Mit Patchwork in die nächste Krise: Bobic muss gehen

Als Spieler hat Fredi Bobic beim VfB Stuttgart eine grosse Vergangenheit. Im Sport-Vorstand wollte ihm dagegen wenig gelingen, nach vier Jahren muss er nun gehen. Ob das die Probleme der Schwaben löst, scheint fraglich.

Stuttgart's Director of Sport Fredi Bobic is pictured during the German first division Bundesliga soccer match between FSV Mainz 05 and VfB Stuttgart in Mainz, Germany, on Sunday, August 22, 2010. (apn Photo/Natalie Nollert) (Bild: NATALIE NOLLERT)

Als Spieler hat Fredi Bobic beim VfB Stuttgart eine grosse Vergangenheit. Im Sport-Vorstand wollte ihm dagegen wenig gelingen, nach vier Jahren muss er nun gehen. Ob das die Probleme der Schwaben löst, scheint fraglich.

Vom Mann des «absoluten Vertrauens» innerhalb weniger Tage zum geschassten Sündenbock: Am Ende ging es schnell mit der Entlassung von Sport-Vorstand Fredi Bobic. Gerüchte gab es zuhauf. Bobic sei isoliert, hiess es. Jetzt ist passiert, was für die kommenden Monate erwartetet worden war. Der VfB Stuttgart hat sich von seinem 42 Jahre alten Manager getrennt, dem eine katastrophale Transfer-Bilanz sowie die sportliche Talfahrt bis an das Tabellenende angelastet werden.

Zuletzt gab es massive Fan-Proteste gegen Bobic und Präsident Bernd Wahler. Diese Fans aber braucht der schwäbische Klub, um die geplante Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung umzusetzen. Am Mittwochabend (vor der Partie des VfB in Dortmund) fand das entscheidende Trennungsgespräch zwischen Wahler und Bobic in Stuttgart statt. Bobic war bereits mit dem Team nach Dortmund gereist, kehrte aber zurück in die Baden-Württembergische Landeshauptstadt.

«ein bisschen hier, ein bisschen dort»

Bobic trat sein Amt im Juli 2010 an und besass einen Vertrag bis 2016. Ein Nachfolger für den 37maligen Nationalspieler, der 148 Spiele für den VfB machte, für Hertha BSC, den BVB und Hannover 96 spielte, ist noch nicht gefunden. Namen wie Jens Todt (Manager des Zweitligisten KSC) und Michael Zeyer (Manager des Drittligaklubs Stuttgarter Kickers) machen die Runde. Beide aber wären wegen ihrer Tätigkeiten bei VfB-Erzrivalen schwer zu vermitteln. Vorerst sollen der aktuelle Coach Armin Veh und Vorstand Sport Jochen Schneider Bobic’s Geschäfte mit übernehmen.

Bobic’s Rauswurf mag zur vorläufigen Beruhigung des Umfeldes beitragen, die Probleme der Schwaben löst er nicht. Seit Jahren versanden Zukunftsvisionen, weil den vollmundigen Plänen selten Taten folgen. Die Vereinspolitik erschöpft sich zu oft in «ein bisschen hier, ein bisschen dort». Seit seinem Amtsantritt 2010 musste sich Bobic einem strengen Spardiktat unterwerfen, sorgte für Unmut als er den mit ihm befreundeten Krassimir Balakov als Trainer verpflichten wollte und sich bei Spieler-Wunschkandidaten Absagen einhandelte.

Bobic mit mangelhafter Transferbilanz

Als vor dieser Saison mit Armin Veh der Meistertrainer von 2007 zurückgeholt wurde, schien allein das für viele im Klub die Garantie, nach dem Fast-Abstieg vergangenes Jahr, wieder erfolgreich zu sein. Veh liess sich von den Lockrufen blenden, war in die neuen Transfers eingebunden und klagt heute über die mangelnde Qualität seines Kaders.

«Die Platzierungen der vergangenen Jahre lagen ja nicht nur an den Trainern. Man muss die Frage stellen, wie die zustande kamen. Und dann kommt man auch auf die Qualität des Kaders zurück», sagte Veh und kann damit nicht nur Bobic gemeint haben. Sieben Trainer kamen und gingen seit 2007. Die Patchwork-Politik der Vereinsführung führte in die sportliche Krise. Die tiefgreifenden Strukturprobleme  des Klubs blieben derweil unangetastet. Jede Entlassung wurde wie die Lösung eines grundsätzlichen Problems behandelt.

Die Ausgliederung der Lizenzspieler kommt nicht voran, es gibt keinen klar kommunizierten Fahrplan. Vielmehr wird das Bild vermittelt, wie schwer der Schritt den Mitgliedern (drei Viertel müssten zustimmen) zu vermitteln sei. Der Klub selbst wirkt wie gelähmt angesichts der Erkenntnis, in der Liga den Anschluss verloren zu haben.

«Schönwetter-Präsident statt Krisen-Manager»,


spottet ein VfB-Fanclub

Fast so häufig wie die Trainer wurden die Präsidenten gewechselt. Nachdem Erwin Staudt als Präsident (2001 – 2003) abgelöst wurde, durfte sein Nachfolger Gerd Mäuser mit meist aberwitzigen Aktionen vor sich hin wursteln. Mäuser musste wie Aufsichtsratschef Dieter Hundt im Frühjahr 2013 vorzeitig gehen, nachdem Fans, Mitglieder und Sponsoren aufbegehrten. Mit dem Adidas-Manager Bernd Wahler sollte im Juli 2013 die Wende gelingen. Wahler aber wurde mehr und mehr als zögernd und zaudernd empfunden.

«Schönwetter-Präsident statt Krisen-Manager» spottete der einflussreiche VfB-Leit-Fanclub «Commando Cannstatt» (CC97) über Wahler und wies in einem offenen Brief auf Versäumnisse hin. Es spricht nicht für eine umsichtige Vereinspolitik, wenn erst ein Fanclub Briefe schreiben muss, bevor gehandelt wird – und auch das nur darin mündet, einen Einzigen zum Sündenbock zu machen.

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