment eine Unsicherheit beschlich. Während Sommer die Arme verwarf, bestürmten seine Mitspieler Bieris Assistenten Johannes Vogel. Es war kein Penalty, das war eindeutig – und diese Sicht der Dinge machte sich Bieri dann auch im Zwiegespräch mit seinem Mann an der Linie zu eigen. Mit einem Schiedsrichterball ging es weiter.

Yakin will in der Defensive ansetzen

Es war die Phase, als die Partie langsam in ein Stillhalteabkommen überging. Skibbe wechselte in Toko einen Mittelfeldspieler für Stürmer Anatole ein, ein unzweideutiges Signal, den Sieg nicht mehr mit aller Macht suchen zu wollen, und Fabian Frei sagte über die Schlussminuten: «Wir mussten dann auch die Entscheidung treffen, dass wir mit dem Remis zufrieden sind.» Also anders noch als Ende Mai, als der FCB in der Nachspielzeit ins Verderben gerannt war.

Dass beim FC Basel im zweiten Spiel der neuen Saison «noch nicht alles stimmt», wie das Torschütze Fabian Schär ausdrückt, wurde im Letzigrund augenfällig. «Insgesamt bin ich zufrieden», meinte Murat Yakin, womit der FCB-Trainer sich erstaunlich genügsam gab. Inspiriert wirkte das Offensivspiel nicht, was Yakin so nicht gesehen hatte: «Wir hatten genügend Chancen.» Darüber kann man geteilter Meinung sein.

Der Trainer will den Hebel an anderer Stelle ansetzen: «Wir müssen uns eher Gedanken über unser Defensivverhalten machen. Wir haben zu viele klare Chancen zugelassen.»

Elnenys seltsame Schulterverletzung

Die Durchschlagskraft, die sich der Trainer von einer Doppelspitze verspricht, entwickeln Streller/Bobadilla noch nicht, ansetzen will er nun aber zunächst hinten: «Wir müssen eine Spur organisierter sein, vor allem nach Ballverlusten.» Dass Mohamed Elneny, der unermüdliche und umsichtige Ballverteiler in der 38. Minute verletzt ausschied, war der Organisation im Zentrum des Spiels nicht zuträglich.

Was genau Elneny sich in einem harmlos aussehenden Zweikampf an der rechten Schulter zugezogen hat, war nach dem Spiel noch ein Rätsel. Zur Abklärung wurde der Ägypter am Sonntagabend ins Spital gebracht.

So bleibt im frühen Stadium der Saison festzuhalten: Fussball bei dieser Hitze geht an die Grenzen. Der FCB ist noch nicht soweit, wie er es vor Wochenfrist und nach dem Startspiel gegen Aarau vielleicht schon angenommen hatte. GC wird mit seinem eingespielten Ensemble erneut einen unbequemen Widersacher im Titelrennen geben. Und Yann Sommer bleibt eine Bank.

«Ich bin froh, dass der Schiedsrichter den Mut hatte, so zu entscheiden», sagte der FCB-Schlussmann zur 73. Minute, «und dass er zu mir sagte, der Pfiff sei ein Fehler gewesen, das hat Klasse.»

Super League, 2. Runde

Grasshoppers–FC Basel 1:1 (0:1)
Letzigrund. – 9279 Zuschauer. – SR Bieri.

Tore:
20. Schär 0:1 (Kopfball am Fünfmeterraum in die kurze Ecke auf den ersten Corner, getreten von Stocker).
48. Hajrovic 1:1 (fulminante Direktabnahme mit links zwölf Meter aus halbrechter Position, völlig freistehend, nachdem ihn Ben Khalifa aus dem Zentrum angespielt hat).

Verwarnungen: 12. Vilotic (Reklamieren), 52. Ben Khalifa (Foul), 52. Xhaka (Unsportlichkeit), 59. Frei (Foul), 60. Dragovic (Foul).

Grasshoppers (4-2-3-1): Bürki; Michael Lang, Vilotic, Grichting, Pavlovic; Salatic, Abrashi; Hajrovic (66. Feltscher), Ben Khalifa, Gashi (85. S. Lang); Ngamukol (81. Toko). – Taini (T), Bauer, Gülen, Vonlanthen.
FC Basel (4-4-2): Sommer; P. Degen, Schär, Dragovi, Safari (77. Voser); Salah (63. Andrist), Frei, Elneny (38. Xhaka), Stocker; Streller, Bobadilla. – Ersatz: Vailati (T), Ajeti, Jevtic, D. Degen.

Bemerkungen: GC ohne Tarashaj (verletzt), Brahimi (überzählig). FCB ohne Serey Die, Ritter (verletzt), Diaz (schöpferische Pause). – 38. Elneny mit Schulterverletzung ausgeschieden.


 

Der Torverteiler – präsentiert von weltfussball.de
Alles über Fußball oder direkt zur Super League (CH)


Nächster Artikel